Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Die mutige Alumna Käthe Leichter – Ein Opfer des NS-Terrors
Von Oliver Fink
Zu den von den Nationalsozialisten in der sogenannten „Euthanasie-Anstalt Bernburg“ Ermordeten gehört auch die österreichische Frauenrechtlerin und Sozialwissenschaftlerin Käthe Leichter (Bild: privat): 1938 von der Gestapo verhaftet, wurde sie 1940 in das KZ Ravensbrück für weibliche Häftlinge verschleppt und im März 1942 in Bernburg umgebracht. Käthe Leichter gilt heute – insbesondere in Österreich – als eine der Wegbereiterinnen der modernen Frauenbewegung. Einen Teil ihres Studiums absolvierte sie an der Universität Heidelberg. Doktorvater ihrer im Juli 1918 eingereichten Dissertation in der Politischen Ökonomie war der berühmte Soziologe Max Weber.
Begonnen hatte Käthe Leichter, die 1895 als Käthe Pick in ein großbürgerliches, assimiliertes jüdisches Elternhaus geboren wurde, ihr Studium zunächst an der Universität Wien. Hätte sie frei entscheiden können, so berichtet sie es in ihren im Gestapo-Gefängnis entstandenen „Lebenserinnerungen“, wäre es ein Jura-Studium geworden. Doch dafür erhielten Frauen zu jener Zeit keine Zulassung. Stattdessen wählte Käthe Leichter das Fach Staatswissenschaften, in dem wiederum – und das galt auch für Männer – kein Abschluss möglich war. Also wechselte sie zum Wintersemester 1917/1918 an die Ruperto Carola.
Der eisbedeckte Ozean auf Enceladus ist aktiv
Auf dem Saturnmond Enceladus gibt es vermutlich hydrothermale Aktivität, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Trabant an manchen Stellen geeignete Umweltbedingungen für lebende Organismen bietet. Das zeigen neue Datenauswertungen der europäisch-amerikanischen Cassini-Huygens-Mission, an der Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg und Stuttgart beteiligt sind. Die Forscher sehen mikroskopisch kleine Gesteinskörner, die in der Nähe des Saturns nachgewiesen wurden, als erste klare Anhaltspunkte für eine hydrothermale Aktivität auf einem eisbedeckten Mond. Demnach dringt Meerwasser in die Gesteinskruste ein und reagiert mit dieser, sodass es beim Austritt eine heiße, mit Mineralen angereicherte Lösung bildet (Grafik: NASA/JPL-Caltech). Die Forschungsergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.
Die 1997 gestartete Cassini-Huygens-Mission zur wissenschaftlichen Untersuchung des Gasplaneten Saturn und seiner Monde ist ein gemeinsames Projekt der NASA, der ESA und der italienischen Weltraumbehörde ASI; Cassini ist ein Orbiter, die Atmosphärensonde Huygens landete 2005 auf dem Saturnmond Titan. Ebenfalls 2005 gelang der Nachweis von Wassereis-Fontänen auf Enceladus, was auf geologische Aktivität hindeutete. 2014 veröffentlichte Untersuchungsergebnisse zum Gravitationsfeld des Mondes legen nahe, dass es dort einen 10 000 Meter tiefen Ozean gibt, der von einer 30 bis 40 Kilometer dicken Eiskruste bedeckt wird. Die aktuellen Erkenntnisse sind Ergebnis einer umfangreichen vierjährigen Analyse von Daten der Raumsonde sowie von Computersimulationen und Laborexperimenten.
Weil der Mensch die Erde massiv verändert
Von Mirjam Mohr
Seit einigen Jahren diskutieren Geowissenschaftler darüber, ob bereits ein neues Erdzeitalter namens Anthropozän angebrochen ist, in dem der Mensch die Umwelt global gesehen entscheidend verändert. Das Thema Anthropozän bildet auch einen Schwerpunkt in der Arbeit des Geochemikers Prof. Dr. Frank Keppler (Foto: privat), der vor Kurzem mit einer Heisenberg-Professur an seine Alma Mater zurückgekehrt ist. Mit der neuen Professur etabliert er das Forschungsgebiet der Biogeochemie an der Heidelberger Universität – eine fächerübergreifende Wissenschaftsdisziplin, die mit ihrer Verbindung von Geologie, Chemie und Biologie Frank Kepplers Werdegang widerspiegelt.
Denn in seiner beruflichen Laufbahn hat der Wissenschaftler einen Bogen von Fragen zur Entstehung der Erde bis zur Beschäftigung mit der Zukunft der Atmosphäre geschlagen: „Ich habe als Geologe, also als ‚Steineklopfer‘, begonnen, bin dann in die organische Umweltgeochemie gelangt, habe mich anschließend mit Pflanzen und Vegetation beschäftigt und jetzt mit Atmosphärenprozessen und Klimagasen. Das alles verbindet sich in der Biogeochemie.“ Die interdisziplinäre Systemwissenschaft befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Biosphäre, Hydrosphäre und Geosphäre sowie der sogenannten Anthroposphäre, dem vom Menschen geschaffenen Lebensraum. Konkret untersucht Frank Keppler die globalen Kreisläufe von Spurenstoffen.
Lehrmeinung zur Augenentwicklung auf den Kopf gestellt
Das Auge von Wirbeltieren, zu denen bekanntlich auch der Mensch zählt, hat sich wohl ganz anders entwickelt, als dies seit mehr als 70 Jahren gelehrt wird: Mit einer Live-Analyse der Augenentwicklung konnten Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg und Freiburg grundlegend neue Erkenntnisse zur Entstehung der Augenkrankheit Kolobom (Katzenaugenkrankheit) gewinnen und ebenfalls die bisherige Lehrmeinung zur Entwicklung des Sinnesorgans revidieren. Das Team um die Entwicklungs- und Zellbiologen PD Dr. Stephan Heermann und Prof. Dr. Jochen Wittbrodt vom Centre for Organismal Studies (COS) Heidelberg wies mittels 4D-Mikroskopie am lebenden Organismus nach, dass gerichtete Gewebeströmungen das Augenbläschen in den Augenbecher umformen. Die Forschungsergebnisse wurden im Fachjournal „eLife“ veröffentlicht.
Bei ihrer Analyse der Augenentwicklung kombinierten die Wissenschaftler, zu denen auch Prof. Dr. Kerstin Krieglstein von der Abteilung Molekulare Embryologie des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Universität Freiburg gehörte, moderne Genetik mit zeitaufgelöster Lebendzellmikroskopie. Dadurch gelang es ihnen, die Dynamik der Organbildung zu erfassen; und sie fanden dabei drei grundlegende Dinge heraus: „Wir wissen nun, dass ein Organ sich fließend bildet und nicht durch einen schrittweisen Aufbau. Wird dieser Fluss gestoppt, kommt es zu einem Kolobom. Und wir haben die Quelle der Stammzellen im Auge gefunden, was eine wichtige Erkenntnis für die Stammzellforschung ist“, erklärt Jochen Wittbrodt.
Bunsens Brenner im Brennglas
Von Tina Schäfer
Die Heidelberger Chemiker Robert Bunsen, Gustav Kirchhoff und Theodor Curtius zählen zu den „Heroen“ ihres Faches. „Unsere Ausstellung spiegelt Meilensteine der Disziplin an der Ruperto Carola wider, auch solche, die weit über die Universität hinaus relevant sind“, sagt Dr. Thomas Oeser, Ansprechpartner für die Sammlung von historischen Geräten und Schriftstücken der Fakultät für Chemie und Geowissenschaften.
Das Fach Chemie wurde 1817 in Heidelberg etabliert. Seitdem wurden immer wieder bemerkenswerte Objekte in die Sammlung aufgenommen, die damit Einblicke ins Chemielabor vom 19. Jahrhundert an bis in die 1970er-Jahre gewährt. Fünf Vitrinen im Hörsaalzentrum Chemie sowie zwei weitere im dazugehörigen Institut präsentieren Arbeits- und Messgeräte, Präparate, in Heidelberg entwickelte Apparate sowie Kopien und Abschriften von Briefen bekannter Chemiker. Vor allem das Wirken Robert Bunsens ist reich dokumentiert: Neben Originalpräparaten von Rubidium und Cäsium – zwei von Bunsen entdeckte Elemente – sind Bunsenbrenner (Foto: Fink) sowie eine von ihm entwickelte Chromsäurebatterie zu sehen. Spektroskope, wie sie Bunsen und Kirchhoff bei der Entdeckung der Spektralanalyse verwendeten, sind ebenfalls Teil der Sammlung. Auch Bunsens Totenmaske ist ausgestellt.
Mahnmal gibt dem dunklen Kapitel Zwangsarbeit ein Gesicht
Aleksej Belov, Pavel Chrebor, Anatolij Bachacev, Nikolaj Evdokimov und Vasilij Skorkin (Repro: Stadtarchiv Heidelberg): Keiner von ihnen war älter als 21 Jahre. Und sie alle wurden 1944 in Heidelberg hingerichtet, nachdem man sie aus Russland und der Ukraine zur Zwangsarbeit an den Neckar verschleppt hatte. Jetzt erinnert ein Mahnmal des Künstlers Michael Lingrên auf dem Gelände der ehemaligen Fuchs Waggonfabrik im Stadtteil Rohrbach an die Opfer des NS-Regimes. 70 Jahre nach Kriegsende, am 8. Mai, übergaben Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner und Mirko Geiger, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Heidelberg, das Kunstwerk der Öffentlichkeit.
In der Neckarstadt gab es in der NS-Zeit etwa 12 000 bis 15 000 Zwangsarbeiter. Sie wurden in der Landwirtschaft, in Industrie, Hotellerie und Gewerbe, in der Stadtverwaltung, bei den Stadtwerken, an der Universität sowie in Privathaushalten zur Arbeit gezwungen. Insgesamt mussten zwischen 1939 und 1945 in Deutschland mehr als zwölf Millionen Menschen aus allen Teilen Europas – vor allem aus Polen, Weißrussland, Russland und der Ukraine – Zwangsarbeit leisten.