Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
„Auch selten gespielte Werke“
Für ihn ist es bereits sein sechstes Semester in Heidelberg: Seit über zweieinhalb Jahren leitet Michael Sekulla (Foto: Collegium Musicum) das Universitätsorchester und den Universitätschor, das Collegium Musicum. In beiden Ensembles – dem Großen Chor und dem Orchester – wirken vor allem Studierende aus sämtlichen Fakultäten, aber auch Universitätsmitarbeiter, Wissenschaftler und Externe mit. Zusätzlich zu den festen Ensembles haben sich in den vergangenen Jahren kleinere Gruppen wie beispielsweise ein Blechbläserkreis herauskristallisiert, die zu besonderen Gelegenheiten spielen. Oliver Fink sprach mit Michael Sekulla über vergangene und künftige Konzerte, über den Heidelberger Studenten und späteren Komponisten Robert Schumann sowie über die Voraussetzungen, um im Collegium Musicum mitzuwirken.
Jedes Semester studieren Sie mit Ihren beiden Ensembles ein musikalisches Programm ein, das schließlich im Rahmen eines großen Abschlusskonzerts präsentiert wird. Was ist es diesmal?
Offen und ohne Hemmungen
Von Ute von Figura (Text und Foto)
„Und, was machen wir nach dem Sex-ABC?“, fragt Hannah Salzer, „erst die Geschlechtskrankheiten oder erst den Grabbel-Sack?“ Zusammen mit Linda Sebesteny, Marius Kuschma und Samuel Loebell – alle Medizinstudierende an der Ruperto Carola – ist die 23-Jährige in ihrem knallroten Kleinwagen unterwegs zu einer 9. Klasse am Gymnasium Karlsbad in der Nähe von Karlsruhe. Auf dem Unterrichtsplan stehen heute die Themen Sexualität und Prävention – vermittelt nicht von Eltern oder Lehrern sondern von Studierenden der Heidelberger Initiative „Mit Sicherheit verliebt“ (MSV).
„Was in der Klasse gesagt wird, bleibt in der Klasse; alles darf gefragt werden und niemand wird ausgelacht.“ Eine knappe Stunde später steht Hannah Salzer vor den 24 Schülerinnen und Schülern und erklärt ihnen die Regeln des anstehenden Vormittags. Man merkt: Noch wissen die Jugendlichen nicht so richtig, was auf sie zukommen wird. Unsichere Blicke, Getuschel und peinlich berührtes Gekicher, als sie zum Sex-ABC aufgefordert werden. Zu jedem Buchstaben sollen sie einen Begriff ergänzen, der ihnen unter der Überschrift Sexualität einfällt.
Eiskalter Blick in den Aids-Erreger
Wie lagern sich die Strukturproteine des Aids-Erregers HIV zu einer vollständigen Virushülle zusammen? Der Antwort auf diese Frage sind Wissenschaftler des European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und des Universitätsklinikums Heidelberg mit Hilfe der hochauflösenden Kryo-Elektronentomographie jetzt etwas näher gekommen. Sie bildeten das Proteingitter vollständiger, unreifer HI-Viren (Bild: EMBL/F. Schur) in einer bisher nicht erreichten Auflösung ab, sodass die einzelnen Bausteine und ihre Kontakte erstmals deutlich zu sehen sind.
Die neuen Erkenntnisse zur Architektur der Virushülle sind online in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ erschienen. „Je besser wir den Bildungs- und Reifungsprozess von HIV verstehen, desto eher können wir Schwachstellen ausfindig machen und als Angriffspunkte für Therapien nutzen“, erklärt Prof. Dr. Hans-Georg Kräusslich, Direktor des Zentrums für Infektiologie am Universitätsklinikum und einer der Autoren der Veröffentlichung. Der Aufbau des Proteingitters überraschte die Experten: „Die Struktur ist anders als erwartet“, so Dr. John Briggs, Leiter der Forschungsgruppe am EMBL, in der die Arbeiten vorgenommen wurden.
Stammt das organische Material doch vom Mars?
Ob es Leben auf dem Mars gab oder womöglich sogar gibt, ist eine immer noch nicht beantwortete zentrale Frage der Wissenschaft. Und das vor kurzem mit dem NASA-Mobil „Curiosity“ auf dem Mars nachgewiesene organische Material könnte einen anderen Ursprung haben als von der Erde mitgebrachte Verunreinigungen, wie Wissenschaftler bislang gedacht haben: Ein deutsch-britisches Forscherteam um den Geowissenschaftler Prof. Dr. Frank Keppler von der Universität Heidelberg geht davon aus, dass auf dem Roten Planeten aufgefundenes Chlormethan, eine gasförmige chlororganische Verbindung, möglicherweise aus dem Boden des Mars stammt. Der darin enthaltene Kohlenstoff und Wasserstoff könnte seinen Ursprung in Mikrometeoriten (Foto: Bastian Baecker, Luigi Folco und Carole Cordier) haben, die auf unserem Nachbarplaneten eingeschlagen sind.
Gestützt wird diese Annahme durch Isotopenmessungen, mit denen die Wissenschaftler die Experimente von „Curiosity“ nachvollzogen haben. Untersucht wurden dazu Proben eines 4,6 Milliarden Jahre alten Meteoriten, der 1969 in Australien niedergegangen ist. Die Forschungsergebnisse wurden in den „Scientific Reports“ veröffentlicht.
Organe und Organismen
Von Oliver Fink
Vier große Forschungsbereiche, auf die sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der Universität Heidelberg konzentriert, haben sich in der ersten Förderphase der Exzellenzinitiative herausgebildet. In der zweiten Förderperiode werden diese vier interaktiven Felder, die sogenannten Fields of Focus (FoF), nun weiterentwickelt – als Kern der Heidelberger Forschungsstrategie. Das Field of Focus 1 trägt den Titel „Molekular- und zellbiologische Grundlagen des Lebens“ (Foto: Sebastian Kaulitzki/Fotolia).
Im FoF 1 versammelt sind Heidelberger Forscherinnen und Forscher aus der Fakultät für Biowissenschaften, den beiden medizinischen Fakultäten sowie den außeruniversitären Partnerinstitutionen: dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und dem Max-Planck-Institut für medizinische Forschung. Die Wissenschaftler befassen sich mit der Identifikation von Stammzellen in Pflanzen und Tieren, mit biochemischen Abläufen in der Zelle oder auch mit dem Auf- und Abbau von Proteinen. Die Analyse schließt morphologische, molekulare, quantitative und strukturbiologische Methodik ein.
Vier Vorreiterinnen des Frauenstudiums
Von Mirjam Mohr
Am Anfang stand ein Quartett: Vier Frauen trugen sich zum Sommersemester 1900 in das Matrikelbuch der Universität Heidelberg ein und wurden damit zu den ersten ordentlich immatrikulierten Studentinnen der Ruperto Carola. Zwar hatten vor ihnen schon andere Frauen Lehrveranstaltungen besucht und vereinzelt sogar promoviert – erlaubt war ihnen dies aber nur als „Hörerinnen“, nicht als gleichberechtigt eingeschriebene Studentinnen. Georgine Sexauer, Rahel Goitein (Foto), Irma Klausner und Else von der Leyen waren damit gemeinsam mit fünf anderen Studentinnen der Universität Freiburg Vorreiterinnen des Frauenstudiums in Deutschland, das bei diesem Thema anderen Ländern hinterherhinkte.
Am 19. Januar 1900 beschloss der Senat der Universität Heidelberg, nach Vorgabe des Karlsruher Kultusministeriums Frauen zum Studium zuzulassen, „zunächst jedoch nur versuchs- und probeweise“. Am 28. Februar ermöglichte das Großherzogtum Baden offiziell als erstes deutsches Land per Erlass Frauen den vollen Zugang zu Universitätsstudien. Einen wichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung hatte das von Baden unterstützte erste deutsche Mädchengymnasium in Karlsruhe geleistet.