Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
FET: Forschungsflaggschiff dringt tief ins menschliche Gehirn vor
Es klingt nach Science Fiction: Mit dem Ziel, die komplexen Funktionsprinzipien des menschlichen Gehirns Stück für Stück nachzubilden und mit Hilfe fundamental neuer Computerarchitekturen (Foto: Kirchhoff-Institut für Physik) zu simulieren, ist das „Human Brain Project“ von der Europäischen Kommission als eines von zwei Großvorhaben zur Förderung im Zuge der FET-Flaggschiff-Initiative ausgewählt worden. Die Kosten für das Wissenschaftsvorhaben sind mit fast 1,2 Milliarden Euro veranschlagt.
Physiker der Universität Heidelberg werden maßgeblich an den auf zehn Jahre angelegten Forschungsarbeiten beteiligt sein: Prof. Dr. Karlheinz Meier vom Kirchhoff-Institut für Physik ist einer der Ko-Direktoren des Forschungsverbundes; seine Arbeitsgruppe wird zugleich eine der insgesamt sechs technischen Projektplattformen aufbauen. Mit dem Förderprogramm „Future and Emerging Technologies Flagship“ (FET Flagship) finanziert die Europäische Union großangelegte Projekte mit visionären Zielen, die über den Rahmen der üblichen Forschungsförderung weit hinaus reichen.
„Heidelberg ist eine starke Marke“
Von Ute Müller-Detert und Oliver Fink
Als Leiterin der Verwaltung und Mitglied des Rektorats ist die Kanzlerin der Ruperto Carola sowohl an den strategischen Entscheidungsprozessen beteiligt wie für deren Umsetzung mitverantwortlich. Seit Herbst vergangenen Jahres hat Dr. Angela Kalous (Foto: Schwerdt) als Nachfolgerin von Dr. Marina Frost dieses Amt inne. Zuvor war die Juristin im Staatsministerium Baden-Württemberg Leiterin des Referats Landesmarketing. Im Interview spricht sie über ihre bisherigen Erfahrungen an der Heidelberger Universität, über künftige Herausforderungen und die kurpfälzische Lebensart.
Frau Kalous, seit dem 1. September amtieren Sie als neue Kanzlerin der Universität Heidelberg. Wie haben Sie die ersten Monate an der Ruperto Carola erlebt?
Auf vier Forschungsfeldern in die nächsten fünf Jahre
Das Prinzip Volluniversität: Mit diesem Anspruch war die Ruperto Carola bereits in der ersten Runde der Exzellenzinitiative angetreten, neue Formen des fächerübergreifenden Dialogs zu entwickeln und mit ihrer außerordentlichen Breite exzellenter Disziplinen einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der komplexen materiellen, biologischen, kulturellen und gesellschaftlichen Themen unserer Zeit zu leisten.
Herauskristallisiert hatten sich dabei vier große Forschungsfelder – sogenannte Fields of Focus (Grafik: Universität) – zu den Themenkomplexen „Molekular- und zellbiologische Grundlagen des Lebens“, „Struktur- und Musterbildung in der materiellen Welt“, „Kulturelle Dynamik in globalisierten Welten“ sowie „Selbstregulation und Regulation: Individuen und Organisationen“. Sie erlauben es, einen Großteil der universitären Forschung und Lehre themenbezogen zusammenzuführen und bilden im Fortsetzungsantrag des Zukunftskonzepts „Heidelberg: Realising the Potential of a Comprehensive University“ für die zweite fünfjährige Phase der Exzellenzinitiative, die am 1. November offiziell begonnen hat, den Kern der Forschungsstrategie.
Vorreiterin des vergangenen Jahrhunderts
Von Mirjam Mohr
Zwischen 1912 und 2012 durchlebte Deutschland verschiedene Staats- und Regierungsformen von der Monarchie über die Diktatur bis zur Demokratie, zwei Weltkriege samt Wiederaufbau, den Kalten Krieg und die Wiedervereinigung. Gerta Scharffenorth (Foto: Fink), die jetzt 101 Jahre alt wurde, hat all das miterlebt. „Wenn ich mir vergegenwärtige, welche Zeiträume ich durchlebt habe, ist das schon sehr erstaunlich“, sagt sie, die 1956 mit 44 Jahren als alleinerziehende Mutter ein Doppelstudium der Theologie und Politologie an der Ruperto Carola aufnahm und die erste Frau im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war.
Als Tochter eines Offiziers und Landwirts 1912 in Stuttgart geboren, wuchs Gerta Scharffenorth in Schlesien auf. Mit zwölf Jahren kam sie auf ein Internat in der Mark Brandenburg und machte 1931 als eines von wenigen Mädchen auf einem „Jungsgymnasium“ Abitur: „Ich wollte dann gerne studieren, am liebsten Medizin, aber das fanden meine Eltern unnötig, was mich ärgerte.“ Stattdessen half sie ihrem Vater bei der Bearbeitung zweier historischer Nachlässe aus dem 19. Jahrhundert, „dabei habe ich allerdings viel gelernt, was für meine spätere Arbeit nützlich war.“
HI-Viren erst mit Andockstelle infektiös
Einen wichtigen Schritt im Vermehrungszyklus der Humane Immundefizienz-Viren (HIV) haben Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums entdeckt: Nachdem der AIDS-Erreger seine Wirtszelle verlassen hat, rücken bestimmte Proteine, die zunächst über die Oberfläche des HIV-Partikels verteilt sind, eng zusammen (Abbildung: Universitätsklinikum/Department Infektiologie, Virologie). Erst mit der so entstandenen Struktur können die Viren effizient in menschliche Zellen eindringen. Die Arbeit wurde in „Science“ veröffentlicht; das Verständnis dieses Prozesses dient auch dazu, mögliche Schwachstellen von HIV ausfindig zu machen.
Infizieren HI-Viren Zellen des menschlichen Immunsystems, vervielfältigen die Zellen das Erbgut des AIDS-Erregers und produzieren Bausteine der Virushülle wie das Eiweiß Gag und – in geringer Stückzahl – sogenannte Envelope-Proteine. Noch innerhalb der Wirtszelle lagern sich die Gag-Proteine selbstständig zu einer kugelförmigen Gitterstruktur zusammen, die das Erbgut des Virus umschließt. Beim Verlassen der Zelle umgeben sich die neu gebildeten Viren mit einem Teil der Zellhülle. In diesen Mantel sind die Envelope-Proteine eingebettet: Sie sind unverzichtbar, um an neue Zellen zu binden und diese zu infizieren.
Rezepte gegen Krankheit, Missgunst, Ehebruch und Türzauber
Von Tina Schäfer
Wichtige Aufgaben in Lehre und Forschung erfüllen die Sammlungen an der Universität Heidelberg mit ihren wertvollen und zum Teil außergewöhnlichen Beständen. So wie die Papyrussammlung, die seit 1897 existiert – zunächst als Unterabteilung der Universitätsbibliothek, ab 1980 als eigenständige Institution. Seit dem Jahr 1999 wird die Papyrus-Sammlung digitalisiert und durch elektronische Kataloge erschlossen.
Die Sammlung Papyri, Pergamente und sogenannte Hadernpapiere aus Ägypten beherbergt die Papyrussammlung, vorrangig aus einem Entstehungszeitraum von 600 vor bis 720 nach Christus, außerdem das „Michaelbuch“ (Foto: Universität). Die Texte reichen von literarischen Werken über offizielle Dokumente bis zu Zeugnissen der Alltagskultur und befassen sich mit allen Aspekten des Lebens der griechisch-römischen Antike. Gesetzestexte und Gerichtsurteile, Verträge und Rechnungen sind ebenso vertreten wie private Briefe und Notizen oder auch Kochrezepte. Einen weiteren Teil der Sammlung machen die Ostraka aus: Bruchstücke von Tongefäßen, die mit kurzen Texten beschriftet wurden wie beispielsweise Steuerquittungen.