Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
An der Ruperto Carola kommen nicht nur Einser-Schüler zum Zug
Von Ute Müller-Detert
Gerade hat Frank Ulrich Montgomery, der Präsident der Bundesärztekammer, gefordert: „Wir brauchen Menschen und keine Abiturzeugnisse!“ Bei der Zulassung zum Medizinstudium an der Ruperto Carola haben auch Studierende, die nicht zu den Abiturspezialisten gehören, die Chance auf einen Studienplatz (Foto: Yan de Andres). Sie profitieren davon, dass mit der Einführung einer hochschuleigenen Auswahlquote seit 2009 auch andere Faktoren als ausschließlich der Schulabschluss nebst Wartezeit zum Tragen kommen. Dieses „Auswahlverfahren der Hochschulen“ (AdH) hat zu einer größeren Diversität unter den Hochschülern geführt und zeigt zugleich positive Auswirkungen auf den Studienerfolg, wie Untersuchungen der Medizinischen Fakultät in Heidelberg belegen.
In der hochschuleigenen Auswahl der beiden Medizinischen Fakultäten der Ruperto Carola werden – fernab der Vergabequoten seitens der Stiftung für Hochschulzulassung – jährlich rund 270 Bewerber zum Studium zugelassen. Zum Tragen kommt dabei das Prinzip des kompensatorischen Auswahlverfahrens: Wer Defizite in einem Auswahlkriterium hat, kann sich durch Erfolg in einem anderen die Chance auf einen Studienplatz erarbeiten.
Kein Frosch sondern ein Vogel an der Spitze des URZ
Von Ute von Figura
„Geduldig und“ – mit einem Augenzwinkern – „wenn nötig auch unnachgiebig“, so beschreibt sich Vincent Heuveline (Foto: Fink). Seit Mai ist der gebürtige Franzose der neue Leiter des Universitätsrechenzentrums (URZ) der Ruperto Carola – eine Aufgabe, der er sich mit viel Enthusiasmus und großen Ambitionen stellt. Zugleich hat der 45-Jährige an der Fakultät für Mathematik und Informatik eine Professur für Wissenschaftliches Rechnen übernommen.
Unter den Mathematikern gibt es Frösche und Vögel. „Frösche“ haben einen engen Fokus und erfreuen sich an den Details eines ganz bestimmten Problems. „Vögel“ dagegen betrachten Prozesse von einer höheren Perspektive aus und stellen Verbindungen zwischen verschiedenen Fragestellungen und wissenschaftlichen Konzepten her. So beschreibt der US-amerikanische Mathematiker Freeman Dyson in dem Buch „Mathematics as Metaphor“ die Vertreter seiner Disziplin. Folgt man dieser Kategorisierung, zählt Vincent Heuveline ganz eindeutig zu den Vögeln.
Kaurimuscheln markieren die Lage der Atolle
Von Tina Schäfer
Eine aus Kokosblattrippen gefertigte Stabkarte aus Mikronesien (Foto: Kartographische Sammlung) ist zurzeit in einer der beiden Vitrinen der „Sammlung des Monats“ in der Universitätsbibliothek (UB) Heidelberg zu sehen. Das Exponat ist Teil der Kartensammlung des Geographischen Instituts. Als weitere Schaustücke sind eine dreidimensionale Karte von Bulgarien sowie eine historische Karte von Israel aus dem 17. Jahrhundert ausgestellt. Das Schaufenster in die Sammlungen der Ruperto Carola ist im Foyer der Bibliothek zu finden.
Kartenmaterial ist für die Geographie unerlässlich. Und so besteht vermutlich bereits seit der Gründungszeit des Geographischen Instituts Ende des 19. Jahrhunderts eine entsprechende Sammlung. Neben der Entwicklung der Kartographie lassen sich an den Karten auch historische Prozesse nachzeichnen. Von der Antarktis bis Zypern, von der Agrarwirtschaft bis zum Zugverkehr – die Kartensammlung des Geographischen Instituts umfasst ein breites Spektrum an Kartenblättern, Falt-, Wand- und 3-D-Karten, welche die meisten Länder der Erde sowie eine Vielzahl von Themen abbilden.
Kritische Ausgabe erhellt das Werden der „Stahlgewitter“
Ernst Jüngers bekanntes und umstrittenes Kriegstagebuch „In Stahlgewittern“ liegt jetzt erstmals in einer historisch-kritischen Ausgabe vor. Sie dokumentiert, welche Veränderungen der in Heidelberg geborene Autor zwischen 1920 und 1978 an dem Text vorgenommen hat. Umstellungen, Einfügungen und Streichungen, beispielsweise vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus, können so differenziert betrachtet und interpretiert werden.
„Ernst Jünger (Repro: Universität) hat seinen Frontbericht aus dem Ersten Weltkrieg immer neuen Textänderungen unterzogen, so dass bis heute insgesamt sieben Fassungen vorliegen“, erklärt der Herausgeber, Prof. Dr. Helmuth Kiesel vom Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg. Die zweibändige Ausgabe der „Stahlgewitter“ schaffe die Grundlage dafür, so der Wissenschaftler, das Buch noch einmal gewissermaßen neu zu lesen. Die Publikation ist satte 1250 Seiten stark.
Kosmischer Wetterballon im stürmischen Zentrum der Galaxis
Das Strahlungsfeld im Zentrum der Milchstraße muss tausendmal stärker sein als in der Zone, in der sich unsere Sonne befindet. Das haben Astrophysiker des Sonderforschungsbereichs „Das Milchstraßensystem“ der Ruperto Carola mit Computersimulationen herausgefunden. Die Berechnungen der Forscher des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) und des Max-Planck-Instituts für Astronomie basieren auf den Daten einer Art „kosmischen Wetterballons“ – den Temperaturdaten einer besonders dichten Gaswolke in der Nähe des galaktischen Zentrums (Foto: NASA/Spitzer/Benjamin et al., Churchwell et al.).
Das Zentrum unserer Heimatgalaxie ist nach den Worten der Heidelberger Forscher ein „unwirtlicher Ort“. Dort herrschen „Wetterbedingungen“, die sich am ehesten mit dem stürmischen Kap Horn auf der Erde vergleichen lassen. Ein Schwarzes Loch sowie sehr heiße und explodierende Sterne sorgen für einen intensiven „Strahlungswind“, während sich unsere Sonne im Randbereich der Milchstraße quasi an der italienischen Riviera der Galaxie befindet.
„Nach Heidelberg will jeder deutsche Professor berufen werden“
Von Mirjam Mohr
Der im März 2002 im Alter von 102 Jahren verstorbene Philosoph Hans-Georg Gadamer zählt zu den prägenden Gestalten der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Seit 1949 lehrte er als Nachfolger von Karl Jaspers an der Universität Heidelberg, an der er auch noch lange nach seiner Emeritierung im Jahr 1968 wirkte. Untrennbar mit Gadamers Namen verbunden ist die philosophische Hermeneutik – sein 1960 erschienenes Hauptwerk „Wahrheit und Methode“ stellt eine philosophische Grundlegung der Hermeneutik als einer universalen Theorie des Verstehens dar. Gadamers Denken beeinflusste weltweit Geisteswissenschaftler verschiedenster Ausrichtung. Wie den 1955 geborenen kanadischen Philosophen Prof. Dr. Jean Grondin (Foto: Université de Montréal), der seit 1991 am Département de philosophie der Université de Montréal lehrt und forscht. Nach dem Studium der Philosophie, Klassischen Philologie und Theologie an den Universitäten Montréal, Heidelberg und Tübingen wurde Grondin 1982 in Tübingen mit einer Arbeit zum Wahrheitsbegriff Hans-Georg Gadamers promoviert. Von 1982 bis 1990 lehrte er an der Université Laval, von 1990 bis 1991 an der Université d’Ottawa. Bekannt wurde Jean Grondin auch mit seiner Biografie Gadamers sowie mit zahlreichen Arbeiten zur Gadamerschen Hermeneutik. An die Ruperto Carola kommt er regelmäßig zu Forschungsaufenthalten und Besuchen.
Monsieur Grondin, wie kam es, dass Sie 1976 zum Studium nach Heidelberg gingen?