Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Sechs Richtige in der Exzellenzinitiative
Mit allen sechs Anträgen – ihrem Zukunftskonzept, zwei Exzellenzclustern und drei Graduiertenschulen – war die Universität Heidelberg jetzt in der zweiten Phase der Exzellenzinitiative erfolgreich. Nachdem der Bewilligungsausschuss – die Gemeinsame Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Wissenschaftsrates sowie die für Wissenschaft und Forschung zuständigen Ministerinnen und Minister des Bundes und der Länder – seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, feierten die Mitglieder der Hochschule im Innenhof des Marstalls bis Mitternacht eine ausgelassene Sommerparty.
Von einem „großartigen Ergebnis, auf das wir alle stolz sein können“, sprach Rektor Prof. Dr. Bernhard Eitel (Foto: Vögele). „Die Vorbereitungen auf die erneute Teilnahme am Wettbewerb der besten Hochschulen haben deutlich gemacht, wie sehr sich die Ruperto Carola auf das Miteinander ihrer Mitglieder, der Wissenschaftler, Nachwuchsforscher, der Studierenden und der Mitarbeiter in Technik und Verwaltung, im Verbund mit ihren außeruniversitären Forschungspartnern stützen kann“, sagte er.
Social Learning und Serious Games
Von Ingrid Dethloff
Die Nutzung von Moodle ist uns vertraut: Dateien ablegen, Nachrichten verteilen, Lernaufgaben stellen – all dies sind Standardfunktionen. In vielen Kursen wird zudem mit multimedialen Materialien gearbeitet. Gemeinsam mit Studierenden wird diskutiert und es werden Inhalte entwickelt. Zeitunabhängig greifen die Studierenden entweder von Pool-PCs oder vom heimischen Rechner aus auf Moodle zu. Wenn dies bereits heute Standard ist: Was kommt dann demnächst, wie könnte die Zukunft aussehen?
Das Lernen mit mobilen Endgeräten, deren Displaygröße zwischen 3,5 und 10 Zoll liegt, steht immer höher im Kurs. Speziell dafür konzipierte Lernmaterialien und Apps schießen wie die Tinte aus der Druckerpatrone. Im internationalen Bereich sind Uni-Apps bereits üblich, in Deutschland sind sie vielerorts gerade erst im Entstehen.
Eine Initiative mit Pfiff
Von Ute von Figura
Eine Art Familienersatz – nicht weniger wollen die PFIF-Mitarbeiterinnen (Foto: Fink) für die Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler der Universität Heidelberg sein. Seit gut zwei Jahrzehnten bewirten die „Partners for International Friendship“ einmal wöchentlich ausländische Wissenschaftler und ihre Familien mit Selbstgebackenem und kommen mit ihnen ins Gespräch. 2007 wurden die PFIFler für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland durch den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler ausgezeichnet.
„Unsere Intention ist im Grunde noch dieselbe wie zu Beginn im Jahr 1991“, erzählt Ruth Kraft, eine der Gründerinnen der Initiative. „Wir wollen den Gastwissenschaftlern und ihren Angehörigen während ihres Aufenthaltes in Heidelberg die deutsche Kultur, die deutschen Traditionen und Feste näher bringen.“ Neben den Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen von PFIF ergäbe sich dabei immer auch die Gelegenheit, Wissenschaftler außerhalb des eigenen Instituts aus anderen Disziplinen und Ländern zu treffen, sich mit ihnen auszutauschen und neue Freundschaften zu schließen.
Dokumentation des Kunsthandels in der NS-Zeit
Eine neue Quellenbasis zum Kunsthandel im Nationalsozialismus und zu verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerken steht mit dem Vorhaben „German Sales 1930-1945. Art Works, Art Markets, and Cultural Policy“ zur Verfügung, das jüngst in Heidelberg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde: Über eine Forschungsdatenbank sollen alle verfügbaren Informationen zu den veräußerten Kunstgegenständen recherchierbar sein.
Sämtliche in Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Zeit von 1930 bis 1945 erschienenen Auktionskataloge werden dazu erstmals bibliographisch erfasst, digitalisiert und online zugänglich gemacht. In dem internationalen Kooperationsprojekt arbeiten die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin, die Universitätsbibliothek Heidelberg (Foto: UB; Digitalisierungszentrum) und das Getty Research Institute in Los Angeles (USA) zusammen.
Hydras Harpune im Visier
Heidelberger Wissenschaftlern ist es gelungen, den Verteidigungsmechanismus von Quallen zu entschlüsseln. Forscher um Prof. Dr. Thomas Holstein und Privatdozent Dr. Suat Özbek vom Centre for Organismal Studies (COS) der Ruperto Carola haben in Zusammenarbeit mit Kollegen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) dazu das Proteom, also die Gesamtheit der Proteine, der Nesselzellen analysiert.
Durch Untersuchungen an Zellen des Süßwasserpolypen Hydra (Foto: Nüchter und Holstein, COS Heidelberg) fanden die Biologen heraus, dass bestimmte Zellstrukturen – die Organellen – eine außerordentlich komplexe Zusammensetzung von Giften und Proteinen aufweisen. Die Forschungsergebnisse zeigen außerdem, wie die Energie für die Abgabe des Gifts in den Nesselzellen gespeichert und mit außergewöhnlich hoher Geschwindigkeit freigesetzt werden kann.
Staunenswerte Wahrnehmungen der Wirklichkeit
Für sein Lyrik-Debüt „ausrücken mit modellen“ hat Alexander Gumz (Foto: Katja Zimmermann) jüngst den mit 10 000 Euro dotierten Clemens-Brentano-Förderpreis für Literatur der Stadt Heidelberg erhalten. Bereits im Februar hatte sich die Jury, zu der auch Studierende des Germanistischen Seminars der Ruperto Carola zählen, auf Gumz’ Lyrikband verständigt. In der Begründung heißt es: „Die Gedichte von Alexander Gumz bezaubern durch eine rätselhafte Klarheit. Gekonnt changieren seine Verse zwischen Alltagselementen und einer imaginativen Fremde. Seine Gedichte klingen wie Songs aus der unmittelbaren Gegenwart.“
Laudator Christian Döring konstatierte bei der Preisverleihung: „Alexander Gumz erinnert in seinen mobilen Gedichtgebilden daran, dass es jenseits aller Sprachmitteilungen des Alltäglichen einen Raum des Anderen gibt, der unerreichbar nah den Horizont poetischen Sprechens ausmisst. Aus diesem hochreflektierten Wissen gewinnt Alexander Gumz seine staunenswerten Wahrnehmungen der Wirklichkeit.“