Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
„Relaxen macht mich ganz kribbelig“
Von Ute von Figura
Zweifache Deutsche Meisterin, Europameisterin, zweifache World-Cup-Siegerin sowie Vize-Weltmeisterin – Lisa Hirschfelder (Foto: privat) hat fast alle großen Titel im Quadrathlon gewonnen. Einzig der Weltmeistertitel fehlt ihr noch in der Bilanz. Als Quadrathletin misst sie sich mit anderen Sportlern in einem Vierkampf, der aus Schwimmen, Radfahren, Kajakfahren und Laufen besteht. Doch damit nicht genug: Neben Training und Wettkämpfen studiert die 23-Jährige an der Universität Heidelberg Medizin sowie Sport und Psychologie auf Bachelor. Beide Studiengänge will sie dieses Jahr in Regelstudienzeit abschließen.
„Die vordere Hand höher, so dass das Paddel senkrecht einsticht“, ruft mir Lisa Hirschfelder zum wiederholten Mal aus ihrem Rennkajak zu. Technik-Finessen schön und gut – ich bin schon glücklich, wenn ich heute nicht im Neckar lande. „Das ist ein Wassersport, da kann man auch mal nass werden“, lautet der lakonische Kommentar der Sportlerin zu meinen Befürchtungen. Das erste Mal sitze ich heute in dem kippeligen Gefährt, bereits nach hundert Metern spüre ich das erste Ziehen in meinen Schultern. Neben mir paddelt Lisa locker und sichtlich ohne Mühen; ab und zu muss sie abbremsen, um sich meinem Tempo anzupassen.
Nicht von Ehrgeiz zerfressen mit einem Plan in den Startlöchern
Von Mirjam Mohr
Monika Harms (Foto: Rainer Wohlfahrt), geboren 1946, die als erste Frau an der Spitze der Bundesanwaltschaft stand, studierte 1966/67 an der Ruperto Carola Jura. Nach Examen und Referendariat in Hamburg folgten ab 1974 Stationen bei der Staatsanwaltschaft Hamburg, als Jugendrichterin am Landgericht und als Richterin am Finanzgericht Hamburg. 1987 wurde Monika Harms an den Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe berufen, an dem sie zunächst als Strafrichterin im 3. Strafsenat tätig war. 1990 wechselte sie zum 5. Strafsenat des BGH nach Berlin, der 1997 nach Leipzig verlegt und an dem sie 1999 Vorsitzende Richterin wurde. Von 2006 bis 2011 war Monika Harms Generalbundesanwältin. Seit 2008 ist sie zudem Honorarprofessorin für das Fachgebiet Strafrecht, Strafprozessrecht und Steuerstrafrecht an der Universität Halle-Wittenberg. Von 2010 bis 2014 war sie ferner Vorsitzende des Hochschulrats der Universität Leipzig und sie gehört dem Hochschulrat der Leipziger Hochschule für Musik und Theater an. Monika Harms ist außerdem Mitglied des Wissenschaftsrats.
Frau Harms, Sie waren die erste und bisher einzige Frau an der Spitze der Bundesanwaltschaft – lautete Ihr korrekter Titel Generalbundesanwältin oder Generalbundesanwalt?
Vom Christentum zum Islam
Für die Forschung zur Entstehung des Islam ist die früharabische Zeit in Ägypten von großer Bedeutung. Einblicke in den Alltag der frühislamischen Welt des 7. und 8. Jahrhunderts bieten zahlreiche aus dieser Zeit stammende Dokumente aus der Papyrussammlung der Ruperto Carola – wie etwa diese arabisch-griechische Steuervorschreibung aus dem frühen 8. Jahrhundert (Foto: Institut für Papyrologie). Mit rund 11 000 Objekten ist die Heidelberger Sammlung nach der Papyrussammlung in Berlin die zweitgrößte Einrichtung ihrer Art in Deutschland. Alle Dokumente stammen aus Ägypten, hauptsächlich aus einem Zeitraum vom 3. Jahrhundert vor Christus bis zum Mittelalter. Sie gelangten vor allem durch den Antikenhandel und die badischen Grabungen in Qarara und El-Hibeh nach Heidelberg.
In einem neuen Forschungsprojekt werden bisher wissenschaftlich nicht erschlossene Papyrusdokumente entziffert, übersetzt und kommentiert. „Über diese Alltagszeugnisse erhalten wir wichtige Einblicke in die erste Phase der Transformation einer christlichen in eine muslimisch geprägte Gesellschaft“, erklärt Lajos György Berkes vom Institut für Papyrologie. Die „VolkswagenStiftung“ unterstützt das auf drei Jahre angelegte Projekt „Zeugnisse einer multikulturellen Gesellschaft: Papyri zum Zusammenleben von Christen und Muslimen im früharabischen Ägypten“ innerhalb ihrer Initiative „Forschung in Museen“ mit 264 000 Euro.
Forschung am lebenden Objekt in der Gruppe
Von Oliver Fink
Vier große Forschungsbereiche, auf die sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der Universität Heidelberg konzentriert, haben sich in der ersten Förderphase der Exzellenzinitiative herausgebildet. In der zweiten Förderperiode werden diese vier interaktiven Felder, die so genannten Fields of Focus (FoF), weiterentwickelt – als Kern der Heidelberger Forschungsstrategie. Das Field of Focus 4 trägt den Titel „Selbstregulation und Regulation: Individuen und Organisationen“. Hier arbeiten Wissenschaftler in erster Linie der verhaltens- und sozialwissenschaftlichen und der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen zusammen. Zu den außeruniversitären Kooperationspartnern gehören die Pädagogische Hochschule Heidelberg und das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht.
Inhaltlich geht es um die Analyse menschlichen Handelns in unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten. „Menschen können ihre Gefühle und Gedanken so regulieren, dass eine flexible Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen möglich ist. Während in der Psychologie das Individuum selbst im Vordergrund steht, beschäftigen sich beispielsweise Rechtswissenschaftler vor allem mit Regulationsprozessen zwischen Individuen. Immer aber geht es um die Frage, wie Menschen ihr Verhalten steuern – nicht zuletzt in Abhängigkeit von dem, was an externen Rahmenbedingungen vorgegeben ist“, erklärt Prof. Dr. Sabina Pauen (Foto: Benjamin) vom Psychologischen Institut, die als Sprecherin des Field of Focus 4 fungiert.
Näher am Nesseltiergehirn
Auf der Suche nach dem Ursprung unseres Gehirns haben Biologen der Universität Heidelberg neue Erkenntnisse zur Evolution des zentralen Nervensystems mit seiner hoch entwickelten biologischen Struktur gewonnen: Anhand bestimmter Gene und Signalfaktoren konnte das Team um Prof. Dr. Thomas Holstein vom Centre for Organismal Studies zeigen, wie sich der Beginn der Zentralisierung von Nervenzellen bis zu dem diffusen Nervennetz einfacher und ursprünglicher niederer Tiere wie der Seeanemone zurückverfolgen lässt. Dazu analysierten die Wissenschaftler auf molekularer Ebene die Neurogenese beim Modellorganismus Nematostella vectensis (Foto: Timm Nüchter, Thomas Holstein / Nature 433 (Cover), Macmillan Publishers Limited). Die Forschungsergebnisse wurden in „Nature Communications“ veröffentlicht.
Die Seeanemone – Nematostella vectensis – gehört wie Korallen und Medusen zu den Nesseltieren, die seit mehr als 700 Millionen Jahren die Erde bevölkern. Sie hat einen simplen sackartigen Körper ohne Skelett und nur eine Körperöffnung. Das Nervensystem dieses ursprünglichen Vielzellers ist als einfaches Nervennetz organisiert, das zu einfachen Verhaltensmustern befähigt. Bisher ist die Wissenschaft davon ausgegangen, dass dieses Netz keine Zentralisierung – also keine örtliche Verdichtung von Nervenzellen – besitzt. Mit ihren Arbeiten konnten die Heidelberger Forscher nun aber zeigen, dass das Nervennetz der Seeanemone in der Embryonalentwicklung durch einen Satz neuronaler Gene und Signalfaktoren gebildet wird, der auch bei Wirbeltieren zu finden ist.
Alumnus Doktor Faustus?
„Habe nun, ach! Philosophie, / Juristerei und Medizin, / Und leider auch Theologie / Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. / Da steh ich nun, ich armer Tor! / Und bin so klug als wie zuvor;“
Diese Verse aus Johann Wolfgang von Goethes Tragödie „Faust“ sind weithin bekannt – weit weniger bekannt ist, dass sie einen Bezug zur Universität Heidelberg haben könnten: Wissenschaftler halten es für möglich, dass die historische Figur, die als Vorbild für den literarischen Faust diente, an der Ruperto Carola studierte. Allerdings existieren nur wenige verlässliche zeitgenössische Quellen zum historischen Faust. Neben der Theorie, dass Faust in Knittlingen am Rande des Kraichgaus geboren wurde, wird auch die These diskutiert, dass es sich bei der historischen Faust-Figur um einen Georg, Georgius oder Jörg aus Helmstadt bei Heidelberg handelte – und dieser studierte nachweislich an der Ruperto Carola. Jener Georg soll ungefähr im Jahr 1466 in Helmstadt geboren worden sein und sich nach seinem Geburtsort Georg Helmstetter genannt haben. Ein Matrikeleintrag aus dem Jahr 1483 belegt sein Studium an der Universität Heidelberg: „Georgius Helmstetter dioc(esis) Warm(aciensis) nona Januarii“ heißt es dort (Repro: Universitätsarchiv).