Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Theaterleben im Rampenlicht
Von Jana Gutendorf
Wie funktioniert ein Theaterbetrieb? Was passiert kurz vor der Vorstellung hinter der Bühne? Und wie sieht der Arbeitsalltag von Schauspielern, Tänzern, Musikern, Dramaturgen oder dem Intendanten aus? Diese Fragen standen erneut im Mittelpunkt des „theatercampus“ – einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe des Heidelberger Theaters, der Universität und der Pädagogischen Hochschule. Eine Woche lang im November konnten Studierende ihr künstlerisches Talent erproben und dabei hautnah miterleben, was es bedeutet, ein Stück auf die Bühne zu bringen (Foto: Taake).
„Für manchen hat das Theater vielleicht etwas Verstaubtes, dabei setzt es sich mit vielen aktuellen Themen auseinander“, sagt Katharina Simmert, Mitorganisatorin des diesjährigen „theatercampus“: „Hier kommt mehr auf die Bühne als nur Schiller und Goethe.“ Wie dieses „mehr“ aussehen kann, zeigte neben anderen die Heidelberger „Dance Company“. Choreografin Nanine Linning lud die Studierenden zur Teilnahme an einer Tanz-Visite ein – den Proben für die Erstaufführung des Stückes „Khôra“. Dort demonstrierten die Ensemblemitglieder nicht nur ihr außerordentliches Können und ihre Körperbeherrschung sondern kamen auch mit den Zuschauern ins Gespräch. „Wann bekommt man schon die Gelegenheit, mit all diesen Leuten zu sprechen?“, zeigt sich Laura Knorr begeistert. Sie studiert Anglistik und Germanistik an der Universität Heidelberg, ist selbst Ballett-Tänzerin und genoss es, den Profis am Theater einmal ganz nahe zu kommen. Die „theatercampus“-Woche ist in ihrem Kalender jedes Jahr fest verankert: „Ich versuche, alle Veranstaltungen mitzunehmen.“
Aufklärungsunterricht in Afrika
Von Anna Weber
Seit über 50 Jahren sind sie in Heidelberg aktiv, um sich für den Austausch zwischen Studierenden weltweit einzusetzen und durch soziales Engagement einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben – aktuell bringen sich in der Neckarstadt rund 30 Studierende bei der Studenteninitiative AIESEC ein (Foto: privat). Dabei steht vor allem die persönliche Herausforderung und Weiterentwicklung im Fokus, die durch praxisnahes Arbeiten gefördert wird.
Die Studierendenorganisation AIESEC wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Hochschülern gegründet, die sich für eine bessere Verständigung zwischen den Kulturen stark machen wollten, damit nach der grässlichen Erfahrung der vernichtenden Jahrhundertkatastrophe etwas Ähnliches in Zukunft nicht mehr geschehen könne. Seitdem wurden in immer mehr Ländern und Städten Studierende aktiv, um Kommilitoninnen und Kommilitonen interkulturelle Erfahrungen zu bieten und dadurch das Miteinander von Menschen aus unterschiedlichen Ländern zu fördern. Inzwischen ist AIESEC in 126 Staaten vertreten und hat weltweit mehr als 80 000 Mitglieder. In Heidelberg besteht für die Studierenden einerseits die Möglichkeit, über die Organisation für ein soziales Projekt ins Ausland zu gehen, oder andererseits als Mitglied der Organisation diese Auslandserfahrungen anderen zu ermöglichen – und dabei praktische Erfahrungen zu sammeln.
Mit demokratischen Mitteln gegen Terroristen und Populisten
Von Mirjam Mohr
Eigentlich wollte Mohamed Esa nicht in Deutschland studieren sondern ein Medizinstudium in England beginnen. Als der in Israel aufgewachsene Palästinenser 1978 dort einreisen wollte, wurde er jedoch mit der Begründung nach Hause geschickt, dass er nur ein Touristenvisum habe. Also fuhr er ein halbes Jahr später nach Deutschland, lernte zunächst die Sprache und studierte schließlich in Heidelberg Deutsch als Fremdsprache (Foto aus dem Studentenausweis: privat) mit durchschlagendem Erfolg. „Ich habe mich in die deutsche Sprache verliebt und die deutsche Literatur wurde zu meiner Leidenschaft.“ Inzwischen leitet Mohamed Esa die deutsche Sektion der Fremdsprachenabteilung eines amerikanischen Colleges, hat unzählige Workshops veranstaltet, mehrere Bücher über den Einsatz von Musik, Märchen und Sprichwörtern im Deutschunterricht veröffentlicht und für seine Lehre und sein Engagement zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter das Bundesverdienstkreuz – eine Erfolgsgeschichte „made in Heidelberg“.
Bereits seine erste Nacht in Deutschland verbrachte Mohamed Esa in Heidelberg, weil einige seiner Freunde hier Deutsch lernten. Da er aber eigene Erfahrungen machen wollte, zog er direkt weiter nach Aachen und dann nach Bochum, wo er den damals noch wenig bekannten Herbert Grönemeyer im Konzert erlebte – seine erste Begegnung mit deutschsprachiger Musik, die er später zum Inhalt seines Unterrichts machen sollte. Schließlich landete er in Karlsruhe, eignete sich am Studienkolleg Deutsch an und bestritt mit allen möglichen Arbeiten seinen Lebensunterhalt, bevor er in Heidelberg mit dem Studium begann.
Lebensrettender Export der Schnakenbekämpfer
Eine am Oberrhein bewährte Methode zur Stechmückenbekämpfung kann in Afrika helfen, die durch Moskitos (Foto: James Gathany, CDC) übertragene Tropenkrankheit Malaria einzudämmen. Das ist die Bilanz des Projekts „Ecologic Malaria Reduction for Africa“ (EMIRA) am Institut für Public Health des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Manfred Lautenschläger-Stiftung hatte das EMIRA-Projekt im westafrikanischen Burkina Faso mit rund 450 000 Euro gefördert. Seit 2013 haben Wissenschaftler dabei in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) e.V. aus Speyer und dem örtlichen Gesundheitsministerium ein biologisches Mittel im Nordwesten des afrikanischen Landes getestet, das Mückenlarven in den Brutgewässern abtötet und so die Ausbreitung der Überträger verhindert.
„In Afrika ist Malaria eine der Haupttodesursachen“, betonte Dr. Ali Sié, Direktor des Gesundheitsforschungszentrums Nouna des Gesundheitsministeriums von Burkina Faso, bei einer Pressekonferenz am Heidelberger Klinikum. Insbesondere bei Kleinkindern kann die Krankheit rasch zu Koma und Tod führen. Ali Sié: „Wenn es uns gelingt, die Zahl der Mücken zu reduzieren, können wir auch die Malaria zurückdrängen.“
Viele Verfasser stehen dem E-Book noch skeptisch gegenüber
Von Oliver Fink
Heidelberg University Publishing lautet der Name eines neuen Verlags, den die Ruperto Carola gegründet hat und der an der Universitätsbibliothek (UB) angesiedelt ist. Die Besonderheit: Im Vordergrund steht das Open-Access-Publizieren. „Online first“, wie UB-Direktor und Verlagsleiter Dr. Veit Probst (Foto: Fink) betont. Klassische Printversionen der veröffentlichten Bücher sind aber ebenfalls erhältlich.
Verlagsgründungen an Universitäten haben vor allem in den anglo-amerikanischen Ländern eine große Tradition – Oxford University Press als Beispiel besteht bereits seit dem 16. Jahrhundert. „Solche Verlage haben uns nicht nur das Alter voraus sondern sind mittlerweile auch große kommerzielle Unternehmen. Unser Ansatz ist ein anderer. Wir sind primär ein Online-Verlag mit Open-Access-Auftrag. Und wir setzen zugleich auf eine sehr strikte Qualitätskontrolle“, erläutert Veit Probst. Abheben möchte sich „heiUP“ – so das Verlagskürzel – damit insbesondere von jenen Wissenschaftsverlagen, die lediglich den vom Autor eingereichten Text ohne großen Mehraufwand zwischen zwei Buchdeckel pressen und auf den Markt werfen. Anders bei „heiUP“: Neben einem doppelten und anonymisierten Peer-Review-Verfahren bei der Auswahl kommt ein zur Publikation angenommenes Manuskript dazu in den Genuss eines umfassenden Lektorats.
Gedrucktes Denkmal für den Dichter-Kosmopolit
Einen einzigartigen, kommentierten Überblick über Leben und Werk des Dichters Ossip Mandelstam, der 1938 im Gulag umkam, bietet die deutsch- und spanischsprachige Publikation „Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal“. Das 320 Seiten starke Werk ist im Heidelberger Wunderhorn-Verlag erschienen (Repro: Staatl. Literaturmuseum Moskau, Grafik: komplus GmbH Heidelberg). Herausgeber sind das Staatliche Literaturmuseum Moskau und die UNESCO-Literaturstädte Granada und Heidelberg. Mandelstam ist eng mit der Neckarstadt verbunden: Der damals 18-Jährige studierte 1909/10 an der Ruperto Carola.
Das Buch zur gleichnamigen Ausstellung, die in der hiesigen Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte gezeigt wurde, ist das Ergebnis des ersten großen internationalen Kooperationsprojekts der beiden UNESCO-Städte mit dem Literaturmuseum anlässlich des 125. Geburtstages des russischen Dichters. „Diese Publikation ist etwas ganz Besonderes und ein Zeugnis gelebter Völkerverständigung“, findet Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Nach der Ausstellung im Staatlichen Literaturmuseum Moskau wird Mandelstam nun zudem als stark europäisch geprägter Dichter gewürdigt, der seine Spuren in Heidelberg hinterlassen hat. Hier wurde er zum Dichter. Seine ‚Sehnsucht nach Weltkultur‘ schließt insbesondere auch Spaniens Literatur ein.“