Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Das größte Geschenk seit 1945
Ein neues Gebäude für eine ganze Fakultät: Von der Zusammenführung der Mathematik und der Informatik unter einem gemeinsamen Dach – dem von der Klaus Tschira Stiftung (KTS) finanzierten Mathematikon (Foto: Rothe) – werden Wissenschaftler, Mitarbeiter und Studierende aber auch die Universität und die Wissenschaftslandschaft insgesamt profitieren. In dieser Einschätzung waren sich alle Redner einig. Sie sprachen von „einem besonderen Tag“ und würdigten den herausragenden Einsatz Klaus Tschiras (1940 bis 2015). Mit einer Festveranstaltung ist der in dreijähriger Bauzeit errichtete Gebäudekomplex auf dem Campus im Neuenheimer Feld jetzt offiziell eröffnet worden.
Die außergewöhnliche Unterstützung für Forschung und Lehre hoben die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und der Rektor der Ruperto Carola, Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel, hervor. Es sei die „bedeutendste Zuwendung an die Universität nach 1945“, so Eitel. „Das Mathematikon lag meinem Mann sehr am Herzen, wie er überhaupt in alle ,seine‘ Gebäude viel Liebe und vor allen Dingen viel Enthusiasmus hineingelegt hat“, sagte Gerda Tschira mit Blick auf das Engagement ihres verstorbenen Mannes. Die KTS hat als Bauherrin den sogenannten Bauteil A, in dem die Fakultät für Mathematik und Informatik sowie das Interdisziplinäre Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) einziehen werden, der Universität Heidelberg und damit auch dem Land zum Geschenk gemacht.
Ausgezeichnete Wissenshäppchen aus dem Schlafzimmer
Von Ute von Figura
Zwei, die sich perfekt ergänzen: Annika Brockschmidt, Germanistik- und Geschichtsstudentin an der Universität Heidelberg, und Dennis Schulz, der kürzlich seinen Master am Physikalischen Institut der Ruperto Carola abgeschlossen hat und bald mit einer Promotion beginnen wird. Seit gut einem Jahr erstellen die beiden den Wissenschafts-Podcast „Science Pie“ (Grafik: privat), mit dem sie komplexe Themen aus Literatur, Geschichte, Technik und Physik kurzweilig an den Hörer bringen. Im Sommer wurde das Format vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft als „Hochschulperle digital“ ausgezeichnet.
Die Podcast-Szene in Deutschland ist überschaubar: „Zwei bis drei Typen treffen sich und reden über Technik“, beschreibt Annika Brockschmidt den Prototypen der Audio-Podcasts, die hierzulande veröffentlicht werden. „Die deutschen Podcasts sind oft ein bisschen nerdig“, ergänzt Dennis Schulz. „Nicht falsch verstehen“, fügt er hinzu, „dieses Urteil ist durchaus liebevoll gemeint, schließlich bin ich selber so ein Nerd.“ Dennoch: Das Vorbild der beiden sind amerikanische Serien – die Produktion „Serial“ zum Beispiel, in der ein realer Mordfall neu aufgerollt wird und die Ende vergangenen Jahres in den USA innerhalb kürzester Zeit zum Hit avancierte. „Die große Podcast-Renaissance“ hieß es dazu im „New York Magazine“, und der „New Yorker“ titelte „Serial: Der Podcast, auf den wir gewartet haben“.
Internationale Musik, internationales Ensemble
„Flott und pfiffig“ ist die Capella Carolina (Foto: privat) nach ihrem Selbstverständnis. Vor inzwischen 23 Jahren gegründet als der Chor des Internationalen Studienzentrums, hat sich die Carolina zu einem angesehenen Ensemble im Heidelberger Kulturleben entwickelt. Und schon bald bekam sie Nachwuchs: 1994 wurde der Kammerchor Camerata Carolina ins Leben gerufen, wenige Jahre später das Vokalensemble „GSG9“, das für Auftritte aller Art verpflichtet werden kann, aber auch eigene Konzerte veranstaltet.
Das Konzert des Großen Chors zum Ende dieses Wintersemesters verlässt wieder ausgetretene Pfade und präsentiert am Samstag, 23. Januar, um 20 Uhr in der Peterskirche „Geistliche Musik aus Russland“. Tschaikowskys Gesänge zum nächtlichen Gottesdienst der Vigil und Rachmaninows klangmächtige Vertonung der russisch-orthodoxen Chrysostomus-Liturgie sollen ein Konzert von einzigartiger Spannung und mystischer Tiefe bilden. Vielgestaltiger Chorklang und ausgeprägte Klangsinnlichkeit, ebenso aber auch spirituelle Versenkung in diesen Kompositionen versprechen ein Erlebnis besonderer Art.
Pfeifend, summend, singend
Über rund 80 Instrumentalisten verfügt das Universitätsorchester, mehr als 130 Sängerinnen und Sänger wirken im Universitätschor mit. Zusammen bilden sie das Collegium Musicum der Ruperto Carola (Foto: privat). Die Leitung liegt seit dem Sommersemester 2012 in den Händen von Universitätsmusikdirektor Michael Sekulla. In beiden Ensembles des Collegium Musicum – dem Großen Chor und dem Orchester – wirken vorwiegend Studierende aus allen Fakultäten, aber auch Universitätsmitarbeiter, Wissenschaftler und Externe mit. Zusätzlich zu den festen Ensembles haben sich kleinere Gruppen wie beispielsweise ein Blechbläserkreis herausgebildet. Gute Instrumentalisten und Stimmen sind immer willkommen: Die Vorsing- und Vorspieltermine sowie weitere Informationen sind auf der Homepage zu finden. In diesem Wintersemester wird das Orchester am Wochenende des 30. und 31. Januar in der Aula der Neuen Universität Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 sowie Werke von Sibelius, Dvořák und Wieniawski aufführen.
Oliver Fink wollte wissen, was das gemeinsame Musizieren persönlich für die Sängerinnen, Sänger und Instrumentalisten bedeutet. Hier sechs Antworten von Mitgliedern des Collegium Musicum:
Nicht immer kinderleicht
Von Oliver Fink
Immerhin fünf Prozent aller Studierenden, so die letzte Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, haben bereits Nachwuchs (Foto: Michael Miethe). Studium und Betreuung der Kinder unter einen Hut zu bringen, stellt für sie eine ganz besondere Herausforderung dar. Doch trotz der Mehrfachbelastung machen die jungen Eltern durchaus einen glücklichen Eindruck. Das liegt sicherlich an den bezaubernden Kleinen, aber möglicherweise auch an den vielfältigen Unterstützungsangeboten.
Zu den zentralen Offerten der Universität Heidelberg gehört der „Club Parentes“. Während der Vorlesungszeit treffen sich studierende Eltern einmal im Monat in den Räumen des „KidsClub“ im Neuenheimer Feld, um sich auszutauschen, zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen. Zugleich stehen regelmäßig Kurzvorträge auf dem Programm, die sich speziell mit den Interessengebieten studentischer Eltern befassen, so etwa zum Thema „Auslandsstudium mit Kind“: Zwei Studierende berichten über ihre Aufenthalte in Genf und London. Sie erzählen von bürokratischen Hürden und den alltäglichen Problemen, mit denen sie konfrontiert waren. Zugleich machen sie aber auch deutlich, dass ihre Entscheidung, das Kind mitzunehmen, richtig war und das Auslandssemester eine wertvolle Erfahrung. Die anderen Eltern hören aufmerksam zu – Tipps werden ausgetauscht. Im Hintergrund spielen die Kinder.
Kinder und Karriere unter eine Robe gebracht
Von Mirjam Mohr
Als Gabriele Meister (Foto: privat) 1966 in Heidelberg mit dem Jurastudium begann, lag eine ungewöhnliche Schullaufbahn hinter ihr: Als Tochter eines Bundeswehroffiziers musste sie oft umziehen, hatte neun verschiedene Schulen in Deutschland und im Ausland besucht – unter anderem in Rom, Paris, München und Bonn – und bereits mit 17 Jahren das Abitur abgelegt. Doch die häufigen Ortswechsel in Kindheit und Jugend stellten sich als Vorteil für ihre Berufslaufbahn heraus: Da durch ihre Auslandserfahrungen Ganztagsschulen und berufstätige Mütter ein vertrautes Modell für sie waren, ging Gabriele Meister später als Mutter von drei Kindern ohne Unterbrechungen ihrem Beruf nach. „Hätte ich nicht durchgängig gearbeitet, hätte ich nicht die Karriere machen können, die ich gemacht habe“, sagt die ehemalige Präsidentin des Amtsgerichts Mannheim, die jüngst in den Vorstand der Stiftung Universität Heidelberg berufen wurde.
Eigentlich wollte Gabriele Meister am Dolmetscher-Institut der Ruperto Carola studieren, weil sie wegen ihrer Auslandsaufenthalte schon von 14 Jahren an fließend Englisch und recht gut Französisch und Italienisch sprach. „Aber ich war ja erst 17, und mein Vater bestimmte, dass ich ‚etwas Vernünftiges‘ studieren sollte; und so bin ich zu Jura gekommen“, blickt die heute 67-Jährige zurück.