Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
„Hier kann man von verdeckter Armut sprechen“
Die von der Bundespolitik festgelegten Bedarfssätze beim Studierenden-BAföG sind zu niedrig und müssten rasch erhöht werden, mahnt das Deutsche Studentenwerk (DSW), Verband der 58 Studentenwerke, die im Auftrag von Bund und Ländern die Ausbildungsförderung umsetzen. Grund für die Forderung ist eine neue und belastbare Studie zu den Lebenshaltungskosten der Hochschüler (Symbolbild: obs/Ford Werke AG), die ein Autorenteam vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) in Berlin unter Leitung von Dr. Dieter Dohmen im Auftrag des DSW erstellt hat. Zum ersten Mal seit 1990 liegt damit wieder eine empirische Basis vor.
Das wichtigste Ergebnis der Studie: Die BAföG-Bedarfssätze für Studierende sind zu niedrig. Sie decken die tatsächlichen Kosten nur in begrenztem Umfang, und das selbst dann, wenn entsprechend der Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts nur die Ausgaben der 15 Prozent am unteren Einkommensspektrum für die Analyse herangezogen werden. Die ermittelte Unterdeckung beträgt beim BAföG-Grundbedarf zwischen 70 und 75 Euro monatlich. Ebenso wenig reichen die Pauschalen fürs Wohnen selbst bei den unteren 15 Prozent kaum zur Deckung der tatsächlichen Mietkosten aus.
Sie wollte nicht gammeln und high sein
Von Mirjam Mohr
Wenn man von jemandem sagen kann, dass ihr die Liebe zu Kunst und Archäologie in die Wiege gelegt wurde, so trifft das auf Ulrike Marcks (Foto: Heidelberg Alumni International) zu: Ihr Großonkel Gerhard Marcks war ein bekannter Bildhauer, ihr Großvater Dietrich Marcks war Mitglied der Grabungskampagne, von der die Büste der Nofretete entdeckt wurde, und ihre Großmutter Else Marcks-Penzig war Buchgrafikerin und Zeichenlehrerin mit eigener Kunstschule. Vor allem war da aber die berühmte Mutter – Marie Marcks, die bekannteste Karikaturistin Deutschlands, die bis zu ihrem Tod 2014 eng mit Heidelberg verbunden blieb. Als Empfängerin all dieser Einflüsse ist Ulrike Marcks nicht nur bis heute Kunsterzieherin mit Leib und Seele sondern seit 2006 auch Vorsitzende des „Forums Antike“, des Freundeskreises des Instituts für Klassische Archäologie der Ruperto Carola.
„Mein Faible für Archäologie und Kunst wurde schon früh geweckt, da ich die ersten sechs Lebensjahre bei meinen Großeltern aufwuchs“, erinnert sich Ulrike Marcks. Diese waren im Zweiten Weltkrieg aus Berlin auf einen Bauernhof bei Magdeburg evakuiert worden. „In Ermangelung von Kinderbüchern wurde ich mit Büchern über die ägyptische Kultur und Bildbänden über das Leben und die Schlachten Friedrichs des Großen unterhalten. Ich saß auf dem Schoß meines Großvaters und hörte Geschichten von den Ausgrabungen und von Nofretete, aus der Ilias und der Odyssee. Das hat mich sehr geprägt.“
Die Saurier starben nach und nach aus
Noch vor dem Einschlag des sogenannten Chicxulub-Asteroiden und dem weltweiten Massensterben am Ende der Kreidezeit kam es vermutlich zu einem allmählichen Niedergang der Dinosaurier (Foto: iStock) und Flugsaurier. Dies bezeugen neue Forschungsergebnisse eines deutsch-mexikanischen Teams von Geowissenschaftlern. Die Untersuchungen unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck von der Universität Heidelberg und Prof. Dr. Eberhard Frey vom Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe verweisen gleichzeitig darauf, dass sich parallel zum Verschwinden der Saurier die Vögel verbreiteten und ausdifferenzierten. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Geological Society of America Bulletin“ veröffentlicht.
Im Zuge paläontologischer Untersuchungen im Nordosten Mexikos stießen die Wissenschaftler auf Sedimentgestein, das gegen Ende der Kreidezeit abgelagert wurde und eine weltweit einzigartige Vielfalt an Fossilien – darunter Fährten von Vögeln, Dinosauriern und Flugsauriern – aufweist. „Die meisten Abdrücke stammen von wenigstens fünf verschiedenen Vogelarten, Fährten von Flugsauriern sind jedoch selten; und nur ein einzelner Fußabdruck stammt von einem Raubsaurier“, erläutert Stinnesbeck.
Auf der METEOR ins Mittelmeer
Wie haben Umwelt- und Klimaveränderungen in früheren Phasen der Menschheitsgeschichte die Kulturen beeinflusst – und welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus für den gegenwärtigen Klimawandel ziehen? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer dreiwöchigen Expedition mit dem Forschungsschiff METEOR (Foto: Tobias Fischer), die im Herbst ein Team von Geowissenschaftlern und Archäologen aus Griechenland, Italien, Deutschland und den USA unter der Leitung von Forschern der Universität Heidelberg ins östliche Mittelmeer führen wird. Gefördert wird die Forschungsreise vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
„Ziel ist es, die dortige Klima- und Ökosystemdynamik während der vergangenen 10 000 Jahre sowohl für die Küstenländer als auch für den Meeresraum zu rekonstruieren und sie in Beziehung zu archäologischen Befunden zu setzen“, erklärt Expeditionsleiter Prof. Dr. Jörg Pross vom Institut für Geowissenschaften: „Die Geschichte des östlichen Mittelmeerraums weist eine Reihe sozioökonomischer und soziokultureller Umbrüche auf. Obwohl für mehrere dieser Brüche klimatische Ursachen vermutet werden, fehlen für die Klärung möglicher Zusammenhänge bislang geeignete Klimadaten, die wir mit Erkenntnissen aus der archäologischen Forschung in Verbindung bringen könnten.“
20 Millionen Euro für zwei Forschungsverbünde
Mit zwei Anträgen auf Förderung großer Forschungsverbünde ist die Universität Heidelberg in der aktuellen Bewilligungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich gewesen: So unterstützt die DFG den neuen Sonderforschungsbereich „Mechanisms and functions of WnT signaling“ (SFB 1324), in dem Arbeitsgruppen aus den Natur- und Lebenswissenschaften und aus der Medizin die Funktion eines fundamentalen zellulären Signalwegs untersuchen.
Hinzu kommt der neu bewilligte Sonderforschungsbereich/Transregio „Leberkrebs – neue mechanistische und therapeutische Konzepte in einem soliden Tumormodell“ (SFB/TRR 209), der an der Medizinischen Fakultät Heidelberg angesiedelt ist. Hier werden die Wissenschaftler mit Kollegen aus Tübingen und Hannover zur Leberkrebsentstehung (Foto: Heikenwälder/DKFZ) und -therapie zusammenarbeiten; Sprecherhochschule ist Heidelberg. Für die beiden Verbünde, die jeweils über vier Jahre gefördert werden, stellt die DFG zusammen fast 20 Millionen Euro zur Verfügung.
Frei von akademischen Zwängen
Von Oliver Fink
Zu den zentralen Aufgaben der Universitätsbibliothek Heidelberg gehört es, aktuelle wissenschaftliche Literatur für den Einsatz in Forschung und Lehre zugänglich zu machen. Darüber hinaus verfügt die Bibliothek über wertvolle Bestände vor allem an alten Handschriften, Urkunden und Drucken, die in den „Historischen Sammlungen“ zusammengefasst und mittlerweile selbst zum Gegenstand der Forschung geworden sind.
Zu diesen historischen Beständen zählen etwa Teile der berühmten Bibliotheca Palatina, die im Zuge des Dreißigjährigen Krieges in den Vatikan abtransportiert worden war und Anfang des 19. Jahrhunderts in Teilen wieder nach Heidelberg zurückgelangte. In der gleichen Zeit kamen kostbare mittelalterliche Handschriften und Drucke aus – infolge der Säkularisation – aufgelösten Klöstern in den Besitz der Universitätsbibliothek. Von erheblichem Wert sind auch die zahlreichen Gelehrtenbibliotheken und Nachlässe ehemaliger Wissenschaftler der Ruperto Carola. Die Historischen Sammlungen umfassen außerdem einen umfangreichen Urkundenbestand sowie eine Graphische Sammlung, in der Porträts, Ansichten, Karten und Pläne aus einem Zeitraum von fünf Jahrhunderten aufbewahrt werden – wie das seltene Mezzotinto-Blatt nach einem Gemälde William Turners (Repro: Universitätsbibliothek).