Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Atlas trägt 625 Jahre Universitätsgeschichte
388 großformatige Seiten, 250 Karten und 630 Abbildungen – ein echtes Schwergewicht: Mit ihrem „Wissenschaftsatlas“ zeigt die Ruperto Carola Forschungsfragen, Strukturprobleme und historische Entwicklungen der ältesten Hochschule Deutschlands über einen Zeitraum von 625 Jahren auf. Herausgebracht wurde der mächtige und prächtige Foliant – durchaus adressiert an ein breites Lesepublikum – aus Anlass des Universitätsjubiläums.
Die ersten Exemplare der aufwendig gestalteten Publikation wurden jüngst vom Rektor der Ruperto Carola, Prof. Bernhard Eitel, und dem Projektleiter, Prof. Peter Meusburger vom Geographischen Institut, den beteiligten Wissenschaftlern vorgestellt. Insgesamt haben über 130 Autoren an dem Werk mitgewirkt und 113 Themenstellungen bearbeitet.
Nur bei Alkohol und Drogen ist Hopfen und Malz meist verloren
Weniger psychische Probleme bei den teilnehmenden Schülern sowie ein deutlicher Rückgang von depressiven Symptomen, selbstschädigenden Verhaltensweisen und Selbstmordgedanken besonders bei Mädchen: Die einjährige Studie „Saving and Empowering Young Lives in Europe (SEYLE): Gesundheitsförderung durch Prävention von riskanten und selbstschädigenden Verhaltensweisen“, die in Deutschland an der Heidelberger Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie beheimatet war, zeigt vielversprechende Ergebnisse.
Ziel ist es, die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen zu überprüfen und effiziente Programme langfristig an bundesweit allen Schulen zu etablieren. Die Studie lief unter Federführung des Karolinska-Instituts in Stockholm gleichzeitig in neun anderen EU-Staaten und Israel. Insgesamt haben über 12 000 Schüler an der Untersuchung teilgenommen.
Wikipedia-Debatten spiegeln die Instabilität von Staaten
Diskussionen über den Inhalt von Artikeln in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia können als Indikator für die politische Instabilität eines Landes dienen. Aussagen darüber beruhen auf einem von Forschern der Universität Heidelberg entwickelten „Disputeindex“: Dieser zeigt an, wie oft von einem umstrittenen Wikipedia-Beitrag aus auf die Hauptseite eines Landes im Internet verlinkt wird.
Die Rangfolge der meistverlinkten Länder besitzt eine ähnlich große Aussagekraft wie andere, sehr viel komplexere Kennzahlen etwa zur Staatsführung oder zur Wirtschaft von Ländern. Die Analysemethoden der Heidelberger Wissenschaftler beruhen auf Erkenntnissen aus biologischen Netzwerken, die auf die vernetzten Informationen in Wikipedia übertragen wurden.
Der Get-Weg bringt Proteine ans Ziel
Der zielgerichtete Transport von zellulären Proteinen in oder durch eine Membran ist für alle Zellen lebensnotwendig, da viele Proteine während oder nach ihrer Synthese an einen anderen Bestimmungsort gebracht werden müssen. Die Proteinsortierung stellt daher besonders für eukaryotische Zellen mit ihrer Vielzahl von Membranen umschlossenen Organellen eine logistische Herausforderung dar.
Komplexe Sortier- und Transportmaschinen sorgen dafür, dass die Proteine an den richtigen Bestimmungsort in der Zelle gelangen. Beim Sortierungsprozess helfen Signalsequenzen, die wie eine Art Postleitzahl von spezifischen Maschinen erkannt werden. Einen bislang unbekannten Teil der Mechanismen konnten Wissenschaftler der Ruperto Carola jetzt gemeinsam mit Forschern aus Frankfurt und Harvard (USA) entschlüsseln. Die Ergebnisse wurden in „Science“ veröffentlicht.
Spezialist für das Allgemeine
Von Mirjam Mohr (Text) und Oliver Fink (Foto)
Aus „Interesse an Fragen, die mit Politik und Gerechtigkeit zu tun haben“, schrieb sich Bernd Grzeszick in den 1980er-Jahren für das Studienfach Jura ein – einen Teil seines Studiums absolvierte er auch an der Ruperto Carola. 2010 kehrte er nach vielen Stationen wieder nach Heidelberg zurück: als Professor für Öffentliches Recht, Internationales Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie sowie als Direktor des Instituts für Staatsrecht, Verfassungslehre und Rechtsphilosophie. Wegen seiner zahlreichen Interessengebiete bezeichnet er sich selbst als „Spezialisten für das Allgemeine“.
Bernd Grzeszick liest in seiner Freizeit gern, vor allem amerikanische Literatur, er liebt Skifahren und Mountainbiken – doch für Hobbys bleibt ihm nicht viel Zeit. Staats- und Verwaltungsrecht, Europarecht, Völkerrecht, Verfassungsgeschichte, Medienrecht, Staatstheorie sowie Rechtsphilosophie und Rechtstheorie: Alle diese unterschiedlichen Gebiete zählen zu seinen Forschungsschwerpunkten.
Ultrakaltes Designer-Atom
In Experimenten mit ultrakalten Lithiumatomen ist es Heidelberger Physikern gelungen, ein einstellbares Wenigteilchensystem, ein „künstliches Atom“, reproduzierbar zu präparieren. Durch das hohe Maß an Einstellbarkeit des Systems, die nicht nur die Anzahl der Konstituenten sondern auch deren Wechselwirkung untereinander umfasst, kann ein solches „Designer-Atom“ dazu beitragen, fundamentale Wenigteilchensysteme in der Natur besser zu verstehen.
Vorgenommen wurden die Experimente von Wissenschaftlern der Universität Heidelberg und des Max-Planck-Instituts für Kernphysik unter Leitung von Prof. Selim Jochim vom Physikalischen Institut. Die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse erfolgte im renommierten Wissenschaftsjournal „Science“.
Hausaufgaben wie ein Jedi meistern
Warum verzichten Emre und Songül beim Kindergeburtstag ihres Freundes Tom auf Brathähnchen mit Pommes und lassen selbst das Eis stehen? „In diesem Monat hat Allah es uns verboten, zu essen und zu trinken, solange die Sonne am Himmel steht“, erklärt Songül und meint damit den Ramadan. Was die traditionelle Fastenzeit der Muslime und die damit verbundenen Rituale wie das allabendliche Fastenbrechen oder das Zuckerfest bedeuten, schildert ein kürzlich erschienenes Kinderbuch, das im Zuge der Arbeit des Sonderforschungsbereichs „Ritualdynamik“ an der Ruperto Carola entstanden ist.
In neun Geschichten gewähren die Heidelberger Forscher Einblicke in Rituale aus verschiedenen Kulturen der Welt – von Königskrönungen über sogenannte Gotteshochzeiten in Nepal bis hin zum Sonnentanz der nordamerikanischen Lakota-Indianer. Durch den mit Fotografien und Zeichnungen illustrierten Erzähl- und Erklärband „Die bunte Welt der Rituale“ führt die Comic-Figur „Rito“.
Fünf mal fünfundzwanzig Meter
Von Oliver Fink
Bereits 1986 schrieb der Heidelberger Kunsthistoriker Peter Anselm Riedl in einem Aufsatz für die Festschrift „Semper Apertus“ zum 600. Jubiläum der Ruperto Carola, dass vielen Universitätsangehörigen der „Reichtum des Kunstbesitzes“ an der Hochschule gar nicht bewusst sei. Dabei sind diese Kunstwerke im öffentlichen Raum zahlreich in der Heidelberger Altstadt, im Neuenheimer Feld und auch auf dem Campus Bergheim. Zugleich wird ein breites Spektrum an Formen und Gattungen abgedeckt – es reicht von Skulpturen über Wandbilder bis zu Architekturgestaltungen.
Im kommenden Herbst erscheint folgerichtig eine umfassende Bestandsaufnahme von Kunstprojekten, die seit 1945 vor allem im Zuge von Baumaßnahmen an der Heidelberger Universität entstanden sind. Ein bedeutendes Beispiel hierfür ist Karl Fred Dahmens großformatiger Beitrag für die Gestaltung des Hörsaalgebäudes der Chemischen Institute im Neuenheimer Feld.