Ruperto Carola Ringvorlesung: Freiheit?! Die Universität als Diskursraum Ruperto Carola Ringvorlesung: Der Campus als „Safe Space“? Rassismus, Antisemitismus und die Debatte um den Gazakrieg
- Monday, 2. December 2024, 18:00
- Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
- Saba-Nur Cheema, Universität Frankfurt/Main, Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
- Prof. Dr. Meron Mendel, Frankfurt University of Applied Sciences, Kooperative Professur für transnationale Soziale Arbeit
- Dialogpartnerin: Dr. Elisabeth Becker-Topkara, Universität Heidelberg, Max-Weber-Institut für Soziologie
Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem anhaltenden Krieg in Gaza scheint die Debatte über den Nahostkonflikt auch im Westen omnipräsent zu sein – in der Politik, den (sozialen) Medien und in der Kunst- und Kulturwelt wird heftig gestritten. Ein weiterer Schauplatz sind die Hochschulen: seit Anfang des Jahres bilden sich propalästinensische Camps von der Columbia University bis zur FU Berlin. Überall wird gestritten, ob die Proteste durch die Meinungsfreiheit geschützt oder volksverhetzend bzw. antisemitisch sind. Auch wenn es so scheint, ist diese Debatte über den Diskursraum Hochschule nicht ganz neu. Schon lange wird über die Frage diskutiert, welche Meinungen auf dem Campus toleriert und welche verboten werden sollen. Aber: Ist die Hochschule ein „safe space“? Und wer entscheidet darüber, welche Position rassistisch bzw. antisemitisch ist?
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Freiheit?! Die Universität als Diskursraum
Universitäten haben eine entscheidende Funktion und Rolle in der Demokratiebildung. Sie sind Diskursraum: Ihre Aufgabe ist es, wissensbasiert, in Offenheit und in gegenseitiger Wertschätzung unterschiedliche Positionen zu erörtern. Sie sollen über einen analytisch-kritischen Zugriff zur Versachlichung von Debatten beitragen.
In Deutschland ist Wissenschaftsfreiheit als Freiheit zum offenen Disput deswegen ein hohes Gut. Sie ist jedoch nicht mit Meinungsfreiheit gleichzusetzen. Vielmehr meint Wissenschaftsfreiheit, dass Wissenschaftler:innen ihre Arbeit in Forschung und Lehre unabhängig betreiben können. Dabei können sie sich auf das Grundgesetz berufen: Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei (Art. 5, Abs. 3).
Wie robust ist aber diese Freiheit angesichts der Polarisierungen in unserer Gesellschaft? Wie verhält sich die Universität gegenüber Versuchen, Wissenschaft zu instrumentalisieren oder politisch zu lenken? Wo und wie entstehen rote Linien, wer deklariert oder verschiebt sie? Und schließlich: Wie steht es um Freiheit, um Wissenschafts- und Meinungsfreiheit in anderen Teilen der Welt, und was können wir aus der Vergangenheit lernen?
Mit Bezug auf das Wissenschaftsjahr 2024, das dem Thema Freiheit gewidmet ist, wird sich die Ruperto Carola Ringvorlesung als die zentrale öffentliche Vortragsreihe der Universität Heidelberg mit der Rolle von Universitäten und Wissenschaft in der Gesellschaft und in aktuellen politischen Konflikten aus unterschiedlichen Blickwinkeln auseinandersetzen. Auch aus transkultureller Perspektive sollen dabei Fragen von Diskurs, Dissens und Disput, von Positionierung, Polarisierung und Perspektivierung im gesellschaftlichen Dialog diskutiert werden.
Die Vortragsreihe wurde konzipiert von der Sinologin Prof. Dr. Barbara Mittler und der Medienanthropologin Prof. Dr. Christiane Brosius vom Heidelberger Centrum für Transkulturelle Studien (HCTS). Die Ruperto Carola Ringvorlesung wird von der Ausstellung „Mächtiger als das Schwert: Freiheit Schreiben“ im Universitätsmuseum und im Betriebswerk Heidelberg sowie einer Konzertreihe zum Thema „Vom Willen zur Freiheit“ begleitet. Beide Formate werden im Rahmen des Wissenschaftsjahrs Freiheit in Kooperation mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften veranstaltet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.