Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Die WM als Chance
Von Oliver Fink
Die Fußballwelt dreht sich um die Südspitze Afrikas, seit erstmals eine Weltmeisterschaft auf dem Schwarzen Kontinent ausgetragen wird. Während die Studierenden der Universität Heidelberg bevorzugt beim Public Viewing im Marstallhof mit den Mannschaften ihrer Herkunftsländer mitfiebern, widmen sich Wissenschaftler der Ruperto Carola diesem Ereignis auch aus anderer Warte. So wie Dr. Manfred Loimeier, Habilitand am Anglistischen Seminar: Er hat in einer gerade erschienenen Anthologie Fußballgeschichten vornehmlich junger Autoren aus Südafrika versammelt.
Herr Loimeier, wie äußern sich Intellektuelle und Schriftsteller in Südafrika zu dieser ersten WM auf afrikanischem Boden?
Herr Professor Roth, brauchen wir wieder mehr Straßenfußballer?
Deutschlands Kicker haben zuletzt mit ungewohntem Ballzauber verzückt. Die Forschungsschwerpunkte von Prof. Klaus Roth (Foto: Gattner), Direktor des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Uni Heidelberg, liegen in den Bereichen des motorischen Lernens und der motorischen Entwicklung sowie des Trainings im Kindes- und Jugendalter. Der Hochschullehrer, der über lange Jahre hinweg erfolgreicher Handballspieler und -trainer war, ist zudem Initiator der Ballschule Heidelberg, in der Kinder zwischen drei und acht Jahren das ABC des (Ball-)Spielens erlernen können, und die im zehnten Jahr ihres Bestehens beim bundesweiten Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet wurde. Im Folgenden beantwortet er die Frage: Herr Roth, brauchen wir wieder mehr Straßenfußballer?
„Diese Frage lässt sich mit einem klaren ,Ja, aber‘ beantworten. Zunächst zum ,Ja‘: Zahlreiche sportwissenschaftliche Studien zeigen, dass große Teile unserer Kinderwelt keine Bewegungswelt mehr sind. Nicht wenige Experten sprechen von verödeten Bewegungslandschaften, Sitzfallen oder einer sitzengebliebenen Gesellschaft. Statt mit einem Spannstoß wird der Ball heute eben mit einem Mausklick ins Tor befördert.
Niklas Schenck erhält Axel Springer Preis
Für seinen Online-Beitrag „Die zweite Chance des Andreas Krieger“ ist der Heidelberger Geographiestudent Niklas Schenck (Foto: privat) bei der Vergabe des Axel Springer Preises für Junge Journalisten mit einem zweiten Platz bedacht worden. Für den „unispiegel“, die Zeitung der Ruperto Carola, verfasste Schenck die Reportage „Brückenschlag zwischen Ost und West“, die wir in dieser Ausgabe von Journal@RupertoCarola ebenfalls publizieren (siehe unten).
In dem preisgekrönten, multimedialen Bericht vom August 2009 geht es um das Schicksal der ehemaligen Europameisterin im Kugelstoßen Heidi Krieger, die in der DDR jahrelang männliche Hormone verabreicht bekam. 1997 unterzog sie sich einer Geschlechtsumwandlung und kämpft mittlerweile für die Rechte von Doping-Opfern. Die sogenannte Audio Slide-Show wurde im Internet-Auftritt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Faz.net veröffentlicht.
Brückenschlag zwischen Ost und West
Von Niklas Schenck
Auf alten Pfaden Neuland betreten haben die Geographen der Universität Heidelberg. Bei einer deutsch-chinesischen Summer School zum Thema Geoarchäologie gingen sie an den beiden Grabungsstätten Jiaohe und Gaochang im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang der Frage nach, wie sich Klima und Landschaft über die Jahrtausende entwickelt haben. Dabei stand nicht nur der Technologietransfer in Form moderner Feldmethoden im Fokus. Auch der Austausch zwischen Wissenschaftlern und Studierenden aus beiden Ländern sollte gefördert werden – ganz informell.
Turfan, rund drei Stunden entfernt von der westchinesischen Millionenstadt Urumqi. Hier verläuft die nördlichste von drei Routen der alten Seidenstraße, dieses ersten globalisierten Handelswegs, mitten durch ein empfindliches Wüstenökosystem. In den Flussoasen, die von den Gletschern des Tianshan-Gebirges gespeist werden, sprießen Rebstöcke, die Rosinenproduktion hat hier eine lange Tradition. Überall sonst offenbart der nackte Untergrund eine Chronik der Erdgeschichte. Ein Ökosystem, das seit jeher empfindlich auf Klimaänderungen reagiert.
Wie eine Lampe mit Wackelkontakt
Sterne werden geboren, wenn gewaltige Gasmassen kollabieren. Mit der Zeit fängt der neue Himmelskörper an zu leuchten und zerstört die ihn umgebende Gaswolke. Überraschenderweise gilt dies nicht unbedingt für „Schwergewichte“ mit großer Masse: Ihr Leuchten ähnelt eher einer Lampe mit Wackelkontakt, wie Astrophysiker der Universität Heidelberg herausgefunden haben.
Mit ihren Simulationsrechnungen haben die Wissenschaftler wesentlich zum Verständnis der Strukturen von Gasgebieten um massereiche Sterne beigetragen und konnten damit ein 20 Jahre altes Rätsel der astronomischen Forschung lösen. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten wurden im „Astrophysical Journal“ vorgestellt.
„Ruhestörer und Friedensbrecher des akademischen Gemeinschaftslebens“
Von Werner Moritz
Das Interesse an Emil Gumbel (1891 bis 1966) lebt immer wieder auf (Porträt von Emil Stumpp, Repro: Universitätsarchiv). Es gilt jedoch fast ausschließlich dem engagierten Pazifisten und seiner Zivilcourage, weniger dagegen dem Wissenschaftler Gumbel, einem Mathematiker und Statistiker. Nach dem Studium der Nationalökonomie und der Mathematik in München und Berlin war er 1914 in seiner Heimatstadt München zum Dr. oec. publ. promoviert worden und hatte sich Ende 1922 am Heidelberger Institut für Sozial- und Staatswissenschaften für Statistik habilitiert. An diesem Institut und für dieses Fach versah er als Privatdozent ab dem Sommersemester 1923 einen Lehrauftrag.
Politisch hatte sich Gumbel bereits 1917 mit seinem Eintritt in die USPD, die sich dann 1920 mehrheitlich mit der SPD vereinigte, auf dem linken Flügel des Parteienspektrums engagiert. Mit Publikationen und Vorträgen stellte er, 1914 selbst noch ein Kriegsfreiwilliger, nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs tradierte Wertbegriffe wie beispielsweise nationale Ehre, Vaterland, Heldentum und Opfertod immer wieder und nicht ohne Polemik in Frage.