Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Sprachtandem bringt Flüchtlinge voran
Von Mirjam Mohr
Die erfolgreiche Integration schulpflichtiger Geflüchteter in das deutsche Bildungssystem stellt eine der großen gesellschaftlichen Aufgaben der kommenden Jahre dar. Auf die Förderung von Kindern und Jugendlichen, die noch wenig oder gar kein Deutsch verstehen und die teilweise mit anderen Schriftsystemen alphabetisiert wurden, sind viele Lehrerinnen und Lehrer nicht vorbereitet. Hier setzt ein aktuelles Projekt der Heidelberg School of Education (HSE) an: Es macht Lehramtsstudierende der Universität und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg fit für die sprachliche Förderung und pädagogische Begleitung von geflohenen Kindern und Jugendlichen wie Abdulghafar Nurzaei (Foto: Fink) – und hilft bereits jetzt ganz konkret bei der Eingliederung in das Heidelberger Schulleben.
Zentraler Bestandteil des Projekts für angehende Lehrer aller Fachrichtungen sind Sprachtandems, bei denen Studierende für ein Semester eine Förderpatenschaft für einen jungen Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund an einer Heidelberger Schule übernehmen. Diesen Grundgedanken setzt Prof. Dr. Ingrid Dietrich vom Institut für Bildungswissenschaft der Ruperto Carola bereits seit dem Sommersemester 2014 mit einem Seminar um, das Sprachtandems anbietet und begleitend Kompetenzen im sprachdidaktischen und interkulturellen Bereich vermittelt. Die von Dietrich betreuten Tandems bilden den Kern des aktuellen HSE-Projekts, hinzu kommen Lehreinheiten in Deutsch als Zweitsprache, zur Lernbegleitung und zu traumapädagogischen Gesichtspunkten. Beteiligt sind Lehrende der Institute für Bildungswissenschaft und Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Universität sowie der Pädagogischen Hochschule.
Eine zweite Erde in der Nachbarschaft?
Einen erdähnlichen Planeten in – nach kosmischen Maßstäben – unmittelbarer Nähe unseres Sonnensystems hat ein internationales Team von Astronomen aufgespürt, zu dem Dr. Yiannis Tsapras von der Ruperto Carola gehört: Die Forscher haben eindeutige Hinweise auf einen Trabanten gefunden, der den sonnennächsten Stern Proxima Centauri umkreist. Der neu entdeckte Planet, der auf den Namen „Proxima b“ (Grafik: ESO/M. Kornmesser) getauft wurde, umläuft seinen Stern in nur elf Tagen, ist ungefähr so massereich wie die Erde und befindet sich in der sogenannten habitablen Zone, also in einem so günstigen Abstand zum Zentralgestirn, dass auf der Oberfläche des Gesteinsplaneten flüssiges Wasser und damit Leben nach unseren Vorstellungen existieren könnte. Die Erkenntnisse der Astronomen wurden in „Nature“ veröffentlicht.
Der schwach rötlich leuchtende Stern Proxima Centauri ist zwar mit bloßem Auge nicht erkennbar, kosmisch gesehen ist der „Rote Zwerg“ mit einer Entfernung von rund vier Lichtjahren jedoch „zum Greifen nah“, wie Yiannis Tsapras erklärt, der am Astronomischen Rechen-Institut (ARI) des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) beschäftigt ist. Aus diesem Grund gilt dem Stern seit langem die Aufmerksamkeit der Himmelskundler. Im Zuge eines von Dr. Guillem Anglada-Escudé von der Queen Mary University in London geleiteten Forschungsprojekts lieferten jetzt modernste Messgeräte den erhofften Erfolg in Gestalt der Planetenentdeckung. International ist das Projekt auch als „Pale Red Dot“-Kampagne (blasser roter Punkt) bekannt – in Anlehnung an die Charakterisierung der Erde als „blasser blauer Punkt“, die von dem Astrophysiker und Autor Carl Sagan geprägt wurde.
„Eine gute Idee genügt leider nicht“
Von Oliver Fink (Text und Foto)
Für die Bearbeitung komplexer naturwissenschaftlicher Fragestellungen hat sie sich bereits in ihrer Schulzeit begeistert, etwa bei der erfolgreichen Teilnahme an mehreren Chemie-Olympiaden. Heute ist Jana Zaumseil Professorin am Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg. Zu ihren aktuellen Forschungsschwerpunkten gehören neuartige Halbleiter.
„Im Zentrum unserer Arbeit stehen Nanomaterialien, also Materialien, deren Eigenschaften in erster Linie von ihrer Größe im Nanometerbereich bestimmt werden. Momentan beschäftigen wir uns im Wesentlichen mit Kohlenstoff-Nanoröhrchen, aber auch mit Gold-Nanopartikeln als Antennen oder halbleitenden Polymeren“, erläutert Jana Zaumseil. Entsprechend dem Namen – Nanomaterials for Optoelectronics – versucht ihre Forschungsgruppe, diese Materialien sowohl zum Leiten von Strom als auch zur Lichterzeugung und Lichtabsorption zu nutzen sowie diese Eigenschaften zu kombinieren. Das ist auch das Thema ihres mit einem ERC Starting Grant geförderten Projekts „EN-LUMINATE“. „Spezialisiert haben wir uns dabei auf Licht, das nicht im sichtbaren Bereich sondern im nahen Infrarot liegt, also etwas langwelliger ist als das, was das menschliche Auge wahrnehmen kann. Dieser Wellenlängenbereich ist deshalb so interessant, weil er in der Telekommunikation eine bedeutende Rolle spielt, etwa zur optischen Übertragung von Daten.“
Gleich zweimal Geld vom ERC
Eine hochkarätige Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC), den ERC Advanced Grant für Spitzenforscher, erhalten mit Prof. Dr. Lorenz S. Cederbaum und Prof. Dr. Markus Oberthaler (Fotos: Tobias Schwerdt) gleich zwei Wissenschaftler der Ruperto Carola. Und für Cederbaum ist es bereits das zweite Mal – schon 2008 wurde seine Arbeit mit einem ERC Advanced Grant unterstützt. Die Fördermittel des Europäischen Forschungsrats sind für etablierte Wissenschaftler vorgesehen, die mit risikoreichen Forschungsvorhaben neue Wege beschreiten.
Lorenz S. Cederbaum, der am Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg forscht, wird mit rund 2,5 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre ausgestattet. Gefördert wird damit ein Vorhaben an der Schnittstelle der Disziplinen: die Untersuchung fundamentaler physikalischer Prozesse in chemischen Systemen. Der Fokus liegt dabei auf elektronischen Zerfallsprozessen, an deren Ablauf die chemische Umgebung aktiv beteiligt ist, was für das Verständnis der Entstehung biologischer Strahlenschäden bedeutsam ist. Ebenfalls über fünf Jahre und mit 2,4 Millionen Euro wird das Forschungsprojekt von Markus Oberthaler unterstützt, der am Kirchhoff-Institut für Physik arbeitet und dem Zentrum für Quantendynamik angehört. Der Wissenschaftler beschäftigt sich mit der Erzeugung von quantenmechanischen Eigenschaften in komplexen Systemen – im Mittelpunkt des Vorhabens wird die Frage stehen, ob es ein universelles Verhalten zur Erzeugung von quantenmechanischer Verschränkung in Vielteilchensystemen gibt.
Er schenkte der Nachwelt kluge Schriften – und sein leiblich Herz
Von Mirjam Mohr
Schenkt man jemandem sein Herz, so ist das normalerweise im übertragenen Sinne gemeint. Der Heidelberger Alumnus Carl Gustav Jochmann meinte dies allerdings wörtlich: Beseelt vom im Biedermeier gepflegten Freundschaftskult vermachte der 1830 gestorbene kulturphilosophische und zeitkritische Schriftsteller sein Herz einem seiner engsten Freunde – mit der Auflage, dieses „in einem einfachen Porzellangefäße“ in seinem Garten in Riga aufzubewahren. Die später in den Rigaer Domklosterhof umgesiedelte Urne mit Jochmanns Herz wurde nun auch auf Initiative einiger Alumni der Ruperto Carola restauriert und im Juli 2015 mitsamt einer Grabsäule im Dom als Ensemble eingeweiht, um an den in Vergessenheit geratenen Aphoristiker und Spätaufklärer zu erinnern (Foto: privat).
„Carl Gustav Jochmann war ein fantastischer, scharfsinniger Aphoristiker, der sehr unter der Restauration und der Unterdrückung der Pressefreiheit gelitten und gegen den Adel und die Hierarchie des Klerus angeschrieben hat, um die Errungenschaften der Aufklärung zu retten“, macht Prof. Dr. Ulrich Kronauer deutlich. Der Vorsitzende der Jochmann-Gesellschaft, der in Heidelberg Germanistik und Philosophie studiert hat und heute als Baltikums-Beauftragter an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und als Honorarprofessor für Philosophie am Karlsruher Institut für Technologie tätig ist, stieß über die Schrift „Die Rückschritte der Poesie“ auf den Publizisten des Vormärz: „Diese faszinierende Geschichtstheorie hat Jochmann zwar, wie alle seine Schriften, als Schutz vor Zensur und polizeilicher Verfolgung anonym publiziert, aber das war die Schrift, über die man seinen Namen kannte, weil Walter Benjamin und Theodor Adorno sich damit beschäftigt haben.“
Colossaler Kopf
Von Oliver Fink
Die Entwicklung der griechischen Plastik von ihren Anfängen bis in die römische Kaiserzeit lässt sich in der Abguss-Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie der Universität Heidelberg nachvollziehen, die Gipsabgüsse von Statuen und Reliefs beherbergt, deren Originale aus vielen bedeutenden Museen der Welt stammen. Unter den Exponaten befinden sich auch Teile des Parthenon-Tempels auf der Athener Akropolis, darunter eine monumentale Skulpturengruppe aus dem Ostgiebel und ein 22 Meter langer Relief-Fries.
Die Abguss-Sammlung, die zu den größten Einrichtungen ihrer Art an deutschen Universitäten zählt, ist Teil der archäologischen Sammlung der Ruperto Carola, deren weiterer Bestand im Antikenmuseum des Instituts ausgestellt ist. Sie umfasst rund 1200 Abgüsse antiker Statuen, Reliefs, Büsten und Porträts wie den sogenannten Juno-Kopf (Foto: Abguss-Sammlung); hinzu kommen etwa 14 000 Kleinabgüsse. Hervorgegangen ist die archäologische Sammlung aus dem 1835 gestifteten „Antiquarium Creuzerianum“, der Privatsammlung antiker Kunst des berühmten Heidelberger Philologen Georg Friedrich Creuzer. Beide Sammlungsteile werden beständig um antike Originale und Abgüsse plastischer Bildwerke erweitert. Angelegt als Lehrsammlung, ist die Beschäftigung mit den Gipsabgüssen bis heute unverzichtbar im Archäologiestudium, so bei Stil-, Beschreibungs- und Bestimmungsübungen. Genutzt wird sie zudem für die museumspraktische Ausbildung etwa bei der Vorbereitung von Ausstellungen durch studentische Arbeitsgruppen.