Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
„Noch nicht überall in den Universitätsdiskurs eingebunden“
Von Tina Schäfer
Die Verfasste Studierendenschaft (VS) ist die gesetzlich legitimierte Vertretung der Studierenden an der Universität Heidelberg, nachdem in Baden-Württemberg die Interessenvertretung im Jahr 2012 wieder eingeführt wurde. An der Ruperto Carola setzt sich die VS aus dem Studierendenrat (StuRa) als legislativem Gremium sowie der Referatekonferenz (Exekutive) und der Schlichtungskommission zusammen. Die derzeitigen Mitglieder der Gremien sind seit Ende 2013 im Amt. Neuwahlen zum Studierendenrat stehen von Dienstag, 25. November, bis Donnerstag, 27. November, jeweils von 11 bis 16 Uhr als Urnenwahl an vier Orten auf den verschiedenen Campus der Universität an; dabei wird über die zweite „StuRa“-Generation seit Konstituierung des Gremiums abgestimmt. Der „StuRa“ setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Fachschaften und uniweiter Listen zusammen – ihre Amtszeit beträgt ein Jahr. Für die Wahlen können Studierende entweder als studentische Gruppen eine Liste bilden und als solche kandidieren oder sich individuell als Fachschaftsvertreter und -vertreterinnen zur Wahl stellen. Eine Bilanz der aktuellen Legislaturperiode ziehen hier die Vorsitzenden der Referatekonferenz Katharina Peters und Georg Wolff:
Wie ist die Etablierung der neuen Interessenvertretung gelungen? Was ist gut gelaufen, woran muss noch gearbeitet werden?
Der „Ring of Fire“ überstrahlte alle
Bereits zum zweiten Mal in Folge sicherte sich ein studentisches Team der Universität Heidelberg den Hauptpreis sowie gleich mehrere Spezialpreise im internationalen iGEM-Wettbewerb in Boston. Die Heidelberger (Foto: iGEM-Team) setzten sich dabei gegen 245 Gruppen aus 32 Ländern durch. Mit ihrem Projekt „Ring of Fire“ lösten die zwölf Studierenden ein verbreitetes Problem bei der Nutzung biologischer Moleküle, nämlich dass Eiweißbausteine oft nur wenig stabil sind und daher bei vielen Anwendungen in Forschung und Biotechnologie nicht eingesetzt werden können.
Der Trick der Heidelberger Hochschüler: Mithilfe eines neuen Systems schlossen sie die Proteine zu einem Ring, was die Stabilität deutlich erhöht. Der Ringschluss schützt die empfindlichen Enden der Eiweiße und macht sie damit für die Nutzung in neuen Technologien interessant. Betreut wurde das Team von Prof. Dr. Roland Eils, der an der Ruperto Carola und am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) bioinformatische Forschungsabteilungen leitet, und Forschungsgruppenleiterin Dr. Barbara Di Ventura.
Im Wortsinne auf Augenhöhe
Von Ute von Figura
Halbe Sachen machen? Das ist nichts für Rudi Sonnenbichler (Foto: Joneck). Entsprechend brüsk lehnte er zunächst das Angebot ab, Trainer der Herren-Nationalmannschaft im Sitzvolleyball zu werden: „Auf eine Freizeittruppe habe ich keine Lust.“ Die sportliche Qualität und Leistung aber, die er dann bei einem internationalen Turnier in dieser paralympischen Sportart zu sehen bekam, überzeugte den Lehrbeauftragten am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Ruperto Carola. Seit vier Jahren arbeitet er nun bereits als Bundestrainer der Sitzvolleyballer – ein Engagement, das sich nicht nur in großen Turniererfolgen auszahlt.
In der Volleyballszene ist Rudi Sonnenbichler kein Unbekannter: Drei Medaillen bei Europameisterschaften, Top-Platzierungen bei Weltmeisterschaften und eine Goldmedaille bei der Nachwuchs-Olympiade gehen auf sein Konto, zudem der Aufstieg von drei Volleyballvereinen in die Erste Bundesliga und – im Zuge der Wiedervereinigung – der Aufbau des damals einzigen Spielsportinternats in Deutschland. Diese Bilanz jedoch, die er sich in über 20 Jahren als Bundestrainer im Damen- und Juniorenbereich erarbeitet hat, bedeutet dem 67-Jährigen wenig. „Das ist doch alles unwichtig“, erklärt der gebürtige Mittenwalder in rustikalem oberbayrischen Dialekt: „Wen interessiert das heute noch? Kei’ Sau!“ Erfolge, Ruhm und Medaillen: Diese Motivation, die ihn zu Beginn seiner Karriere antrieb, hat sich schon lange überholt.
„Fit for Fun“ gegen Prüfungsstress und Leistungsdruck
Sport macht schlau, wissen führende Hirnforscher. Körperliche Bewegung steigert die Durchblutung des Gehirns, stimuliert die Neubildung von Nervenzellen und verstärkt die neuronalen Netze, über die unsere Denkprozesse ablaufen. Der Hochschulsport der Universität Heidelberg bietet mit seinem vielfältigen Angebot also nicht nur die Gelegenheit, sich zu ertüchtigen (Foto: Hochschulsport) – er fördert auch die kleinen grauen Zellen. Passend zu seinem Motto „Wir bewegen kluge Köpfe“.
„Sport hat viele positive Effekte; neben körperlicher und geistiger Entspannung fördert er die Konzentrations- und Denkfähigkeit“, sagt Matthias Wolf, Leiter des Heidelberger Hochschulsports, der vom Institut für Sport und Sportwissenschaft organisiert wird. „Gleichzeitig sorgt er für einen wohltuenden Ausgleich angesichts von Prüfungsstress und Leistungsdruck.“ Hinzu komme der gesellige Aspekt, so Wolf: „Hier treffen Menschen aus aller Welt, aus allen Fakultäten und Bereichen aufeinander.“ Denn teilnehmen kann jeder – vom Studierenden über die Professorin oder den Chefarzt bis zur Krankenschwester oder dem Verwaltungsangestellten.
Mit Sensoren am Arm durch die Stadt
Unsichere Radwege, Stress durch Verkehrsstaus, Angst in Unterführungen: In modernen Städten gibt es viele belastende Faktoren für die Bewohner. Eine nachhaltige Stadtgestaltung sollte nach Ansicht von Experten deshalb emotionale Reaktionen der Bürger auf ihre Umwelt miteinbeziehen (Grafik: Bernd Resch). Im interdisziplinären Forschungsprojekt „Urban Emotions“ entwickeln Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg und Kaiserslautern kreative Methoden, um mit nutzergenerierten Daten Auskunft über solche Gefühle zu erhalten – so werden etwa Testpersonen mit Sensoren ausgerüstet durch die Stadt geschickt.
Die Daten sollen zeigen, wie Bürger ihre Stadt nutzen, wo sie sich wohlfühlen und durch welche Gegebenheiten problematische Situationen entstehen können. Für ein geeignetes Instrumentarium testen die Forscher die Möglichkeiten des „People as Sensors“-Konzepts, mit dem automatisiert Emotionen und Stresslevels gemessen werden. Zusätzlich werten sie öffentlich zugängliche Daten aus sozialen Netzwerken aus. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Meine Familie, der Spion und ich
Von Mirjam Mohr
Kalter Krieg, Geheimdienst und Identitätsdiebstahl – um diese Themen dreht sich ein sehr persönlicher Dokumentarfilm einer polnischen Alumna der Universität Heidelberg. Der Film „Meine Familie und der Spion“ von Rosalia Romaniec (Foto: WDR), der in der ARD und im WDR ausgestrahlt wurde, erzählt eine Geschichte wie aus einem James-Bond-Drehbuch, die sich tatsächlich in der Familie der Journalistin zugetragen hat. Anfang der 1990er-Jahre hatte die Autorin am Studienkolleg der Ruperto Carola studiert.
Im Zentrum des Films steht Romaniec’ Onkel, der 1946 in Pommern als uneheliches Kind einer verheirateten Deutschen und eines sowjetischen Soldaten unter dem Namen Heinz Arnold geboren wurde. Als Monate später die verbliebenen Deutschen Pommern verlassen mussten, ließ die Mutter ihren Sohn zurück, der zunächst in ein Waisenhaus kam und später von einer polnischen Familie unter dem Namen Janusz Arnold adoptiert wurde. Von seiner tatsächlichen Herkunft erfuhr er erst als junger Mann.