Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Zwischen Pizzen und Pipetten
Von Timm Hondrich
„Für die Mehrheit der Studierenden gehört die Erwerbstätigkeit zum Alltag. Sie prägt ihre finanzielle Situation ebenso wie ihr Zeitbudget und ihr soziales Leben.“ Das konstatiert die jüngst vorgelegte Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, die vom HIS-Institut für Hochschulforschung vorgenommen wurde, zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland. Demnach arbeiten selbst während der Vorlesungszeit über 60 Prozent der Hochschüler – nach der Unterstützung der Eltern und noch vor der staatlichen Ausbildungsförderung (BAföG) ist die Erwerbstätigkeit das zweitwichtigste Standbein der Studienfinanzierung. Stipendien und Studienkredite spielen hingegen weiter nur eine untergeordnete Rolle.
Da stellt sich auch die Frage: Welche Jobs suchen sich die Hochschüler (Foto: Universität Heidelberg)? Arbeiten die Studierenden an ihrer Alma Mater als wissenschaftliche Hilfskräfte oder jobben sie in fachfremden Branchen? Und warum sind sie erwerbstätig – ist es nur wegen des Geldes oder gibt es auch andere Motive? Journal@RupertoCarola hat sich auf dem Heidelberger Campus umgehört:
„Schließlich denkst du mit dem Kopf und nicht mit den Füßen“
Von Ute von Figura
Vielfacher Deutscher Meister, zehnfacher Junioren-Weltmeister, zweimaliger Weltranglisten-Erster über 200 Meter sowie dreimaliger Weltranglisten-Erster und Weltmeister über 400 Meter – Marc Schuhs (Foto: Alexander Grüber) sportliche Bilanz ist beachtlich. Fast alle großen Titel hat der 23-Jährige in seiner Karriere als Rennrollstuhlfahrer bereits geholt. Wenn er nicht trainiert, widmet er sich seiner zweiten Leidenschaft: der Physik.
Marc Schuh kommt 1989 mit dem sogenannten kaudalen Regressionssyndrom zur Welt. Die Folge: eine Fehlbildung der unteren Wirbelsäule und der Beine. „Es war klar, dass ich nie würde laufen können und mich zügig an den Rollstuhl gewöhnen musste.“ Von klein auf habe er gelernt, dass Bewegung Spaß mache – zunächst spielerisch beim Basketball und Tennis, bevor er mit zehn Jahren überraschend sein Talent für die Leichtathletik entdeckte: „Ich habe eher zufällig am Heidelberger Rollstuhl-Marathon teilgenommen und auf Anhieb die Kinderwertung über zwei Kilometer gewonnen. So fing alles an.“ Nach Erfolgen bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2005 und der unverhofften Qualifikation für die Paralympics 2008 beschloss er mit 18 Jahren, ins Profi-Lager zu wechseln.
Tiefer Blick in die kosmische Planetenküche
Ein altes Rätsel der Kometenentstehung haben Astrophysiker der Universität Heidelberg durch Beobachtungen am Atacama Large Millimeter Array (ALMA) in Chile gelöst. Dank dieses neuen Teleskops der Europäischen Südsternwarte, übrigens eines der leistungsfähigsten Geräte der Welt, konnte die Existenz sogenannter Staubfallen als möglicher Geburtsstätte von Kometen bewiesen werden (Bild: ESO/L. Calçada). Zugleich wurden damit Theorien von Heidelberger Wissenschaftlern bestätigt. „Die Erkenntnisse aus den aktuellen Untersuchungen sind ein Meilenstein in unserem Verständnis der Entstehung von Kometen und letztlich auch Planeten“, erklärt Prof. Dr. Cornelis Dullemond vom Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg. Die Forschungsergebnisse wurden in „Science“ veröffentlicht.
Bei der Frage nach der Entstehung von Kometen und Planeten gehen Astronomen davon aus, dass winzige Partikel in der Umlaufbahn um einen jungen Stern – der sogenannte kosmische Staub – innerhalb von Millionen von Jahren immer mehr verklumpen. Dadurch entstehen immer größere Objekte wie Kometen und am Ende auch Planeten. Allerdings werden diese Gebilde durch heftige Zusammenstöße oft wieder pulverisiert oder driften allmählich in den zentralen Stern und werden dort zerstört.
Durch Austausch, durch Anpassungsprozesse, durch transkulturelle Phänomene
Von Oliver Fink
Zum Kern der Heidelberger Forschungsstrategie im Zuge der Exzellenzinitiative gehört es, Themenfelder über Einzeldisziplinen hinweg zusammenzuführen. Herauskristallisiert haben sich dabei vier große Forschungsfelder, die sogenannten Fields of Focus. Im Zentrum des Field of Focus 3 mit dem Titel „Kulturelle Dynamik in globalisierten Welten“ steht die Erforschung kultureller Räume, wie sie durch Mobilität, Migration oder historische Verflechtungen entstehen. Der Assyriologe Prof. Dr. Markus Hilgert (Foto: privat), der in Heidelberg Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Materiale Textkulturen. Materialität und Präsenz des Geschriebenen in non-typographischen Gesellschaften“ ist und im kommenden Frühjahr das Direktorenamt des Vorderasiatischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin übernehmen wird, ist an der Ruperto Carola auch Sprecher des Research Council für den Field of Focus 3. Im Interview gibt er darüber Auskunft, welche Ideen dahinterstecken:
Was ist das Besondere an den Fields of Focus und worin besteht die Aufgabe der ihnen zugeordneten Research Councils?
Kritik an Isaac Newton
Von Tina Schäfer
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Existenz einer physikalischen Lehrsammlung an der Universität Heidelberg belegt. Die heutige Sammlung historischer Instrumente des Physikalischen Instituts illustriert die Wissenschaftsgeschichte des Fachs ebenso wie die Arbeit prominenter Forscher und ihre Entdeckungen. Ein Beispiel hierfür ist die „Klaviatur des optischen Spektrums“ (Foto: Sammlung), die Hermann von Helmholtz um 1860 eigenhändig gestaltet hat.
Die Sammlung des Physikalischen Instituts umfasst Instrumente und Messgeräte aus allen Teilbereichen des Fachs, vor allem aus der Zeit ab Mitte des 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts – von Thermometern und Barometern über Entfernungsmesser und Spektrometer bis hin zu Strom- und Spannungsmessgeräten. An den rund 1900 Objekten, die teils auch in der Lehre zur Demonstration von physikalischen Phänomenen und Gesetzmäßigkeiten eingesetzt werden, lässt sich die Entwicklung einzelner Forschungsfelder und Theoriemodelle über die Jahrhunderte nachvollziehen.
Schillernd und scharfsinnig
Von Mirjam Mohr
Sie war im Berlin der Goldenen Zwanziger eine bekannte Journalistin, sorgte als vermeintliche deutsch-französische Doppelagentin für einen Gesellschaftsskandal, war mit einem angesagten Frauenarzt, einem Verlagserben und einem ungarischen Grafen verheiratet, und sie machte in den Vereinigten Staaten unter dem Namen Rosie Gräfin Waldeck (Foto: Rowohlt Archiv) Karriere als politische Journalistin und Schriftstellerin. 1951 zählte der amerikanische Autor John Gunther die Mannheimerin Rosa Goldschmidt, die 1920 an der Universität Heidelberg mit Auszeichnung promoviert wurde, zu den interessantesten und faszinierendsten Frauen des 20. Jahrhunderts. Doch als sie 1982 in New York starb, hatte die Öffentlichkeit sie längst vergessen.
Wachgehalten wird die Erinnerung an ihr schillerndes Leben in ihrer Geburtsstadt Mannheim, wo sie am 24. Juli 1898 als Tochter eines der Gründer des Bankhauses „Marx und Goldschmidt“ zur Welt kam. Wie der Mannheimer Historiker Wilhelm Kreutz anlässlich des 200. Geburtstags des dortigen Karl-Friedrich-Gymnasiums in einem Essay über die seinerzeit berühmte Absolventin der Schule schreibt, war diese schon früh eine Ausnahmeerscheinung: