Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Schaufenster in die Öffentlichkeit
Von Tina Schäfer
Die Sammlungen an der Universität Heidelberg erfüllen wichtige Aufgaben in Lehre und Forschung, zudem spielen sie eine bedeutende Rolle für die Dokumentation der Wissenschaftsgeschichte und die Repräsentation der Universität nach außen (Foto: Universität). Trotzdem sind die Sammlungen im Hinblick auf ihre Sichtbarkeit und Ausstattung nicht immer gut aufgestellt. In einer neuen Arbeitsgruppe haben sich die Sammlungsbeauftragten der Ruperto Carola nun vernetzt, um übergreifende Probleme gemeinsam anzugehen.
Wie viele Sammlungen gibt es eigentlich? Diese vermeintlich einfache Frage ist nicht leicht zu beantworten. Insgesamt 27 bestehende Sammlungen für den Standort Heidelberg verzeichnet das „Informationssystem zu Sammlungen und Museen an deutschen Universitäten“ der Berliner Humboldt-Universität. Manche Sammlungen, etwa die des Universitätsrechenzentrums, der Physiologie oder die Kirchhoff-Ausstellung der Physik, sind in dem Verzeichnis aber gar nicht erst genannt.
Gespräche über Gott und die Welt
Von Till Seemann
Seit 1996 gibt es das Universitätsmuseum in der Alten Universität der Ruperto Carola in seiner jetzigen Form (Foto: Universität). Dass es trotz eines überschaubaren Budgets sechs Tage in der Woche geöffnet hat, ist den vielen Ehrenamtlichen zu verdanken, die das Museum beaufsichtigen und den Besuchern als Ansprech- wie Gesprächspartner zur Verfügung stehen.
„Der tägliche Kontakt zu Touristen und Gästen aus aller Welt macht unsere Arbeit hier abwechslungsreich und anregend“, erzählt Marret Sarkowski, die zusammen mit ihrer Kollegin Ursula Koppe einmal pro Woche im Museum ehrenamtlich tätig ist. „Besonders schön ist es natürlich, wenn die Besucher viel Zeit mitgebracht haben, um sich über die Geschichte der Uni zu informieren. Daraus können sich dann die spannendsten Gespräche über Gott und die Welt entwickeln.“
Silber aus Sternexplosionen
Auf der Suche nach den kosmischen Ursprüngen schwerer Elemente hat die Wissenschaftlerin Dr. Camilla Hansen vom Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) herausgefunden, dass Silber nur während der Explosion ganz bestimmter Sterne gebildet wurde (Abbildung: European Southern Observatory/ESO). Das zeigt die Vermessung verschiedener massereicher Sonnen, mit deren Hilfe die schrittweise Entstehung der Bausteine aller Materie rekonstruiert werden kann. Die Ergebnisse der Untersuchungen, die Hansen mit Forschern aus Deutschland, Schweden und Japan vorgenommen hat, wurden in „Astronomy & Astrophysics“ veröffentlicht.
Die leichtesten Elemente Wasserstoff und Helium sowie Spuren von Lithium wurden einige Minuten nach dem Urknall erzeugt. Alle schwereren sind erst später im Inneren von Sternen oder bei Sternexplosionen entstanden, wobei jede Sterngeneration einen kleinen Teil zur Anreicherung des Universums mit chemischen Elementen beigetragen hat. Welche Elemente eine Sonne im Laufe ihres Lebens erzeugen kann, hängt vor allem von ihrer Masse ab.
10 000 Frauen und 200 000 Kinder retten
Nach Zahlen der Welt-Gesundheits-Organisation WHO werden jedes Jahr rund 50 Millionen Frauen schwanger, die in Malariagebieten leben (Foto: Fajara Research Centre, Gambia). Geschätzte 10 000 dieser Frauen und 200 000 ihrer Kinder sterben infolge einer Malariainfektion während der Schwangerschaft. Ein vielversprechender Impfstoffkandidat, der Schwangere und ihre Kinder schützen soll, wird jetzt im Zuge einer neu gegründeten europäischen Kooperation entwickelt.
Dazu haben EVI (European Vaccine Initiative), eine an der Universität Heidelberg niedergelassene europäische Impfstoffinitiative, und das französische Inserm (Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale) das Projekt EVI PRIMALVAC (Pregnancy Malaria Vaccine) gestartet. Mit rund 4,4 Millionen Euro wird es über die Kreditanstalt für Wiederaufbau vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Die restlichen 97 Prozent lagen lange im Dunkeln
Ein unerwartet großer Teil vermeintlich nutzloser DNS im Erbgut des Menschen ist tatsächlich doch für die Regulation der Genaktivität zuständig. Das zeigen Untersuchungen eines internationalen Forscherverbundes des Großprojekts ENCODE (Encyclopedia of DNA Elements), in dem Wissenschaftler – darunter Biologen am Centre for Organismal Studies (COS) der Ruperto Carola – an einer Enzyklopädie aller funktionellen DNS-Elemente im menschlichen Genom arbeiten.
Die Heidelberger Forscher konnten mit Hilfe ihrer Arbeiten am Modellorganismus des Medaka-Fisches exemplarisch bestätigen, dass ein Großteil der untersuchten Elemente im nicht-proteinkodierenden Teil der DNS die Arbeit von Genen spezifisch regulieren kann (Abbildung: COS). Die Forschungsergebnisse der ENCODE-Studie wurden jetzt im renommierten Fachjournal „Nature“ veröffentlicht.
Mit beiden Beinen in der Praxis und dem Kopf in der Theorie
Von Mirjam Mohr
Bis zu seinem fünften Lebensjahr sprach Dr. Giulio Pagonis (Foto: privat) kein Wort Deutsch: Der Sohn von Gastarbeitern wuchs in der Nähe von Köln zunächst mit Italienisch und Griechisch auf. Später als Deutschlehrer in Griechenland begann er sich für Spracherwerb und Sprachvermittlung zu interessieren, was inzwischen zu einer Juniorprofessur am Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie (IDF) geführt hat. Dort verantwortet der 39-Jährige den neuen Master-Studiengang „Deutsch als Zweitsprache“.
„Wir stehen mit beiden Beinen in der Praxis und mit dem Kopf in der Theorie“, beschreibt Giulio Pagonis seine Arbeit am IDF. Seit 2004 gibt es dort das Projekt „Deutsch für den Schulstart“, das Sprachfördermaterialien für Vor- und Grundschulkinder mit Förderbedarf und entsprechende Fortbildungen für Erzieherinnen und Lehrer entwickelt wie anbietet. Die Erkenntnis, dass die Zielgruppe der Fortbildungen oft zu wenig über Spracherwerbsprozesse weiß, führte zu dem neuen Studiengang, der jetzt gestartet wurde. Er soll Experten für sprachliche und sprachbezogene Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ausbilden.