Dienstag, 03.12.2024
17:15 | PROF. DR. MICHAELA HAUG (Universität Freiburg) |
Vorhang auf für die Kinoplakate
Von Jana Gutendorf
Handgemalte Filmplakate, die der Medizinstudent Dietrich Lehmann in den 1950er-Jahren für den damaligen Heidelberger Filmklub schuf (Foto: Universitätsarchiv), waren vergangenes Semester Inhalt eines Seminars am Institut für Europäische Kunstgeschichte. In dem Kurs von Prof. Dr. Henry Keazor setzten sich die Studierenden mit der Wahrnehmung von Film und Kino in Heidelberg auseinander und erarbeiteten ein Ausstellungskonzept – ab 27. Oktober werden die von Lehmann geschaffenen Plakate im Universitätsmuseum gezeigt. „Bereits die Gebrüder Lumière, die als Erfinder des Kinos gelten, bewarben ihre Filme mit Anzeigen und Plakaten, die zunächst oftmals lediglich aus Text bestanden“, erläutert Seminarleiter Keazor: „1896 gaben sie bei dem Genremaler Henri Brispot illustrierte Werbeträger in Auftrag; daraus entstand dann ein neuer Berufszweig, denn viele Gebrauchsgrafiker spezialisierten sich nun auf das Malen solcher Plakate.“
Als Plakatkünstler verdingte sich in den 1950ern auch der Heidelberger Student Dietrich Lehmann. Für den Filmklub fertigte er Aushänge zu Klassikern wie „Panzerkreuzer Potemkin“ oder „Im Westen nichts Neues“ und verdiente sich damit in den Nachkriegsjahren seinen Lebensunterhalt. Der künstlerische Nachlass des 2014 verstorbenen Mediziners befindet sich seit dem vergangenen Jahr in den Beständen des Universitätsarchivs der Ruperto Carola – Dietrich Lehmann selbst vermachte die Werke noch zu Lebzeiten seiner Alma Mater. „Die Bilder ganz ohne Publikumszugang einzulagern, wäre zu schade gewesen“, findet die stellvertretende Leiterin des Archivs, Sabrina Zinke. So entstand die Idee, die von Lehmann geschaffenen Plakate aufzuarbeiten und sie in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Als Ketzer hingerichtet
Von Oliver Fink
In fast 3000 Kurzbiographien hat Dr. Dagmar Drüll-Zimmermann (Foto: Thewalt) alle an der Universität Heidelberg seit ihrer Gründung 1386 bis zum Jahr 1986 tätigen und besoldeten Professoren vollständig dokumentiert – im Wortsinne ein Jahrhundertwerk. Jetzt wurde die Historikerin und Mitarbeiterin des Universitätsarchivs in den Ruhestand verabschiedet. Dagmar Drüll-Zimmermann studierte Geschichte und Germanistik an der Universität Bochum und wurde dort mit einer Arbeit zum mittelalterlichen „Codex Cumanicus“ 1978 promoviert. Nach einer Bibliotheksausbildung in Köln für den höheren wissenschaftlichen Dienst wechselte sie 1981 an die Ruperto Carola. Hier ist ihr Wirken in erster Linie mit der Arbeit am besagten „Heidelberger Gelehrtenlexikon“ verbunden. Das Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Eike Wolgast vom Historischen Seminar wurde 1981 mit Blick auf die bevorstehende 600-Jahr-Feier der Universität ins Leben gerufen. Vier Bände sind seitdem erschienen – der erste im Jubiläumsjahr 1986, der letzte 2009.
Frau Drüll-Zimmermann, 600 Jahre Wissenschaftsgeschichte in biographischer Perspektive vermittelt das Heidelberger Gelehrtenlexikon. Wie sind Sie seinerzeit zu diesem Projekt gekommen und was hat Sie daran besonders gereizt?
Einer der ersten Amerikaner
Ein auf der Halbinsel Yukatan entdecktes menschliches Skelett (Foto: Tom Poole, Liquid Junge Lab) ist mindestens 13 000 Jahre alt und stammt aller Voraussicht nach aus einer Kaltperiode am Ende der letzten Eiszeit, dem späten Pleistozän. Datiert hat das fossile Skelett ein deutsch-mexikanisches Forscherteam unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck und Arturo González González – und zwar basierend auf einem Tropfstein, der auf dem Hüftknochen gewachsen war. „Die vor fünf Jahren aufgefundenen Knochen aus der Chan-Hol-Höhle bei Tulúm stellen damit einen der ältesten Knochenfunde eines Menschen auf dem amerikanischen Kontinent dar und belegen eine unerwartet frühe Besiedelung Südmexikos“, so Geowissenschaftler Stinnesbeck von der Universität Heidelberg.
Die Besiedelung des amerikanischen Kontinents ist ein kontrovers diskutiertes Forschungsthema. Eine lange Zeit vorherrschende Hypothese ging davon aus, dass eine erste Migration vor 12 600 Jahren durch einen eisfreien Korridor zwischen den schwindenden nordamerikanischen Gletschern über die eiszeitliche Bering-Landbrücke von Sibirien nach Alaska stattgefunden hat. Diese Theorie wird durch neue Funde aus Nord- und Südamerika zunehmend in Frage gestellt, die auf eine frühere Ankunft des Menschen hindeuten. Allerdings handelt es sich bei diesen Funden zumeist um Artefakte oder Feuerstellen, deren Alter anhand der enthaltenen Sedimente bestimmt wurde. Knochenfunde des Menschen aus dem gesamten amerikanischen Kontinent, die ein Alter von mehr als 10 000 Jahren aufweisen, sind bislang außerordentlich selten.
Humor im Alter
Von Mirjam Mohr
Wohnen im Alter, Psychotherapie im Pflegeheim oder gemeinsame Risikofaktoren für Schlaganfall, Parkinson und Demenz – das sind nur einige der zahlreichen und vielfältigen Themen, mit denen sich Wissenschaftler im „Netzwerk AlternsfoRschung“ (NAR) der Universität Heidelberg beschäftigen. Über der gesamten Forschung des NAR steht die zentrale Frage: Wie kann gutes Altern gelingen? Dem gehen Geistes- und Naturwissenschaftler genauso wie Mediziner und Ökonomen mit einem ganzheitlichen interdisziplinären Ansatz nach. Vor zehn Jahren begann das Netzwerk seine Arbeit mit einem Eröffnungskongress – im Sommer dieses Jahres feierte es nun sein zehnjähriges Bestehen mit einem Jubiläumskongress, einem Tag der offenen Tür sowie mit einem Festvortrag und Wissenschaftsgespräch zwischen der ehemaligen Bundesministerin und Heidelberger Gerontologin der ersten Stunde, Prof. Dr. Ursula Lehr (Foto: NAR), und dem Direktor des Instituts für Gerontologie, Prof. Dr. Andreas Kruse.
„Das Ziel des NAR ist es, disziplinenübergreifend die verschiedenen Aspekte des Alterns zu erforschen und hierbei international eine führende Stellung zu erreichen“, erklärte der Gründungsdirektor des Netzwerks, der Alterns- und Alzheimerforscher Prof. Dr. Konrad Beyreuther, zum Auftakt des Jubiläumskongresses. Inzwischen ist der Forschungsverbund, der in seiner Interdisziplinarität einmalig in Deutschland ist, auf einem guten Weg zur internationalen Spitze – etwa mit seiner Vorreiterrolle bei epidemiologischen Untersuchungen, die in den nächsten Jahren ausgebaut werden soll. Die Forschung des NAR umfasst drei große Bereiche: biologische Grundlagen- und medizinische Alternsforschung, geistes-, sozial- und verhaltenswissenschaftliche Aspekte sowie medizinische und sozio-ökonomische Interventionspunkte. Zu den Kooperationspartnern zählen neben den Medizinischen Fakultäten Heidelberg und Mannheim der Ruperto Carola das Deutsche Krebsforschungs-zentrum, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit und die Universität Mannheim.
Neuartige Enzyme aus dem Great Barrier Reef?
Neue Erkenntnisse zur möglichen biologischen Funktion von sogenannten Patellamiden – eine Klasse eigentlich zellgiftiger, cyclischer Peptide – haben Wissenschaftler der Universität Heidelberg gewonnen. In Verbindung mit zweiwertigem Kupfer entfalten Patellamide katalytische Aktivität. Um herauszufinden, ob sich diese auch innerhalb Patellamid-produzierender Organismen beobachten lässt, haben Forscher um den Chemiker Prof. Dr. Peter Comba ein spezielles Untersuchungsverfahren entwickelt, mit dem in lebenden Zellen stabile Kupfer-Patellamid-Komplexe nachgewiesen wurden – Voraussetzung dafür, dass die Verbindung hier auch als Katalysator wirken kann und somit möglicherweise eine neue Art von Enzymen vorliegt.
Das Patellamid A wurde erstmals 1981 aus dem Organismus der Seescheide Lissoclinum patella isoliert. Heute weiß die Wissenschaft, dass es nicht von der Seescheide selbst sondern vielmehr von ihrem Symbionten hergestellt wird, der Blau-Grün-Alge Prochloron, die nur am Great Barrier Reef bei Australien gesammelt werden kann (Foto: Annika Eisenschmidt). Bei früheren Untersuchungen im Labor wiesen die Heidelberger Forscher bereits nach, dass Patellamid-Moleküle mit je zwei Kupfer(II)-Ionen einen Komplex bilden, der unter anderem als Katalysator für die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid fungiert.
Hörsaalverwaltung und Handauflegen
Von Ute von Figura
„Ich bin von Haus aus eher der praktische und kaufmännisch orientierte Typ – jemand, der in seinem Kämmerchen hockt und mit Zahlen jongliert. Nie hätte ich mir vorstellen können, einmal Reiki zu praktizieren und damit Menschen zu unterstützen, geschweige denn eine eigene Praxis zu haben.“ Und doch: Heute wendet Dagmar Stier (Foto: privat) in ihren Behandlungsräumen die alte japanische Heilkunst Usui-Reiki Ryôhô an, ein Verfahren „der natürlichen Heilung mit spiritueller Lebensenergie“. Hier, inmitten der Eberbacher Altstadt etwa 30 Kilometer von Heidelberg entfernt, bildet sie in deren Methoden aus und berät ganzheitlich bei persönlichen und gesundheitlichen Problemen wie Rückenverspannungen – ein Herzensanliegen, wie sie sagt. Ihren ursprünglich erlernten Beruf als Bürokauffrau und Betriebswirtin hat Dagmar Stier beibehalten: Zweieinhalb Tage in der Woche arbeitet sie in der Abteilung Bau- und Liegenschaften der Universitätsverwaltung, wo sie für die Hörsaalverwaltung der Neuen Uni zuständig ist.
Gut zehn Jahre ist es her, dass Dagmar Stier zum ersten Mal mit Reiki in Kontakt kam. Als „magischen Moment“ beschreibt sie diese Erfahrung; eine tiefe Entspannung und ein allumfassendes Wohlgefühl hätten sich in ihr breitgemacht. Sofort sei ihr klar gewesen: „Davon will ich mehr.“ Der Begründer der asiatischen Heilkunst – Mikao Usui (1865 bis 1926) – beschreibt Reiki als eine Methode zum Einladen des Glücks sowie als ein spirituelles Mittel, um unzählige Krankheiten für Körper, Geist und Seele zu heilen. „Bei uns im Westen ist Reiki hauptsächlich als Handauflegen bekannt“, erklärt Dagmar Stier: „Der Anwender überträgt durch seine Hände Reiki-Energie auf den Empfangenden und stärkt damit dessen Selbstheilungskräfte von Körper und Geist.“