Hanna Swartzendruber
Was machst Du heute beruflich?
Nach meinem deutsch-französischen Masterabschluss in Geschichte im Oktober 2018 startete ich im Januar 2019 bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), einer sogenannten Durchführungsorganisation der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Die ersten sechs Monate in der GIZ verbrachte ich im bezahlten Vollzeitpraktikum, dann als ‚Junior-Beraterin‘ und inzwischen als Beraterin im ‚Sektorvorhaben‘ Wasserpolitik. Seit März 2022 entfällt ein Teil meiner Arbeitszeit auf das Wassersektorreformprogramm in Sambia, was häufige Dienstreisen nach sich ziehen wird.
Was sind Deine konkreten Aufgaben?
Ich unterstütze das Referat für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (kurz: WASH) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit Beratungsleistungen zur Verbesserung der Wassersicherheit in Partnerländern der deutschen EZ. In der Praxis heißt das: Ich halte das BMZ informiert, was Forschung, Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und weitere Partner (z.B. Entwicklungsbanken, UN-Institutionen oder andere Regierungen) im Bereich der globalen, regionalen und nationalen Wasserpolitik machen, indem ich Sachstände und Einschätzungen zu bestimmten Themen schreibe. Dafür muss ich natürlich einiges an Recherche betreiben und mich eng mit Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Durchführungsorganisationen abstimmen, etwa der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zum Thema Grundwasser, oder mit der KfW Entwicklungsbank, wenn es um Investitionen in Infrastrukturprojekte der Siedlungswasserwirtschaft geht. Zu meinem Arbeitsalltag gehört ebenfalls die Beantwortung von Bürger- und parlamentarischen Anfragen sowie die fachliche Vorbereitung des BMZ auf teils hochrangige Veranstaltungen.
Inwiefern baut Deine aktuelle Arbeit auf Deiner wissenschaftlichen (Mit)Arbeit auf?
Eigentlich (und uneigentlich) tut sie das nicht, aber davon war ich als Amerikanerin, die nach angelsächsischem Vorbild studiert hat, von Anfang an ausgegangen. Ich habe mich für Geschichte und Romanistik entschieden, weil ich gerne verschiedene Sprachen spreche, Texte analysiere und selbst schreibe. All das zeichnet meine Arbeit bei der GIZ aus.
Welche Kompetenzen kannst Du dort einbringen, die Du durch Dein Studium erworben hast?
Die Fähigkeit zum kritischen Lesen, Recherchekompetenz, eine schnelle und gleichzeitig saubere Herangehensweise bei der Textarbeit, eine gewisse Kontextaffinität, ein gutes Sprachgefühl und ein historisches Allgemeinwissen, das für die Politikgestaltung äußerst hilfreich ist.
Welche Hürden gab es, und wie hast Du sie gemeistert?
Anfangs war meine größte Hürde in gewisser Hinsicht auch ein Vorteil: als Fachfremde den Fachfremden im BMZ klar und verständlich zu kommunizieren, wo Handlungsprioritäten im Wassersektor liegen, welche strategischen Entscheidungen gefällt werden sollen und wie sich das Haus am besten aufstellen kann, um den wasserbezogenen Entwicklungsherausforderungen der Gegenwart und Zukunft optimal zu begegnen. Das war zwar eine steile Lernkurve, aber ich hatte Spaß daran. Und: Die Realisierung der Menschenrechte auf Wasser, Sanitärversorgung und eine gesunde Umwelt ist keine Raketenwissenschaft. Ich lasse mich also nicht mehr von Kommentaren verunsichern, was ein Geschichtsstudium mit meinem Beruf zu tun haben könnte.
Was gefällt Dir besonders an Deinem Job?
Ganz besonders gefällt mir der tagtägliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen und Partnern aus aller Welt. Beispielsweise führe ich derzeit gemeinsam mit UN-Habitat eine Webinar-Serie durch, in dem sich Wasser- und Abwasserunternehmen aus Argentinien, Saint Lucia, Uganda, der Ukraine, den Philippinen und vielen anderen Ländern gegenseitig berichten, wie sie die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie und klimabedingter Katastrophen gemeistert haben. Inzwischen kenne ich fast alle Zeitzonen auswendig.