Inwertsetzung und Präsentation von Kulturellem Erbe (vornehmlich im regionalen Kontext)

Die Burg Wersau – Ein Citizen Science Projekt

Citizen Science WersauDie ehemalige Burg Wersau in Reilingen gehört zu einer der wenigen Niederungsburgen des Rhein- Neckargebietes, die aktiv archäologisch untersucht werden. Die obertägig abgegangene Anlage, die seit ihrer Gründung im frühen Hochmittelalter bis ins 18. Jahrhundert bestand, diente als Zollburg, Jagdschloss und Kellerei der Kurfürsten bei Rhein. Auch nach der Zerstörung der Burg wurde das Gelände noch bis an das Ende des 20. Jahrhunderts durchgehend weiter bewohnt, diente als Mühle, Wirtschaftshof und Wohnort und kann somit auf eine über 800 Jahre währende Geschichte zurückblicken.1675 - Ausschnitt Karte Der Festung Udenheim _hist. Museum Speyer B.s. 3631_

Dass Pfalzgraf Ruprecht I. 1386 die Burg Wersau als Ort wählte um die Gründungsurkunde der Universität Heidelberg zu empfangen zeigt, welche besondere Bedeutung man der Anlage im Hochmittelalter zusprach. Damit bietet der Ort einen hervorragenden Ausgangspunkt die Rolle der weitestgehend in Vergessenheit geratenen Niederungsburgen in der Rheinebene, sowie die Geschichte der Kurpfalz anhand der archäologischen Hinterlassenschaften neu zu beleuchten.

Mit Hilfe eines intensiven ehrenamtlichen Engagements und in Kooperation mit der Gemeinde Reilingen hat sich das HCCH zur Aufgabe gemacht das Gelände der ehemaligen Burg Wersau als regionale Bildungsstätte für Archäologie und Lokalgeschichte wissenschaftlich aufzubereiten und mit Hilfe eines touristischen Nutzungskonzeptes für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der SWR hat dem Vorhaben einen Besuch abgestattet und einen kleinen Bericht dazu veröffentlicht, den Sie hier finden. Der partizipative Ansatz des Projekt steht auch im Fokus einer Dokumentation mit dem Titel "Archäologie für Alle - Partizipative Wissenschaft auf der Burg Wersau".

 

Inwertsetzung des ehemaligen Reichsklosters Schuttern als Stätte des Historisch-Kulturellen Erbes

220px-schutterns Kloster- Und PfarrkircheDas Kloster Schuttern in der Ortenau gehörte von seiner Gründung im frühen 8. Jh. bis zur Säkularisation zu den bedeutendsten monastischen Zentren im südwestdeutschen Raum. Eine besondere Blütezeit erlebte es im 9. Jh., als es zu den wichtigsten Klöstern des karolingischen Reiches gezählt wurde und in seiner Schreibstube das berühmte ‚Schutterner Evangeliar‘ entstand. Ausgrabungen in den 1970er Jahren unter der barocken Kirche erbrachten die Reste von drei früheren Kirchenanlagen und insbesondere ein nördlich der Alpen fast einzigartiges figürliches Mosaik vermutlich aus dem 11. Jh.Schuttern6

In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Friesenheim und dem Historischen Verein Schuttern 603 e. V. erarbeitet das HCCH seit 2016 einen in mehreren Stufen angelegten Plan zur Erforschung und Inwertsetzung dieser historisch und kulturell äußerst bedeutsamen, jedoch bislang wenig bekannten Stätte. In einem ersten Schritt wurde hierzu das auf dem Gelände des ehemaligen Klosters untergebrachte „Klostermuseum Schuttern“ völlig neu gestaltet und am 22. Februar 2019 feierlich eröffnet. Die inhaltlichen Konzepte hierfür wurden in einer interdisziplinären Lehrveranstaltungen von Heidelberger Studierenden und Wissenschaftlern entwickelt. Ein Team aus Studierenden und Dozenten hat sodann ein Umsetzungskonzept erstellt und dieses schließlich ausgeführt.

Presse

 

 

Inwertsetzung eines Bodendenkmals als Kulturelles Erbe am Beispiel des Zullesteins in der Gemeinde Biblis (Hessen)

Lehrveranstaltung Zullestein 2Unweit des bekannten Atomkraftwerkes Biblis befindet sich inmitten des naturgeschützten Rheinauenwaldes die bei der Errichtung des Kraftwerkes freigelegte Ruine Zullestein. Es handelt sich um das Kernbauwerk der im 17. Jh. zerstörten Burg Stein, deren Geschichte weit zurückreicht: Im 4. Jh. wurde hier auf der linken Rheinseite nahe der Weschnitzmündung eine spätrömische Grenzfestung (burgus) errichtet, die seither kontinuierlich in Benutzung blieb. Im Frühmittelalter gelangte das Königsgut Zullestein in den Besitz des Klosters Lorsch, das hier seinen Rheinhafen (portus) und einen Markt besaß. Im Mittelalter entwickelte sich an dieser Stelle ein regional bedeutender Herrschaftssitz. Seit 2014 wird an einem neuen touristischen Nutzungskonzept gearbeitet, denn aufgrund seiner abseitigen Lage ist der Zullestein weder in der lokalen noch in der überregionalen Wahrnehmung als bedeutendes Kulturdenkmal präsent.

Zusammen mit der Welterbestätte Kloster Lorsch und dem Landesamt für Denkmalpflege, hessenARCHÄOLOGIE, arbeitet das HCCH an einer Neuauswertung der wissenschaftlichen Befundlage, die Grundlage für eine Neupräsentation des Denkmals sein soll, wobei hier neben den Belangen des Kulturschutzes auch denen des Umwelt- und Gewässerschutzes Rechnung getragen werden muss. Die Entwicklung eines neuen Konzepts zur Präsentation der Stätte geschieht im Rahmen von Seminaren an der Universität Heidelberg unter Mitwirkung von Studierenden.

 

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Letzte Änderung: 03.12.2021
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