Wintersemester 2021/22



Die Lehrveranstaltungen finden je nach Infektionslage in Präsenz oder online statt. Einzelregelungen zur Durchführung und Anmeldung stehen am Ende des Kommentartextes. Die Angaben werden laufend aktualisiert.
 

Hauptseminar/Oberseminar

 

Imago Turcae. Das Bild des Türken in der lateinischen Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit
2st., Di 16.00-17.30        Beginn: 19.X.     Prof. Wiegand


Als "Schatten des Wachsenden" nahmen die Europäer die anscheinend unaufhaltsame Ausdehnung des osmanischen Reiches vor allem seit der Eroberung Konstantinopels 1453 wahr. In zahlreichen Publikationen in lateinischer Sprache setzten sie sich mit der als Bedrohung des christlichen Europa empfundenen Expansion des türkischen Reiches auseinander und suchten nach den Ursachen dieses Erfolges. Im Seminar wird es darum gehen zu untersuchen, welches Bild des Türken in wichtigen lateinischen Texten vermittelt wird. Im Zentrum werden zwei Prosatexte stehen, einmal der Anonymus Septemcastrensis, der als Kriegsgefangener und Sklave mehrere Jahrzehnte im osmanischen Reich lebte und nach der Befreiung seine Erlebnisse niederschrieb, zum anderen "Vier Briefe aus der Türkei" in glänzendem Latein von Ogier Ghiselin de Busbeq (Busbeck). Busbeq war seit 1555 Gesandter Kaiser Karls V. an der Hohen Pforte und bietet in seinen Litterae ein differenziertes Bild der Türken. Sein Text beeinflusste die europäische gebildete Öffentlichkeit nachhaltig. Die Texte werden vom Seminarleiter zur Verfügung gestellt.

Veranstaltungsform: präsent; bis zu 10 Personen
; ÜR2/Hist.Sem.


Der «St. Galler Klosterplan». Sprache, Dichtung, Schrift

2st., Di 9.15-10.45         Beginn: 19.X.     Prof. Licht
 

Schrittweise ist es der Forschung gelungen, diesem Spitzenstück der karolingischen Überlieferung seine Geheimnisse zu entlocken: Wir wissen inzwischen, daß der «St. Galler Klosterplan» auf der Reichenau entstanden ist, wissen um die gültigen Argumente zu seiner Datierung um das Jahr 825, können auch die beiden Schreiber bzw. Autoren identifizieren, die ihn erarbeitet haben. Im Seminar sollen diese auf sprach-, schrift- und literaturgeschichtlicher Basis gewonnenen Erkenntnisse gesichert, das Sachvokabular fma. Klosterwesens verstanden und die literarische Qualität der metrischen Beschriftungen (tituli) beurteilt werden. Ziel ist eine Gesamtwürdigung des Klosterplans als Zeugnis der lateinischen Schriftkultur des IX.Jahrhunderts. Interessierte aller Disziplinen sind eingeladen, an dieser Veranstaltung zu einem Referenzobjekt des Kulturerbes teilzunehmen. Arbeitsgrundlage sind die hervorragenden digitalen Erschließungen des Planes und seiner Vergleichsstücke. Zur Kontaktaufnahme: W.Berschin: Der St.Galler Klosterplan als Literaturdenkmal, in: Mittellateinische Studien I, Heidelberg 2005, p.127-156.

Veranstaltungsform: präsent; bis zu 16 Personen; Hörsaal am Hist.Sem.; Zugangsschlüssel: Klosterplan_2021/22




 

Hauptseminar/Übung (auch grundwissenschaftlich)


Kodikologie: Fragmenta Bambergensia II (mit Exkursion)
2st., Di 11.15-12.45        Beginn: 19.X.     Prof. Licht / Dr. Wallenwein

Unpublizierte Fragmente aus Einbänden der Staatsbibliothek Bamberg sollen im Rahmen dieser Lehrveranstaltung beschrieben und digital veröffentlicht werden. Ein Schwerpunkt wird auf der Untersuchung der Beziehungen zwischen Fragmenten und Trägerbänden liegen, womit Kenntnisse im Bereich der Inkunabel- und Einbandkunde ebenso erlangt und vertieft werden können wie auf dem Gebiet der Kodikologie. Die während des Semesters zu erarbeitenden Ergebnisse können auf einer abschließenden (notfalls virtuell stattfindenden) Exkursion nach Bamberg an den Originalen überprüft werden. Die Veranstaltung richtet sich an fortgeschrittene Studierende der Historischen Grundwissenschaften und benachbarter Disziplinen.

Veranstaltungsform: online synchron; Zugangsschlüssel: FragmentaBambergensia_2021/22


 

Lektüre

 

Lectura Vulgatae: Johannesevangelium (4-12) mit dem Kommentar des Rupert von Deutz († um 1130)
2st., Mo 11.15-12.45        Beginn: 18.X.     Dr. Köhler
Das Johannesevangelium behält auch nach dem furiosen Beginn seinen Sondercharakter: Jesus bezeichnet sich mit Hoheitstiteln wie Messias, Sohn Gottes, Wort Gottes. Seine Wundertaten deuten auf Künftiges, sind Zeichen der Herrlichkeit Gottes und künden Leiden und Auferstehung an. Jesus ist Lamm Gottes und ebenso guter Hirte, Brot des Lebens und ebenso lebendiges Wasser ‒ Ausdrücke voller Symbolik, die schon für die Menschen, zu denen er sprach, der Auslegung bedurften. Rupert von Deutz, ein Benediktinermönch, Mystiker und Abt des Hochmittelalters, trägt dazu außer sachlichen Erklärungen und spirituellen Deutungen biblische und literarische Beispiele sowie Wort- und Textanalysen bei. Die ersten drei Kapitel des Johannesevangeliums wurden im Rahmen dieser Veranstaltung im letzten Wintersemester gelesen. Die jetzt folgenden Kapitel enthalten das Wirken und Predigen Jesu bis zum Beginn seiner Passion. Textgrundlage: Biblia Sacra iuxta Vulgatam versionem, Stuttgart 52007 und Ruperti Tuitiensis commentaria in evangelium sancti Iohannis, ed.R.Haacke, Turnhout 1969. Die Texte werden in Moodle zur Verfügung gestellt. Eingeladen sind Hörer aller Fächer mit Lateinkenntnissen.

Veranstaltungsform: präsent; bis zu 10 Personen; ÜR4/Hist.Sem.

 



Erstlektüre fü
r Historiker: Kreuzfahrt und Orientkunde. Die Historia orientalis des Jakob von Vitry (†1240)
2st., Mo 16.15-17.45        Beginn: 18.X.     Dr. Otero Pereira


Jakob von Vitry wurde nach seinem Studium in Paris 1210 zum Priester geweiht, war ab 1216 Bischof von Akkon, nahm am V. Kreuzzug und der Belagerung von Damiette teil, blieb in Akkon wohl bis 1227, wurde Kardinalbischof von Tusculum und starb 1240 in Rom. Abgesehen von mitreißenden Predigten, Briefen und Exempeln schrieb er eine monumentale zweiteilige Historia Hierosolymitana. Den 'morgenländischen' Teil (Historia orientalis) verfaßte Jakob wohl in Akkon. Er erzählt darin von der Geschichte des Heiligen Landes, den Nachbarregionen, den ersten drei Kreuzzügen, beschreibt die geographische Lage, die Städte und die Eigenschaften der Natur, behandelt die Geschichte der Völker und Religionsgemeinschaften und schildert die Entstehung des Islam. Wichtige Quellen sind für ihn offenbar die Überlieferungen der orientalischen christlichen Gemeinden. Der Lektürekurs wendet sich an Anfänger mit wenig Lektüreerfahrung. Der Text wird im Plenum gelesen und übersetzt. Textgrundlage: Jacques de Vitry, Histoire orientale, ed. Jean Donnadieu, Turnhout 2008.

Veranstaltungsform: präsent; bis zu 10 Personen; ÜR2/Hist.Sem.


Übung/Hauptseminar (auch grundwissenschaftlich)


Paläographie I: Von den spätantiken Majuskelschriften zur karolingischen Minuskel (für Anfänger)
2st., Mi 9.15-10.45            Beginn: 20.X.     Prof. Licht
 
Die Übung führt in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen spätantiker und frühmittelalterlicher lateinischer Schriften anhand von digitalen Handschriftenabbildungen und Kopien aus Tafelwerken ein.

Veranstaltungsform: präsent; bis zu 18 Personen; HS 15 in der Neuen Universität. Die Veranstaltung beginnt nun doch wie gewohnt c.t.

 
Paläographie III: Von der karolingischen Minuskel zu den gotischen Schriftarten
2st., Mi 11.15-12.45        Beginn: 20.X.         Prof. Licht

Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen lateinischer Schriften vom X. bis XIII. Jahrhundert. Interessenten ohne Vorkenntnisse möchten sich bitte per E-Mail (tlicht@ix.urz.uni-heidelberg.de) anmelden.

Veranstaltungsform: präsent; bis zu 16 Personen; ÜR1/Hist.Sem.

 

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 13.04.2022
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