Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Nicht mehr Flüchtling sondern Student
Von Oliver Fink
Abdulhamid Alsalhani, der aus Damaskus stammt, haderte ein wenig mit seinem Status: „Ich bin ja jetzt Student und kein Flüchtling mehr.“ Wie auch Sarah Shammaa aus Aleppo arbeitet er nach der Ankunft in Deutschland gerade an seiner Zukunft. Gemeinsam mit acht weiteren Stipendiaten des Landes Baden-Württemberg werden die beiden derzeit am Internationalen Studienzentrum (ISZ, Foto: Universität) der Universität Heidelberg sprachlich und fachlich auf ein Studium hierzulande vorbereitet.
Insgesamt 50 dieser Stipendien für syrische Flüchtlinge wurden im vergangenen Jahr vom Land in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) vergeben. Die zehn Stipendiatinnen und Stipendiaten unter ihnen, die am ISZ ausgebildet werden und gleichzeitig als Studierende an der Ruperto Carola eingeschrieben sind, profitieren dabei von der breiten Ausrichtung des Heidelberger Kollegs: „Viele vergleichbare Einrichtungen in Deutschland sind reine Studienkollegs – das ISZ aber verfügt außerdem über das Kolleg für deutsche Sprache und Kultur und bietet nicht nur die klassischen Schwerpunktkurse des Studienkollegs an sondern auch propädeutische Vorsemester und eben auch Deutschkurse“, betont Monika Gardt, die Kommissarische Direktorin. Und dafür werden am ISZ und anderswo bald noch mehr Plätze zur Verfügung stehen, denn das Bundesministerium für Bildung und Forschung möchte mit einer entsprechenden Fördermaßnahme Flüchtlingen den Zugang zum Studium erleichtern.
Die Integrationsbereitschaft ist viel stärker
Von Ute von Figura (Text und Bild)
„Ich hoffe, dass die Kosten-Nutzen-Rechnungen endlich aufhören, dass wir die einzelnen Menschen hinter den Flüchtlingen wahrnehmen, ihnen mit mehr Offenheit und Verständnis begegnen.“ Sissy Geider, Lehramtsstudentin in Heidelberg, ist Mitglied der „Offenen Uni“ – einer Initiative, deren Ziel es ist, Geflüchteten den Hochschulzugang zu erleichtern. Die 28-Jährige zählt zu den vielen Angehörigen der Ruperto Carola, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren: sei es, um Sprachkurse zu geben, Asylbewerbern als Mentoren zur Seite zu stehen, sie bei juristischen Fragestellungen zu beraten oder die Kinderbetreuung in den Flüchtlingswohnheimen zu unterstützen.
Die „Offene Uni“, die von Studierenden im vergangenen Herbst ins Leben gerufen wurde, setzt sich für diejenigen Flüchtlinge ein, die ein Studium in Deutschland beginnen oder fortsetzen wollen. „Diese Menschen, die fast alles zurücklassen mussten, sollen auch hier ihre Ziele weiter verfolgen können“, erklärt Sissy Geider. Die größte Hürde sei dabei zunächst die Sprachbarriere. Probleme bereiteten darüber hinaus die geringen finanziellen Mittel, manches Mal auch fehlende Zeugnisse und Bescheinigungen, die zur Aufnahme oder Fortsetzung eines Studiums benötigt werden.
Kluges, solidarisches, vorausschauendes Tun
Von Mirjam Mohr
„Danke Deutschland für alles!“ Den jungen Syrern Jan Mustafa und Mohammed Alibrahim war es offensichtlich ein großes Anliegen, den Anwesenden in der voll besetzten Aula der Neuen Universität der Ruperto Carola stellvertretend dafür zu danken, das sie aufgenommen wurden. Immer wieder wiesen die beiden Kriegsflüchtlinge darauf hin, wie dankbar sie für die Hilfe und den Respekt seien, die sie in Deutschland erführen.
Die Podiumsdiskussion (Foto: Harmeet Dawan), auf der die beiden über ihre Erfahrungen sprachen, war Teil des „Offenen Forums: Flüchtlinge und Integration“, in dessen Rahmen sich auch Initiativen der Flüchtlingshilfe vorstellten und zur Mitarbeit einluden. Die Organisatoren der Veranstaltung – Studierende und Stipendiaten der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw), die vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg unterstützt wurden – wollten damit einen „nachhaltigen Beitrag“ zu der Herausforderung leisten, vor der Deutschland steht: der erfolgreichen Integration einer großen Zahl von Geflohenen.
Ärzte lernen sprechen
Von einem gelungenen Gespräch zwischen Arzt und Patient hängt es ab, wie gut sich ein Patient behandelt fühlt und ob er den ärztlichen Empfehlungen folgt. Gerade bei niederschmetternden Diagnosen wie einer Krebserkrankung benötigen Ärzte nicht nur Fingerspitzengefühl sondern kommunikative Kompetenz. Der erste Kommunikationslehrplan für das Medizinstudium soll künftig deutschlandweit angehende Ärzte umfassend auf diese Aufgabe vorbereiten (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg).
Zu einem Kommunikationssymposium begrüßte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe daher jüngst Vertreter der 37 deutschen Medizinischen Fakultäten und medizinischer Fachgesellschaften in Heidelberg. Das Ministerium förderte die Erarbeitung des ersten Mustercurriculums für Arzt-Patient-Kommunikation sowie das Symposium unter Federführung des Universitätsklinikums Heidelberg unter dem Dach des Nationalen Krebsplans. Vertreter der Institutionen, die an der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung teilhaben, verabschiedeten im Zuge der Veranstaltung die „Heidelberger Erklärung“. Sie bekunden damit ihre Absicht, sich bundesweit für eine Förderung der kommunikativen Kompetenzen in der ärztlichen Ausbildung einzusetzen.
Eine Million Megatonnen TNT
Vor rund 790 000 Jahren gab es auf der Erde mehrere kosmische Einschläge mit globalen Auswirkungen. Diesen Schluss ziehen Geowissenschaftler der Universität Heidelberg, nachdem sie Altersbestimmungen an sogenannten Tektiten aus verschiedenen Erdteilen vorgenommen haben. Die Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Mario Trieloff untersuchte mehrere solcher Gesteinsgläser, die bei Einschlägen von Asteroiden oder Kometen entstanden. Mit ihrer Datierungsmethode auf der Basis natürlich vorkommender Isotope gelang den Wissenschaftlern die bislang präziseste Datierung dieser Tektite (Foto: Institut für Geowissenschaften).
Die Untersuchungen zeigen, dass die Proben aus Asien, Australien, Kanada und Zentralamerika ein fast identisches Alter aufweisen, sich aber chemisch zum Teil deutlich unterscheiden. Dies deutet auf separate Einschläge hin, die etwa zur gleichen Zeit stattgefunden haben. Die Folgen waren katastrophal: Feuer und Erdbeben im Umkreis Hunderter Kilometer um die Einschlagsorte sowie Hunderte Meter hohe Tsunamis, wenn der Ozean getroffen wurde. Gleichwohl verursachte der Impact kein globales Massenaussterben wie das der Saurier vor rund 65 Millionen Jahren. Die Ergebnisse der von der Klaus Tschira Stiftung geförderten Arbeiten wurden im Fachjournal „Geochimica et Cosmochimica Acta“ veröffentlicht.
Muskelzucken für die Forschung
Von Oliver Fink
Aufwändige technische Geräte, um die Funktionsweise des menschlichen Körpers zu ergründen, um Knochen, Muskeln, Haut, Organe und Nerven zu untersuchen, gab es bereits im 19. und 20. Jahrhundert. Davon zeugen rund 100 Apparaturen und Modelle aus der Sammlung des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie der Ruperto Carola. Sie gewähren spannende Einblicke in die Geschichte der medizinischen Forschung.
Mit Hilfe dieser Geräte wurden die Grundlagen für die spätere Entwicklung heute weitverbreiteter klinischer Messmethoden wie EKG (Elektrokardiogramm) oder EEG (Elektroenzephalogramm) geschaffen. Geräte, die beispielsweise elektrische Reize zur Stimulation von Nerven- und Muskelzellen erzeugen konnten, um Vorgänge wie Muskelkontraktionen mit dem sogenannten Schlitteninduktorium (Foto: Institut für Physiologie und Pathophysiologie) oder Prinzipien der Nervenleitung zu untersuchen. Wichtige Impulse ergaben sich dabei immer wieder aus dem Zusammenspiel verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. In der Sammlung finden sich auch mehrere Instrumente, die auf Hermann von Helmholtz zurückgehen, der von 1858 bis 1870 eine Professur für Physiologie an der Universität Heidelberg innehatte, sich aber vor allem als Physiker einen Namen gemacht hat.