Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Ticket für Olympia gelöst
Von Ute von Figura
Schp, schp, schp – mit einem dumpfen, leicht schmatzenden Geräusch trommeln die Turnschuhe über die blaue Tartanbahn. Mehrere Dutzend Sportler trainieren an diesem Abend in der Leichtathletikhalle des Olympiastützpunktes Rhein-Neckar im Mannheimer Stadtteil Wohlgelegen. Die einen üben sich in Sprints, andere absolvieren 200-, 400- und 800-Meter-Läufe, wieder andere perfektionieren in der Hallenmitte ihre Technik im Stabhochsprung und im Hürdenlauf. Unter den Athleten, die auf der Außenbahn ihre Runden drehen, ist auch Fabienne Amrhein (Foto: Frederic Giloy), die sich jüngst als deutsche Hochschulmeisterin im Halbmarathon für die „Universiade“ kommenden August in Taiwan qualifiziert hat.
Die 24-Jährige zählt zur erweiterten deutschen Spitze auf den Mittel- und Langstrecken sowie im Crosslauf. Bei nationalen Meisterschaften konnte sie bereits mehrere Medaillen gewinnen, zudem ist sie mehrfache deutsche Hochschulmeisterin in den Disziplinen Crosslauf (2014 und 2015) sowie 3000 Meter (2015) und zehn Kilometer (2016). Arbeitet sie nicht an Kondition und Schnelligkeit, studiert Fabienne an der Universität Heidelberg. Vergangenes Jahr hat sie ihren Biochemie-Bachelor abgeschlossen – mit Top-Noten. Jetzt studiert sie den englischsprachigen Masterstudiengang „Molecular Biosciences“ mit Schwerpunkt „Cancer Biology“.
„Wir müssen an der EU arbeiten“
Was tun gegen die Politikverdrossenheit und den Euroskeptizismus der letzten Jahre? Nur über die Politik in Brüssel zu meckern, ist keine Antwort. Selbst anzupacken, gemeinsam konstruktiv zu diskutieren, was besser geht in der Europäischen Union – das war die Idee von fünf Studierenden aus dem Organisationsteam des Forums für internationale Sicherheit Heidelberg, kurz FiS (Foto: privat). Schnell wurde klar, dass das Spektrum an Themen, die derzeit die europapolitische Debatte prägen, weit mehr füllt als nur einen Abend. So entstand das Konzept des „Europamonats“: Während vier aufeinanderfolgender Wochen im Mai und Juni dieses Jahres sollen Heidelberger Bürgerinnen und Bürger, Studentinnen und Studenten durch Podiumsdiskussionen mit namhaften Referenten aus Wissenschaft und Politik dazu angeregt werden, über ein Thema zu diskutieren, das alle angeht – die Zukunft der Europäischen Union.
Europa und die EU sehen sich aktuell einer Reihe schwerer Herausforderungen gegenüber; noch nie wurden der europäischen Idee und ihrem Fortbestehen so viele Zweifel entgegengebracht wie in Zeiten von Brexit, Trump und PEGIDA. Nach dem Brexit-Votum im Juni 2016 wurde innerhalb der EU mit dem Bratislava-Prozess eine neue Phase der Reflexion über den Sinn und die Funktionsweise der Union angestoßen. Im März 2017 feierten die nunmehr 27 europäischen Staats- und Regierungschefs den 60. Jahrestag der Römischen Verträge und berieten über die Zukunft der EU.
Hier sollen Computer das Denken lernen
„Heute ist ein Tag, an dem Zukunft greifbar wird.“ Mit diesen Worten wandte sich der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel, an die Festgäste, die zum traditionellen Spatenstich ins Neuenheimer Feld gekommen waren. Der Spatenstich markierte den symbolischen Baubeginn für das European Institute for Neuromorphic Computing (EINC), das den im Human Brain Project engagierten Heidelberger Wissenschaftlern einen Forschungsneubau mit rund 2200 Quadratmetern Nutzfläche bescheren wird. Das Human Brain Project – ein Großvorhaben der Europäischen Kommission – hat nichts weniger als das menschliche Gehirn zum Vorbild und zielt darauf ab, ein integriertes Verständnis der Hirnstrukturen und -funktionen mit Hilfe neuartiger Informations- und Kommunikationstechnologien zu erlangen (Foto: Philipp Rothe).
Beim Spatenstich waren neben Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Gisela Splett, der Staatssekretärin im Finanzministerium, die drei privaten Förderer vertreten, die mit sechs Millionen Euro die Finanzierung des künftigen EINC-Gebäudes sichern. Für diese großherzige Unterstützung brachte der Rektor seinen Dank gegenüber Dr. Hans-Peter Wild sowie Beate Spiegel, Geschäftsführerin der „Klaus Tschira Stiftung“, und Katrin Tönshoff, Leiterin der „Dietmar Hopp Stiftung“, ausführlich zum Ausdruck.
Schaltplan des Gehirns
Eine genaue Kenntnis der Verknüpfungen im Gehirn – der Verbindungen zwischen allen Nervenzellen – gilt als Voraussetzung für ein besseres Verständnis dieses komplexesten aller Organe. Wissenschaftler der Universität Heidelberg haben jetzt einen neuen Algorithmus entwickelt, sprich ein neues Rechenverfahren, das mit weitaus größerer Genauigkeit als bisher in der Lage ist, aus mikroskopischen Bildern des Gehirns auf dessen Verknüpfungsstruktur zu schließen (Abbildung: Thorsten Beier, IWR).
Von dieser automatischen Auswertung der Bilddaten erwartet Prof. Dr. Fred Hamprecht, Leiter der Arbeitsgruppe „Bildanalyse und Lernen“ am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen, wichtige Fortschritte für die Neurowissenschaften: Sie soll zu einem Schaltplan des Gehirns führen. Denn die Funktionsweise des Zentralnervensystems zu verstehen ist eines der großen ungelösten Probleme der Wissenschaft. „Bis heute ist, von einem einfachen Fadenwurm einmal abgesehen, noch nicht einmal der Schaltplan eines kompletten tierischen Gehirns verfügbar, nicht zu reden vom Hirn des Menschen“, erklärt Hamprecht.
Fünf Forscher, zehn Millionen Euro
Herausragend: Gleich fünf bewilligte Förderanträge kann die Ruperto Carola bei der diesjährigen Ausschreibungsrunde für den ERC Consolidator Grant verbuchen und ist damit die erfolgreichste Universität im deutschlandweiten Vergleich. Zehn Millionen Euro Fördermittel von Seiten des Europäischen Forschungsrats (ERC) bedeutet dieser Erfolg in finanzieller Hinsicht. Der Consolidator Grant ist für vielversprechende junge Forscherinnen und Forscher gedacht, deren eigene unabhängige Arbeitsgruppe sich in der Festigungs- und Vertiefungsphase befindet – zentrales Förderkriterium ist die wissenschaftliche Exzellenz. Zusätzlich kann sich die Universität über drei ERC Starting Grants für Prof. Dr. Florian Diekert, Dr. Diederik Kruijssen und Prof. Dr. Yana Vaynzof freuen; die Heidelberger Wissenschaftler Prof. Dr. Bernd Bukau und Prof. Dr. Ed Hurt sicherten sich überdies zwei der begehrten ERC Advanced Grants für europäische Spitzenforscher (wir werden noch berichten).
Die ERC Consolidator Grants gehen in den als Physical Sciences bezeichneten Naturwissenschaften an Dr. Frank Bigiel vom Institut für Theoretische Astrophysik, der 1,7 Millionen Euro erhält, sowie an Prof. Dr. Selim Jochim vom Physikalischen Institut (Foto: Schwerdt), Prof. Dr. Michael Mastalerz vom Organisch-Chemischen Institut und an Privatdozent Dr. Frank Postberg vom Institut für Geowissenschaften, die mit jeweils zwei Millionen Euro unterstützt werden. In den Lebenswissenschaften war Dr. Annika Guse vom Centre for Organismal Studies mit ihrem Antrag erfolgreich – ihre Förderung von 2,3 Millionen Euro umfasst auch die Anschaffung eines speziellen Forschungsgerätes.
Jahrhunderte der Dynastien
Von Mirjam Mohr
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts prägte ein Brüderpaar das akademische Leben in Heidelberg: Alfred und Max Weber, die kurz nacheinander als Professoren an der Ruperto Carola lehrten. Max Weber, nach dem das heutige Institut für Soziologie benannt ist, übernahm 1897 das Ordinariat für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft, das er 1903 wegen einer Nervenerkrankung aufgab. Von da an war er als Privatgelehrter tätig, der von 1911 bis 1919 mit einem Gesprächskreis den intellektuellen Diskurs in Heidelberg maßgeblich mitbestimmte.
Sein Bruder Alfred Weber (Foto: Universitätsarchiv), dessen Namen das heutige Institut für Wirtschaftswissenschaften trägt und der 1948 die Ehrensenatorenwürde der Universität erhielt, wurde 1907 an die Ruperto Carola berufen, an der er – unterbrochen vom Ersten Weltkrieg und der NS-Diktatur – bis 1955 Nationalökonomie und Kultursoziologie unterrichtete. Was weitaus weniger bekannt ist: Vor den beiden Brüdern lehrte bereits ihr Onkel an der Universität Heidelberg. Adolf Hausrath, der Schwager der Mutter, war von 1867 bis 1906 Professor an der Theologischen Fakultät in den Bereichen Kirchengeschichte und Neutestamentliche Exegese. Die drei Männer sind nur ein prominentes Beispiel für Alumni-Familien unter den Lehrenden der Heidelberger Universität.