Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Mit dem Herz einer Löwin
Von Ute von Figura
Dutzende Male stand Silvana Chojnowski (Foto: Uwe Grün) für die Junioren-Teams des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf dem Platz, zu ihren größten Erfolgen zählte dabei 2012 der U-20-Vize-Weltmeistertitel. Seit dem vergangenen Jahr tritt sie für die polnische Nationalmannschaft an und gehört dort ebenfalls zu den Leistungsträgerinnen. Die 22-Jährige, die in der abgelaufenen Saison für die TSG 1899 Hoffenheim kickte und jetzt zum SC Sand gewechselt ist, studiert an der Universität Heidelberg Sportwissenschaften und vermittelt als Tutorin ihr Fußballwissen an andere Studierende.
„Geht frontal auf den Gegner zu, dreht Euch mit dem Rücken zu ihm ein, um den Ball an ihm vorbei zu dribbeln, und lasst ihn ins Leere laufen“, erklärt Silvana Chojnowski einer kleinen Gruppe von Sportstudentinnen. Sie haben sich auf dem Trainingsplatz der Universität im Neuenheimer Feld versammelt, um mit Silvana das technische Einmaleins des Fußballs zu üben. Der „Einfache“ und der „Doppelte Übersteiger“ stehen heute noch auf dem Plan. Mit routinierten Bewegungen führt Silvana die Schrittabfolge vor. Schon der kurze Ballkontakt zeigt: Hier dribbelt eine, die diese Tricks im Blut hat. Ein schneller Übersteiger rechts, einer links, ein kurzer Kick des Balls und ruck, zuck hat Silvana ihren imaginären Gegenspieler übervorteilt. Bereits in der Grundschule war der gebürtigen Frankfurterin mit polnischen Wurzeln klar: Ich will später einmal Fußballerin werden.
Engagement entscheidend
Studierende an der Ruperto Carola können sich um eine Vielzahl von Stipendien bewerben. Welche Voraussetzungen dafür jeweils nötig sind und welche Leistungen damit verbunden, das ist Thema einer neuen Serie, die in loser Folge Heidelberger Studierende und die Unterstützungsangebote vorstellt. Aktuell läuft vom 15. Juli bis 31. August die Bewerbungsfrist für das Deutschlandstipendium, bei dem für zunächst zwei Semester eine einkommensunabhängige Förderung von 300 Euro im Monat gewährt wird. Masterstudentin Julia Han Noll (Foto: Universität Heidelberg) wird mit einem solchen Deutschlandstipendium gefördert:
„Ich studiere im zweiten Masterfachsemester Molekulare Biotechnologie, zuvor habe ich bereits ein Bachelorstudium in der gleichen Fachrichtung an der Universität Heidelberg absolviert. Nachdem ich zunächst viele Forschungsbereiche kennengelernt habe, liegt der Schwerpunkt meiner Interessen derzeit in der Immunologie, besonders in der Tumorimmunologie mit dem Schwerpunkt Immuntherapie. Mich interessiert also vor allem die medizinische Forschung und speziell die Frage, wie man das eigene Immunsystem nutzen kann, um Krankheiten wie Krebs zu bekämpfen. Mein Ziel ist es, nach meinem Masterstudium noch eine Doktorarbeit anzuschließen.
Ästhetik der Schlichtheit
Für seinen Gedichtband „Um die Dinge ganz zu lassen“ hat Thilo Krause (Foto: Sebastien Agnetti) den mit 10 000 Euro dotierten Clemens Brentano Preis für Literatur der Stadt Heidelberg erhalten. Der Lyriker nahm die Auszeichnung Ende Juni bei einer Konzert-Lesung mit der jungen Pianistin Elisabeth Brauß aus den Händen von Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner im Heidelberger Palais Prinz Carl entgegen. Krause nannte die Auszeichnung eine große Ermutigung, auf dem Weg weiterzugehen, den er eingeschlagen habe.
Dass Krauses ruhig gehende Verse einen Kontrapunkt in das mediale Rauschen setzen, hatte die Jury bei ihrer Entscheidung im Februar hervorgehoben: „Mit wenigen Worten und unprätentiöser Sprache fängt dieser genaue Beobachter Stimmungen und Lebenssituationen ein und verwandelt sie in Sprach- und Klangbilder von großer Tiefenschärfe. Das Gedicht wird hier zum Ort, ‚um die Dinge ganz zu lassen‘.“ Dass sich die Jury nicht nur aus professionellen Literaturkritikerinnen und -kritikern zusammensetzt sondern auch aus Hochschülerinnen und -schülern, die am Germanistischen Seminar der Ruperto Carola studieren, ist bundesweit einmalig und eine Besonderheit des Förderpreises.
Die demokratische hinkt der wirtschaftlichen Entwicklung hinterher
Von Mirjam Mohr
Ungarn, Polen oder die Türkei, die gerade mit den üblen Nachwirkungen des Putschversuchs kämpft: Diese Länder haben zuletzt mit politischen Entwicklungen auf sich aufmerksam gemacht, die in Deutschland als problematisch für eine Demokratie angesehen werden. Ob und inwieweit dort die Qualität der Demokratie tatsächlich abnimmt, das misst der Transformationsindex BTI (Grafik: Bertelsmann Stiftung), der eng mit dem Institut für Politische Wissenschaft (IPW) der Ruperto Carola verbunden ist. Tatsächlich lautet eines der aktuellen Ergebnisse, „dass es zwar keine Krise der Demokratie im weltweiten Maßstab gibt, aber doch eine Stagnation der Demokratieentwicklung“, wie Prof. Dr. Aurel Croissant sagt. Der Politikwissenschaftler ist einer der Regionalkoordinatoren des Transformationsindex’, den Wissenschaftler seit 1999 alle zwei Jahre im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellen.
Der BTI lässt sich als Ranking der Qualität von Demokratie, Marktwirtschaft und politischer Gestaltungsleistung beschreiben. Ins Leben gerufen wurde er als Reaktion auf die Welle des Übergangs von Diktaturen zu Demokratien und von planwirtschaftlichen zu marktwirtschaftlichen Systemen, die seit Mitte der 1970er-Jahre und nach dem Ende des Ostblocks die Welt ergriff. „Der BTI misst die Strategien und Ergebnisse dieses Übergangs und untersucht dabei sowohl, wie solche Prozesse verlaufen und welche Ergebnisse sie haben, als auch, wie politische Entscheider und soziale Akteure solche Transformationsprozesse managen“, erklärt Aurel Croissant.
Die Selbstheilung der Netzhaut im Blick
Anders als beim menschlichen Auge ist der Fisch in der Lage, Verletzungen der Netzhaut auf zellulärer Ebene zu reparieren. Wie diese Regenerationsreaktion ausgelöst wird, haben jetzt Wissenschaftler am Centre for Organismal Studies (COS) der Universität Heidelberg mit Untersuchungen an einem Modellorganismus, dem Medaka-Fisch, entschlüsselt (Abbildung: Katharina Lust und Joachim Wittbrod). Demnach löst überraschenderweise nur ein einziger genetischer Faktor zwei zentrale Schritte im Prozess der Regeneration aus – die Zellteilung und die Ausdifferenzierung von Vorläuferzellen in die verschiedenen retinalen Zelltypen. Die Forschungsergebnisse besitzen laut Prof. Dr. Joachim Wittbrodt eine hohe biomedizinische Relevanz und wurden im Fachjournal „Development“ veröffentlicht.
Stammzellen im Körper können so stimuliert werden, dass sie beginnen, Fehler selbstständig zu korrigieren – bislang ist dies eine Vorstellung, die Science-Fiction-Filmen vorbehalten bleibt. Dennoch hofft die Wissenschaft, dass es einmal möglich sein wird, zerstörte Zellen im Körper gezielt zu ersetzen. Dabei schaut sie auf die Netzhaut von Fischen: Im Gegensatz zum Menschen sind diese in der Lage, alle Nervenzellen nach Verletzungen komplett zu regenerieren. Spezialisierte Gliazellen (nichtneuronale Zellen des Nervengewebes) übernehmen hierbei die Funktion von Stammzellen. Warum verfügt der Fisch über diese Fähigkeit, nicht jedoch der Mensch, obwohl das menschliche Auge die retinalen Gliazellen, die auch als Müllerzellen bezeichnet werden, ebenfalls enthält?
„Ich bin nicht zufrieden mit der Entwicklung der Grünen“
Von Mirjam Mohr
Dr. Antje Vollmer (Foto: Rudi Knoke), geboren 1943, studierte Mitte der 1960er-Jahre insgesamt vier Semester Theologie in Heidelberg. Nach einem Zweitstudium der Erwachsenenpädagogik und einer Promotion arbeitete sie ab Mitte der 1970er-Jahre als Dozentin an der Evangelischen Heimvolkshochschule in Bethel, wo sie in Kontakt mit der Agraropposition kam. Als 1983 die Grünen erstmals in den Bundestag einzogen, wurde Antje Vollmer über eine offene Landesliste Bundestagsmitglied für die Partei, in die sie erst zwei Jahre später eintrat. Mit Unterbrechungen war Vollmer dann bis 2005 Bundestagsabgeordnete der Grünen, übernahm wechselnde Funktionen in der Fraktion und wurde 1994 die erste grüne Bundestagsvizepräsidentin. 2009/2010 war sie Vorsitzende des von der Bundesregierung eingerichteten „Runden Tischs Heimerziehung in den 50er- und 60er-Jahren“. Seit ihrem Abschied aus dem Bundestag betätigt sich Antje Vollmer verstärkt als Publizistin.
Frau Vollmer, warum hatten Sie sich für Ihr Theologiestudium Heidelberg ausgesucht?