Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
„Es reicht nicht, die Banken zu retten“
Seit 30 Jahren bietet das europäische Bildungsprogramm Erasmus Studierenden, Lehrenden und administrativem Hochschul-personal die Möglichkeit, Auslandserfahrung innerhalb Europas zu sammeln. Im Juni fand in Heidelberg die „Erasmus+“ Jahrestagung der Nationalen Agentur für EU-Hochschul-zusammenarbeit im Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) statt – „Erasmus+“ als Programm der Europäischen Union für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport fasst die früheren EU- und Kooperationsprogramme im Hochschulbereich zusammen. Zu den Teilnehmern der Tagung zählte Alan Smith (Foto: Fink), einer der Väter von Erasmus. Smith leitete von 1978 bis 1987 die Verwaltungsstelle der Vorläuferaktion zur Förderung von „Gemeinsamen Studienprogrammen“ und wirkte in dieser Eigenschaft beim Aufbau von Erasmus mit. Nach dem Start des Programms war er bis 1992 Direktor des Büros in Brüssel, das im Auftrag der EU-Kommission für die Gesamtorganisation zuständig war. Anschließend widmete sich Alan Smith in der Europäischen Kommission unter anderem dem Aufbau des Grundtvig-Programms für die Erwachsenenbildung. Mirjam Mohr sprach mit ihm:
Mister Smith, welche Ideen und Ziele hatten die Initiatoren des Erasmus-Programms?
Der Gegenpapst saß in Heidelberg ein
Von Oliver Fink
Parallel zur großen Mannheimer Päpste-Ausstellung (siehe Artikel in dieser Ausgabe) beleuchtet eine Ausstellung in Heidelbergs Kurpfälzischem Museum die regionalen Aspekte der Papstgeschichte. Ausgangspunkt ist die Kirchenspaltung infolge des Großen Abendländischen Schismas (1378 bis 1417), ohne die im Jahr 1386 die Gründung der Universität Heidelberg zumindest zu diesem frühen Zeitpunkt nicht erfolgt wäre.
Der pfälzische Kurfürst Ruprecht I. stand nämlich auf der Seite des in Rom regierenden Papstes Urban VI., der mit dem in Avignon residierenden Gegenpapst Clemens VII. rivalisierte. Zum Dank für diese Positionierung erhielt Heidelberg nicht nur die Genehmigung zur Gründung einer Universität, sondern profitierte auch in wirtschaftlicher Hinsicht durch eine Reihe päpstlicher Besitzüberschreibungen. In der Folgezeit gab es ebenfalls, wie die vom Heidelberger Universitätsarchiv konzipierte Schau zeigt, vielerlei, zum Teil auch kuriose Berührungspunkte. So wurde etwa 1415 auf dem Höhepunkt des Schismas im Zusammenhang mit dem Konstanzer Konzil zur Überwindung der Kirchenspaltung der fliehende Gegenpapst Johannes XXIII. gefangen genommen (Abbildung: Universitätsbibliothek Heidelberg) und von Kurfürst Ludwig III. in Heidelberg festgesetzt. Thematisiert wird in der Ausstellung auch die Überführung der Bibliotheca Palatina nach Rom durch Papst Gregor XV. im Zuge der Eroberung der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges.
Förderer der mittelalterlichen Universitäten
Von Oliver Fink
Mit der Geschichte des Papsttums von seinen Anfängen bis ins Zeitalter der Renaissance beschäftigt sich zurzeit eine Ausstellung in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen (rem). Anhand von mehr als 300 Exponaten wie der Krone von Namur (Foto: Guy Focant, B-5020 Vedrin/Musée diocésain et Trésor de la cathédrale Saint Aubin), die Museen und Archive aus ganz Europa zur Verfügung gestellt haben, soll im Jubiläumsjahr der Reformation die gemeinsame Vergangenheit von Katholiken und Protestanten in all ihren Facetten dargestellt werden. Die Schau mit dem Titel „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“ ist ein Kooperationsprojekt der rem mit der Universität Heidelberg und der gemeinsamen Forschungsstelle „Geschichte und kulturelles Erbe“ (FGKE).
Wie der Leiter der Forschungsstelle, Prof. Dr. Stefan Weinfurter vom Historischen Seminar, bei der Eröffnung betonte, verfolgt die Ausstellung vor allem drei Ziele. Zunächst gehe es darum, die Geschichte des Papsttums generell wieder stärker in das kulturelle Gedächtnis zurückzuholen. Ein weiteres wichtiges Anliegen sei es, die Bedeutung der Päpste für die europäische Geschichte zu vergegenwärtigen: „Europa gäbe es ohne sie in der heutigen Form nicht.“ Das Papsttum habe nicht nur die theologische Entwicklung sondern als quasi transnationale und globale Institution auch die Herausbildung des lateinischen Abendlandes nachhaltig geprägt – sei es als politische Schutz- und Ordnungsmacht, als zentrale Rechtsinstanz oder auch als Förderer der mittelalterlichen Universitäten und der Wissenschaft.
Wettrüsten unter Panzeralgen
Sie verfügen über eine gleichartige Bauweise, dennoch sind sie genetisch grundverschieden: Das Prinzip der Konvergenz haben Biologen der Universität Heidelberg jetzt am Beispiel von Einzellern und Nesseltieren auf subzellulärer Ebene beschrieben. Beide Organismen haben im Laufe ihrer Evolution ähnliche Miniaturwaffen für den Beutefang entwickelt (Abbildung: Urban Tillmann und Greg Gavelis), ohne dass diese einen gemeinsamen stammesgeschichtlichen Ursprung besitzen, wie Privatdozent Dr. Suat Özbek und Prof. Dr. Thomas Holstein zusammen mit kanadischen Kollegen herausgefunden haben. Die Heidelberger Forscher untersuchen Funktionsweise und molekulare Struktur dieser „Waffensysteme“ am Centre for Organismal Studies (COS) der Ruperto Carola.
Jeder, der im Meer badet, kann früher oder später von Quallen, Seeanemonen oder Korallen „genesselt“ werden. Namensgebender Zelltyp dieser mehr als 500 Millionen Jahre alten Nesseltiere, der Cnidaria, sind die Nesselzellen. Sie enthalten mikroskopisch kleine Organellen, die Nesselkapseln, die auch Cniden oder Nematozysten genannt werden. Bei Reizung der Zelle schießen die Kapseln mit hoher Geschwindigkeit einen in ihrem Inneren aufgerollten und mit Stiletten bewaffneten Schlauch heraus. Diese subzellulären „Waffensysteme“ dringen – ähnlich einer Miniaturharpune – wie ein Projektil in die Beute ein und injizieren lähmende Gifte.
Einblicke in die Geburtsstuben von Proteinen und Ribosomen
Jeweils einen der begehrten ERC Advanced Grants für Spitzenforscher haben der Molekularbiologe Prof. Dr. Bernd Bukau (Foto: Schwerdt) und der Biochemiker Prof. Dr. Ed Hurt erhalten. Verbunden damit sind Fördermittel des Europäischen Forschungsrates (ERC) von zusammen gut vier Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. Der Europäische Forschungsrat vergibt den Advanced Grant an etablierte Spitzenforscher, die mit risikoreichen Vorhaben in ihren jeweiligen Bereichen neue Wege beschreiten.
Überhaupt war die Universität Heidelberg in der vergangenen Ausschreibungsrunde äußerst erfolgreich: Neben den beiden Advanced Grants wurden bei den ERC Consolidator Grants gleich fünf Anträge bewilligt mit einem Gesamtumfang von zehn Millionen Euro an Fördermitteln. Diese gingen an Dr. Annika Guse vom Centre for Organismal Studies, Dr. Frank Bigiel vom Institut für Theoretische Astrophysik, Prof. Dr. Selim Jochim vom Physikalischen Institut, Prof. Dr. Michael Mastalerz vom Organisch-Chemischen Institut und an Privatdozent Dr. Frank Postberg vom Institut für Geowissenschaften (wir berichteten). Darüber hinaus konnten sich Prof. Dr. Yana Vaynzof, Prof. Dr. Florian Diekert und Dr. Diederik Kruijssen über je einen ERC Starting Grant freuen.
Literaturförderpreis für „Milchgesicht“
Für seinen Erzählband „Milchgesicht. Ein Bestiarium der Liebe“ (Klett-Cotta Verlag, 2016) hat Jan Snela (Foto: Sebastian Marincolo) den mit 10 000 Euro dotierten Clemens-Brentano-Preis für Literatur der Stadt Heidelberg erhalten. Deutschlandweit einmalig macht den Preis, dass die Jury nicht nur mit professionellen Literaturkritikerinnen und -kritikern besetzt ist, sondern auch mit Studierenden des Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg. Der Schriftsteller bekam die Auszeichnung Mitte Juli bei einer Konzert-Lesung von Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner im Heidelberger Palais Prinz Carl verliehen.
Die Jury hatte Snela als „Meister der Sprache und Fabulierkunst“ charakterisiert. In der Begründung für die Entscheidung heißt es: „In ‚Milchgesicht. Ein Bestiarium der Liebe‘ schafft er artifizielle Worträume aus Sprachspiel und Sprachwitz. In dieser rhythmischen Wirklichkeit voller Wortkaskaden und Neuschöpfungen verflüchtigt sich für die Figuren zunehmend die Realität. Snelas verlorenen Helden bleibt nur, sich an Sprache aufzurichten und festzuhalten.“ Laudatorin Dagmar Leupold, die Snela seit seinen ersten schriftstellerischen Gehversuchen begleitet hat, hob dessen „unbändige, unerschrockene Sprachlust“ hervor. In allen Texten sei sie das Treibmittel, das vor nichts Halt mache. „Den Snela’schen Texten wohnt eine organische Qualität inne, sie wuchern, sprießen und schlagen aus“, sagte sie.