Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Juristen können in der Villa fürs Examen lernen
Mit diesem Konzept, das in Heidelberg entwickelt wurde, betritt die Ruperto Carola „bundesweit Neuland“. Das betonten die Redner auf der Festveranstaltung am 16. Juni, mit der die „Villa HeidelPräp!“ offiziell eröffnet wurde. Das Pilotprojekt, das eine bessere Examensvorbereitung im rechtswissenschaftlichen Studium an der Universität Heidelberg fördert, ist in einem eigens dafür zur Verfügung gestellten Gebäude untergebracht, der Villa Manesse (Foto: Rothe). Hier hat die Juristische Fakultät 50 Einzelarbeitsplätze für Studierende in der Vorbereitungsphase geschaffen. Damit verbunden ist die Umsetzung eines neuartigen Betreuungsangebots, das auch ein Mentorenprogramm einschließt.
Der Rektor der Universität, Prof. Dr. Bernhard Eitel, würdigte zum Auftakt der Eröffnungsveranstaltung die „Villa HeidelPräp!“ als wichtigen Baustein zur „Verbesserung der Studienbedingungen an der Ruperto Carola“ und hob nachgerade das Engagement der Studierenden bei der Realisierung des Projekts hervor. Nach den Worten von Prof. Dr. Christian Hattenhauer, dem Dekan der Juristischen Fakultät, kann mit diesem besonderen Angebot die Attraktivität Heidelbergs als Studienstandort für die Rechtswissenschaften erheblich gesteigert werden.
Mord ist ihr Hobby
Von Ute von Figura (Text und Foto)
Am Vormittag ist sie Sekretärin, am Abend Krimiautorin: Silke Ziegler liebt knisternde Spannung und menschliche Abgründe. Was ihr die Arbeit am Institut für Europäische Kunstgeschichte der Ruperto Carola diesbezüglich nicht bieten kann, holt sich die 39-Jährige in der häuslichen Schreibstube. Allabendlich taucht sie in ihre Fantasiewelt ab. Dann geht es nicht mehr um Terminvereinbarungen, Personalfragen oder die Verbuchung von Studienleistungen, sondern um perfide Morde, knifflige Ermittlungen und dramatische Schicksale.
Juni 2012, ein schweißtreibender Sommer kündigt sich an, und die Polizei des südfranzösischen Béziers sieht sich mit einer mysteriösen Mordserie an Prostituierten konfrontiert. Silke Zieglers Erstlingswerk „Tödlicher Verrat“, das im vergangenen Oktober auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert wurde, nimmt seinen Ausgang dort, wo die Idee für das Buch entstand: im Pfingsturlaub der Zieglers an der Mittelmeerküste Südfrankreichs vor knapp zwei Jahren. Silke war gemeinsam mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern unterwegs auf der Route Nationale 112 zu einem Safaripark. „Am Straßenrand sahen wir Prostituierte, die auf Freier warteten; das war der Auslöser“, erzählt die gelernte Finanzassistentin. „Am selben Abend noch habe ich mich hingesetzt und im Kopf die Grundzüge der Geschichte gesponnen.“
Schmerz, Haut und Materialität von Texten
Gleich mit drei Anträgen um Förderung großer Forschungsverbünde war die Universität Heidelberg in der aktuellen Bewilligungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich: Danach erhält die Ruperto Carola einen neuen Sonderforschungsbereich, der sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg mit chronischen Schmerzen befasst. Ebenfalls in der Medizin angesiedelt ist ein neu bewilligter Sonderforschungsbereich/Transregio in Heidelberg, Tübingen und Mainz, der dermatologische und immunologische Fragen verbindet.
In seine zweite Förderperiode geht nach der erfolgreichen internationalen Begutachtung der geisteswissenschaftliche Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen. Materialität und Präsenz des Geschriebenen in non-typographischen Gesellschaften“. Ziel ist es hier, neue interpretatorische Zugänge zu antiken und mittelalterlichen Texten zu entwickeln. An der Analyse von Texten und ihrer materialen Verortung (Bild: Tina Schöbel nach Vorlagen von Elke Fuchs und Robert Ajtai) arbeiten zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Heidelberg aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Für die drei Verbünde stellt die DFG über einen Zeitraum von vier Jahren mehr als 35 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung.
Beobachtungen nahe der dunklen Seite des Alls
Ungewöhnliche „kosmische Greise“ aus der Frühzeit des Universums hat ein internationales Forscherteam unter Beteiligung von Wissenschaftlern des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) entdeckt. Es handelt sich dabei um drei rund 13 Milliarden Jahre alte Sterne (Grafik: NASA/WMAP Science Team), die von den Experten den frühesten Sterngenerationen nach dem Ende des so genannten „Dunklen Zeitalters“ zugerechnet werden.
Die chemischen Eigenschaften dieser äußerst seltenen stellaren Methusalems erlauben neue Einblicke in die Vorgänge, die zur Sternentstehung geführt haben müssen. Die ersten Sterne sollten – so die bisherige Vorstellung – sehr massereich sein und besonders hell leuchten. Die neuen Beobachtungen deuten jedoch auf bisher unbekannte Vorgänge im jungen Universum hin, bei denen auch sehr viel kleinere Sterne entstehen konnten. Diesen Schluss legen Analysen nahe, die zum Teil an der Landessternwarte Königstuhl und am Institut für Theoretische Astrophysik – beide gehören zum ZAH – ausgearbeitet wurden.
Mut zur Oper
Von Mirjam Mohr
Mitgefühl für andere Menschen, Erziehung zu Toleranz, Verständnis der Geschichte und anderer Völker und Sitten – solche zeitlosen Ideale schrieb Friedrich Schiller dem Schauspiel als Wirkung zu. Auch im Zeitalter von Fernsehen und Internet kann die Bühne noch als „moralische Anstalt und Schule praktischer Weisheit“ dienen, wie man an einem Gymnasium im bosnischen Gračanica sehen kann: Dort hat der Deutschlehrer und Schiller-Fan Jasmin Mujkic (Foto: privat), der in den 1990er-Jahren an der Ruperto Carola Deutsch als Fremdsprachenphilologie sowie Philosophie studierte, eine Opern-AG ins Leben gerufen. Seit 2005 begeistert er seine Schüler für die Oper – was in dieser Altersgruppe nicht unbedingt selbstverständlich ist.
„Jede Oper ist ein schönes Drama, und wenn ein Drama gut aufgeführt wird, kann es den Zuschauer rühren und dadurch etwas in dessen Leben verändern. Da ich selbst in meiner Zeit in Heidelberg zum Opern-Fan geworden bin, wollte ich auch bei anderen, vor allem bei meinen Schülern, den Sinn dafür wecken“, erklärt Mujkic. Zu Beginn war das allerdings nicht einfach in einem Land, das von den Wunden und Traumatisierungen des Bosnienkriegs geprägt ist. Die erste gemeinsame Opernfahrt führte die Schüler nach Sarajevo, später standen aber auch Fahrten nach Kroatien und Serbien auf dem Programm. Das stieß nicht überall auf Zustimmung, denn nach wie vor gibt es gegenseitige Vorbehalte im ehemaligen Jugoslawien.
Gefriergetrocknete Lebern
Von Tina Schäfer
Die Sammlung des Pathologischen Instituts der Ruperto Carola bildet eine Vielzahl an Erkrankungen ab, die im Laufe eines Menschenlebens auftreten können. „Über Herzinfarkte und Krebserkrankungen spricht man immer wieder“, sagt der Sammlungsbeauftragte Dr. Felix Lasitschka, „wie so etwas in den Organen aber wirklich aussieht, wissen die wenigsten – das können wir in der Ausstellung anschaulich zeigen.“
Von der Arthrose am Oberschenkelkopf über den Herzinfarkt und den Zungentumor bis zur Bauchspeicheldrüse mit Wurmerkrankung (Foto: Sammlung des Instituts für Pathologie) reicht das thematische Spektrum der Exponate. In acht Vitrinen sind vor allem Feuchtpräparate ausgestellt, die nach Organsystemen geordnet sind: Herz, Lunge, Verdauungs- und Fortpflanzungsorgane sowie das Gehirn. Alle Organe stammen aus Obduktionen oder Operationen von Patienten der Heidelberger Kliniken und weisen krankhafte Veränderungen wie Entzündungen oder Geschwüre auf. Während die meisten vollständig konserviert sind, werden die Lungenpräparate in dünnen Scheiben präsentiert, bei denen sich Gewebeveränderungen, etwa bei Tuberkulose oder Tumoren, deutlicher zeigen lassen. Einige Lebern wurden mit der Technik der Gefriertrocknung präpariert: So bleiben Farben wie das Gelb einer Fettleber besonders gut erhalten. Auch Knochenpräparate sind zu sehen, etwa mit Osteoporose oder unbehandelten zusammengewachsenen Brüchen.