Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Präparieren 2.0
In den Präpariersälen des Instituts für Anatomie der Universität Heidelberg verhelfen jetzt zwei „Virtuelle Seziertische“ Medizinstudierenden zu einer besseren Orientierung im menschlichen Körper: Die High-Tech-Geräte zeigen die lebensgroße dreidimensionale Darstellung eines Menschen, die an beliebigen Stellen geschnitten und – anders als bei der realen Präparation – von allen Seiten betrachtet werden kann.
Die verschiedenen Organe lassen sich auf dem Tisch isoliert oder mit anderen Strukturen zusammen darstellen. Die angehenden Medizinerinnen und Mediziner erhalten so, parallel zum Präparieren der Leichen, am horizontalen Bildschirm einen plastischen Überblick über die Lage von Organen, Blutgefäßen und Nervenfasern (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg). Zum Einsatz kommen die „Virtuellen Seziertische“ als Ergänzung im Anatomiekurs sowie bei Tutorien.
Lizenz zur Selbstbegutachtung
Von Oliver Fink
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Studium? Lässt sich das Prüfungswissen im weiteren Studienverlauf nutzen? Und wie steht es um das Verhältnis von Inhalten einzelner Lehrveranstaltungen (Foto: Universität) zum Studiengang im Ganzen? Solche und ähnliche Fragen sollen Studierende der Ruperto Carola in ihren Fächern seit einiger Zeit regelmäßig beantworten. Die Evaluation dient der qualitativen Weiterentwicklung der Studiengänge im Zuge des Qualitätsmanagementsystems der Hochschule.
„Qualitätssicherung und -entwicklung gibt es bereits seit Längerem an der Universität Heidelberg, und zwar schon, bevor dieses Thema politisch wurde“, sagt Prof. Dr. Karlheinz Sonntag, Prorektor für Qualitätsentwicklung. Was zunächst eine Kür war, wurde spätestens mit der Umstellung auf die Bachelor- und Master-Studiengänge Pflicht. Denn mit der Einführung der Modularisierung wurde den Hochschulen die Akkreditierung der Studiengänge zur Auflage gemacht – sie müssen also den Nachweis erbringen, dass alle an sie gestellten Anforderungen auch erfüllt werden.
Oft durch ein Stadium der totalen Verwirrung
Von Ute von Figura
Die reine Mathematik gilt als einsame Wissenschaft. Einem Laien verständlich zu machen, womit sie sich beschäftigt – nahezu eine Sache der Unmöglichkeit. Wer weiß schon, was mit „beschränkter Kohomologie von Lie-Gruppen“, „Halbgruppen total positiver Matrizen“ oder „Mostow-Starrheit“ gemeint ist? Selbst die Kommunikation mit Mathematikern aus anderen Teilbereichen gestaltet sich bisweilen schwierig. Zu spezifisch sind die Begrifflichkeiten, zu komplex die Bedeutungswelt, die sich hinter den Fachtermini verbirgt.
Dennoch: Für Anna Wienhard (Foto: Fink), Professorin für Reine Mathematik mit dem Schwerpunkt Differenzialgeometrie an der Ruperto Carola und überdies studierte Theologin, ist ihre Wissenschaft eine der „sozialsten“ überhaupt. „Weite Teile der mathematischen Forschung basieren auf Kollaborationen, in denen sehr intensiv zusammengearbeitet wird“, so die Hochschullehrerin.
„Obwohl das damals ein Schleudersitz war“
Er war gleich in zwei Bundesländern Ministerpräsident. Und er ist Alumnus der Ruperto Carola: Ab 1953 studierte der am 19. Dezember 1932 in Göttingen geborene Bernhard Vogel (Foto: Konrad-Adenauer-Stiftung/Urban) Politische Wissenschaft, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft in Heidelberg und München und schloss sein Studium 1960 mit einer Promotion bei Dolf Sternberger ab. Von 1961 an war er Lehrbeauftragter am Heidelberger Institut für Politische Wissenschaft. Bis 1967 – da wurde Vogel Kultusminister von Rheinland-Pfalz. 1976 übernahm er als Nachfolger von Helmut Kohl das Amt des Ministerpräsidenten. Seit 1974 war er zudem Vorsitzender der rheinland-pfälzischen CDU; als es infolge eines heftigen innerparteilichen Streits 1988 zu einer Kampfkandidatur um den Parteivorsitz kam, unterlag Vogel und trat daraufhin als Ministerpräsident zurück. Von 1992 bis 2003 war er dann Ministerpräsident von Thüringen und zwischen 1993 und 2000 auch Vorsitzender der thüringischen Christdemokraten.
Herr Vogel, warum haben Sie 1953 Ihr Studium in Heidelberg begonnen?
Molekulare Maschinen im Tausendstel-Sekunden-Takt
Dank einer neuen Methode ist es Heidelberger Wissenschaftlern gelungen, im Zellkern Wechselwirkungen zwischen Proteinen und DNA (Desoxyribonukleinsäure) mit einer Zeitauflösung von einer tausendstel Sekunde zu messen (Abbildung: Fabian Erdel und Karsten Rippe). Verfolgt wurden damit in lebenden Zellen die Bindungsprozesse hochspezialisierter Proteinkomplexe, welche die räumliche Struktur der Erbinformation gezielt verändern und so das Auslesen der DNA-Information kontrollieren.
Die Arbeiten von Privatdozent Dr. Karsten Rippe und seinem Team am BioQuant-Zentrum der Ruperto Carola sowie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben gezeigt, dass die Positionierung von Nukleosomen – Komplexe aus DNA-Strängen und speziellen Proteinen – ein genau geregelter molekularer Vorgang ist. Eine Fehlregulation kann mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung gebracht werden. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht.
Tapeten mit Ausführungen zur Differential- und Integralanalyse
Von Mirjam Mohr
Mit einem Anteil von etwa 13 Prozent sind in Deutschland Professorinnen in Mathematik und Naturwissenschaften noch immer deutlich unterrepräsentiert. Dabei erhielt bereits vor beinahe 125 Jahren, nämlich 1889, mit der Russin Sofja Kovalevskaja (Foto: Mittag-Leffler-Institut Djursholm/Schweden) die weltweit erste Frau eine ordentliche Professur für Mathematik – allerdings nicht in Deutschland sondern im schwedischen Stockholm. Ihr Weg dorthin war steinig, denn sie musste sich ihr Wissen zu einer Zeit aneignen, in der Frauen in der Regel noch nicht zum Studium zugelassen waren.
Ihre ersten Erfahrungen an einer Hochschule sammelte Kovalevskaja an der Universität Heidelberg, an der sie ab dem Sommersemester 1869 inoffiziell an Vorlesungen teilnehmen durfte – als erste Frau, die an der Ruperto Carola eine Zulassung als Hörerin erhielt. Ihr Präzedenzfall, dem in den folgenden drei Jahrzehnten weitere Ausnahmefälle folgen sollten, führte dazu, dass sich schließlich namhafte Vertreter der 1890 neu eingerichteten Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät für das inzwischen in anderen Ländern Europas mögliche Frauenstudium aussprachen.