Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Von Eiszeiten bis Dürreperioden
Von Mirjam Mohr
Wie kann man feststellen, ob Mineralwasser aus Gletscherschmelzwasser der Eiszeit stammt? Wie können sich Politik und Gesellschaft darauf vorbereiten, dass Dürreperioden in Zukunft auch in den gemäßigten Breiten Mitteleuropas zunehmen werden? Und wieso konnte Friedrich der Große die Extremwetterlagen der „Kleinen Eiszeit“ für seine Politik instrumentalisieren? Solchen Fragen gehen Wissenschaftler am Heidelberg Center for the Environment (HCE) nach. Das ein Jahr zuvor gegründete HCE erhält seit 2012 eine Förderung als Teil des Zukunftskonzepts der Ruperto Carola im Rahmen der Exzellenzinitiative und vernetzt über Fächer- und Disziplingrenzen hinweg die Kompetenzen der Universität in den Umweltwissenschaften (Symbolbild: Fotolia/Jan Will).
„Unsere Forscher kommen aus der Geographie, den Geowissenschaften, der Biodiversitätsforschung oder der Umweltphysik, aber auch aus den sozial-, wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen Disziplinen, der Archäologie oder den Geschichtswissenschaften“, weiß Dr. Nicole Vollweiler, Geschäftsführerin des HCE: „Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie sich mit den ökologischen Herausforderungen beschäftigen, die der natürliche, technische und gesellschaftliche Wandel mit sich bringt – also mit den Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt. Da aber die Komplexität der heutigen Umweltprobleme einzelne Disziplinen mit ihren Untersuchungsmethoden vor besondere Herausforderungen stellt, setzt das HCE auf eine integrierte interdisziplinäre Zusammenarbeit.“
Im Keller eine Bombe gezündet
Von Ute von Figura
Die Entwicklung eines sicheren Hepatitis-B-Impfstoffs, die Entdeckung molekularer Ursachen der Alzheimer-Krankheit, die Erfindung eines weithin genutzten genetischen Schalters, die Aufklärung zellulärer Transportwege oder die Entschlüsselung von Reparatursystemen für schadhafte Proteine zählen zu den herausragenden Forschungsergebnissen, die in den vergangenen drei Jahrzehnten unter wesentlicher Mitwirkung des Zentrums für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) erzielt worden sind. An der zentralen Forschungseinrichtung widmen sich Wissenschaftler verschiedener Disziplinen der Aufklärung grundlegender molekular- und zellbiologischer Prozesse, die vielfach auch medizinische Aspekte berühren. Prof. Dr. Hermann Bujard (Foto: Benjamin) hat das vor 30 Jahren ins Leben gerufene ZMBH entscheidend geprägt und mit seinem Engagement dazu beigetragen, Heidelberg zu einem führenden Standort molekularbiologischer Forschung in Deutschland zu machen. Im Gespräch erinnert sich der Mitbegründer und spätere Direktor des Zentrums an die bewegten Anfänge der heute international anerkannten Einrichtung.
Welche Faktoren haben Sie zur Gründung des ZMBH bewogen?
Die drei ??? und der ungewöhnliche Politologe
Von Mirjam Mohr
Wenn die Worte „Rocky Beach“, „Onkel Titus“ und „Dürfen wir Ihnen unsere Karte zeigen?“ fallen, schlagen bei einem großen Teil der Generation der 30- bis 50-Jährigen die Herzen höher. Denn dann geht es um ein Abenteuer aus der Buchreihe „Die drei ???“, die zur Kindheit vieler Erwachsener dieser Altersklasse gehört und als erfolgreichste Hörspielreihe der Welt Kultstatus genießt. Zu dieser Generation gehört auch der Politikwissenschaftler Michael Kühlen (Foto: privat), der eine Beziehung zu den ewig jung bleibenden Jungdetektiven pflegt, um die ihn einige Altersgenossen beneiden: Er hat die Jugendbuchreihe nicht nur lektoriert sondern auch selbst eine 2014 erschienene Folge geschrieben. Dabei haben ihm seine Erfahrungen aus seiner Zeit als Referent eines US-Abgeordneten wertvolle Dienste geleistet.
In die Gruppe der erwachsenen „Drei ???“-Extrem-Enthusiasten reiht sich Michael Kühlen, der nach seiner Arbeit für die Buchreihe bis Anfang 2015 als Wissenschaftler am Heidelberg Center for American Studies (HCA) der Universität Heidelberg beschäftigt war, selbst nicht ein. Als er begann, als Lektor für die Reihe zu arbeiten, hatte er noch Bände aus Kindertagen im Regal stehen. „Inzwischen lese ich sie wieder, aber anders als früher, eher mit einer professionellen Brille. Ich schaue natürlich: Wie hat der Autor das gemacht, wie hat er bestimmte Probleme gelöst?“ Die Bücher werden laut Kühlen vor allem von jüngeren „Drei ???“-Fans gelesen, während die Erwachsenen die Hörspielreihe bevorzugen.
Zustandsgleichung nahe dem absoluten Nullpunkt
Mit einem Laborexperiment ist es Physikern am Zentrum für Quantendynamik der Universität Heidelberg gelungen, die sogenannte Zustandsgleichung für ein Atomgas zu bestimmen. Mit ihr können die thermodynamischen Eigenschaften dieses physikalischen Systems exakt beschrieben werden (Abbildung: Puneet Murthy). Wie Privatdozent Dr. Tilman Enss und Prof. Dr. Selim Jochim betonen, liefert die Gleichung die Grundlage für weitere Experimente mit ultrakalten Atomen, die auf ein besseres Verständnis von Mechanismen der Supraleitung zielen, also des verlustfreien Transports von elektrischen Strömen. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Physical Review Letters“ veröffentlicht.
„Jeder kennt den Effekt, dass die Luft dünner wird, wenn man auf einen hohen Berg steigt. In der Physik wird dieser Effekt durch eine Zustandsgleichung beschrieben. Sie bestimmt in diesem Fall, wie sich die Dichte der Luft mit dem Abstand von der Erde ändert“, erläutert Tilman Enss vom Institut für Theoretische Physik der Ruperto Carola. „Das gleiche Prinzip gilt in vielen Bereichen der Physik – von der Verteilung der Materie im Aufbau der Sterne bis hin zu Atomgasen, die wir neuerdings im Labor herstellen können“, ergänzt Selim Jochim, der am Physikalischen Institut arbeitet.
Zwölf-Millionen-Euro-Spende für ein neues Stockwerk
Das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg gehört deutschlandweit zu den führenden Einrichtungen seiner Art. Gegen den Bundestrend verzeichnet es laut Klinikum seit dem Bezug des neuen Gebäudes im Jahr 2008 „eine Leistungssteigerung in der Patientenbetreuung von mehr als zehn Prozent“, in bestimmten Bereichen sogar mehr. Das macht eine Erweiterung der Klinik notwendig, die nun durch eine Aufstockung des Gebäudes im Neuenheimer Feld (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg) realisiert wird. In dem zusätzlichen Geschoss sollen auf über 1500 Quadratmetern 40 weitere Betten untergebracht werden, davon sechs sogenannte Intermediate Care-Betten als Verbindungsglied zwischen Intensiv- und Normalstation. Dazu kommen Dienst- und Behandlungszimmer, Spiel- und Unterrichtsräume sowie ein Elternbereich.
Die Gesamtbaukosten werden auf 9,8 Millionen Euro taxiert. Mit zwölf Millionen Euro finanziert die Dietmar Hopp Stiftung Baukosten und Erstausstattung. Katrin Tönshoff, Geschäftsstellenleiterin der Stiftung: „Gerade bei jungen Patienten sind kurze Wege und die Bündelung von Fachkompetenz an einem Ort wichtig. Dies haben wir bereits bei einem anderen durch die Dietmar Hopp Stiftung geförderten Bauprojekt zeigen können, bei der Verlegung der Kinderherzchirurgie in die Kinderklinik.“
Ohne den göttlichen Funken der Belebung
Von Oliver Fink
Das bekannteste Exponat der Geologisch-Paläontologischen Sammlung des Instituts für Geowissenschaften der Ruperto Carola ist gewiss der 1907 in einer Sandgrube bei Mauer entdeckte Unterkiefer des „Homo heidelbergensis“. Der Kieferknochen dieser Menschen-Art, die vor 600 000 bis 200 000 Jahren in unseren Breiten gelebt hat und zu deren Nachkommen der Neandertaler zählt, kann dabei zumindest als Kopie betrachtet werden; das wertvolle Original lagert in einem Tresor. Doch im Museum für Geowissenschaften (Foto: Universität Heidelberg), das als eine Art Schaufenster der Sammlung dient, gibt es noch viel mehr zu entdecken.
Im geologischen Teil des Museums, das sich Im Neuenheimer Feld 235 befindet, ist die Entwicklung der Erde der vergangenen 4,5 Milliarden Jahre vom Präkambrium bis heute dargestellt. Der paläontologische Abschnitt widmet sich verschiedenen Fossilfunden entsprechender Epochen. Thematisiert wird in diesem Zusammenhang auch die Evolution des Menschen. Einen dritten Schwerpunkt bilden Mineralien und Gesteine im mineralogischen Teil des Museums. Die Gründung der Sammlung erfolgte im frühen 19. Jahrhundert im Zuge der Einrichtung eines Lehrstuhls für Mineralogie und Geognosie: 1823 wurde im „Haus zum Riesen“ in der Heidelberger Altstadt – in der heutigen Hauptstraße 52 – mit dem Aufbau begonnen.