Henning Jansen
Disclaimer: Ich möchte nicht dazu beitragen, die Berufschancen für Historiker:innen außerhalb des universitären Kontextes in irgendeiner Form zu beschönigen. Ohne viel Motivation, neue Dinge zu erlernen, und die Bereitschaft, sich von seinen inhaltlichen Themen zu verabschieden, ist es sehr schwer. Ich selbst sah mich lange innerhalb einer Universitätslaufbahn, doch finanzielle und krankeitsbedingte Ursachen forcierten bei mir einen Realitätscheck, der eine fehlende Planungssicherheit, die aus einer Abhängigkeit von Forschungsgeldern und Stipendien etc. resultiert, nicht zuließ. Somit ist beides schwer: Innerhalb und außerhalb der Universität bringt das Geschichtsstudium Hürden und man darf sich aussuchen, für welchen steinigen Weg man sich entscheidet. Ich habe mich (nicht ganz freiwillig) dazu entschlossen, als Quasi-Quereinsteiger in den Online-Bereich zu gehen und muss nun damit leben, dass mich das Fach, welches ich liebe, nicht täglich begleitet und mich defizitär im Kontakt mit Promovierenden, Doktor:innen und Professor:innen fühle – dafür aber finanziell auf sicheren Füßen stehe und weiß, dass meine Arbeit im Online-Journalismus und im Feld Social Media nicht erst mit der Pandemie immer wichtiger und relevanter wird.
Was machst Du heute beruflich?
Ich arbeite mittlerweile als Social Media-Redakteur beim SWR und habe zuvor zweieinhalb Jahre bei dem Magazin Psychologie Heute gearbeitet.
Was sind Deine konkreten Aufgaben?
Bei der Psychologie Heute habe ich die Konzeptionalisierung und Durchführung der Social Media-Auftritte verantwortet und zugleich die Suchmaschinenoptimierung betreut. Zusätzlich war ich an der Kreation neuer Produkte beteiligt und war der Herr der Zahlen. Bei mir liefen alle Digitalzahlen der Marke über den Tisch und ich konnte dadurch gut einschätzen, in welche Richtung sich der Online-Auftritt des Magazins entwickelt.
Beim SWR hat sich mein Aufgabenbereich verkleinert und zugespitzt. Ich arbeite nun in einem Social Media-Team und wir arbeiten mit den Kanälen noch einmal auf einem anderen Niveau. Thematisch sind die Posts sehr variabel, da wir einen breiten Kulturbegriff benutzen, sodass ich sowohl an hochkulturellen als auch populärkulturellen Beiträgen sitze. Zudem planen wir momentan eine Umstrukturierung des Online-Auftrittes, bei dem ich stark involviert bin.
Kernaufgabe war es bei der Psychologie Heute und ist es beim SWR weiterhin, unsere Zielgruppen und Kanäle, die wir bestimmt haben, analysebasiert zu verstehen, anzusprechen, ihre Entwicklungen nachzuvollziehen und unseren Content in Form und Inhalt sehr flexibel anzupassen.
Inwiefern baut Deine aktuelle Arbeit auf Deiner wissenschaftlichen (Mit)Arbeit auf? Welche Kompetenzen kannst Du dort einbringen, die Du durch Studium/wiss. Arbeit erworben hast?
Konkret baut meine Arbeit gar nicht auf meiner wissenschaftlichen Praxis auf. Es gibt Berührungspunkte durch kulturwissenschaftliche Lehrveranstaltungen (Populärkultur, Vergangenheitskonzeptionen im Internet etc.) und ein vager historischer Background schadet nicht bei der Betrachtung der aktuellen Gesellschaft und ihrer Diskurse – aber ich wäre sicherlich auch ohne ausgekommen. Zu Social Media hat es mich verschlagen, weil ich als Werksstudent bei einer Computerspielfirma gearbeitet habe. Computerspiele haben dabei meine wissenschaftliche Arbeit stark beeinflusst und tun es noch heute, da ich nebenbei ab und zu in Sammelbänden im Themenbereich der Game Studies publiziere. Mein Geschichtsstudium hat hierbei insofern geholfen, als dass ich in meinem Verständnis, dass Populärkultur ein ernstzunehmendes Betrachtungsfeld ist, bestärkt wurde. Zudem sind Recherchefähigkeit und generelle sekundäre Kompetenzen bei meiner aktuellen Arbeit hilfreich – insbesondere bei der Einarbeitung in neue Themenfelder, wie Suchmaschinenoptimierung (SEO) oder Datenanalyse.
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