Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Griff nach den Sternen
Von Mirjam Mohr
Sie könnte die erste deutsche Frau im Weltall werden: Dr. Lisa Marie Haas (Foto: Socher), die in Heidelberg Physik studiert hat und am Institut für Theoretische Physik promoviert wurde, nahm an der Initiative „Die Astronautin“ teil und gehört zu den sechs Finalistinnen. Das private Crowdfunding-Projekt hat zum Ziel, die erste Astronautin aus Deutschland ins All zu schicken – und junge Frauen für ein naturwissenschaftliches Studium zu begeistern. Nach einem einjährigen Auswahlverfahren, das an die Standards der Europäischen Weltraumorganisation ESA angelehnt war und für das sich mehr als 400 Frauen beworben hatten, wurden schließlich zwei ausgesucht, die zur Astronautin ausgebildet werden. Eine von beiden soll dann im Jahr 2020 zur internationalen Raumstation ISS fliegen. Weil Nicola Baumann, eine dieser Kandidatinnen, Mitte Dezember ausgestiegen ist, wird nun eine Nachfolgerin aus dem Kreise der verbliebenen Finalistinnen bestimmt, um zusammen mit der anderen Kandidatin Dr. Insa Thiele-Eich, die übrigens in Heidelberg geboren wurde, das Astronautentraining zu absolvieren. Die Nachrückerin soll Mitte Februar auf einer Pressekonferenz präsentiert werden – bis dahin heißt es für Lisa Marie Haas warten. Haas arbeitet als Entwicklungsingenieurin bei der Robert Bosch GmbH in Reutlingen und ist dort für die Aufbau- und Verbindungstechnik von Sensoren im Bereich Consumer Electronics zuständig. Die 34-Jährige ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Im Interview gibt die ehemalige Studentin der Ruperto Carola Auskunft über ihren Kindheitstraum, das Auswahlverfahren und die Vorzüge ihres Studienorts:
Frau Haas, wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, Astronautin zu werden?
Himmlischer Whirlpool
Weil er flüssiges Wasser birgt, bietet der Saturnmond Enceladus zumindest in der Theorie eine Voraussetzung dafür, dass dort Leben existieren könnte; was ihn zu einem begehrten Forschungsobjekt in unserem Sonnensystem macht. Motor der beobachteten hydrothermalen Aktivität auf dem Mond könnte Wärme aus der Reibung von Gestein sein – ausgelöst durch starke Gezeitenkräfte. Voraussetzung dafür ist, dass der Saturnmond einen porösen Kern hat, sodass Wasser des darüber liegenden globalen Ozeans in den Kern eindringen kann und dort durch Reibungswärme erhitzt wird (Grafik: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute, Choblet et al., ESA). Das zeigt eine Computersimulation, die im Zuge der europäisch-amerikanischen Cassini-Huygens-Mission entstanden ist und an der auch die Arbeitsgruppe von Privatdozent Dr. Frank Postberg, Planetologe an der Universität Heidelberg, beteiligt war.
Die Simulation liefert ebenfalls eine Antwort auf die lange ungelöste Frage, woher die Energie stammt, die Wasser in flüssiger Form auf dem kleinen, kryovulkanisch aktiven Mond fern der Sonne auftreten lässt. Bereits 2015 konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass es hydrothermale Aktivität auf dem Himmelskörper geben muss. Aus Eisvulkanen schleudert Enceladus feinste Gesteinskörner in riesigen Fontänen aus Gas und Wassereis in den Weltraum: Diese Partikel wurden mit einem Detektor der Raumsonde Cassini erfasst. Sie stammen vom Grund eines über 50 000 Meter tiefen Ozeans, der sich unter einer drei bis 35 Kilometer dicken Eiskruste erstreckt.
„PäPP“ für künftige Kinderärzte
Was die Entwicklung eines Kindes bedeutet, in welchen kleinen und manchmal auch großen Schritten ein Neugeborenes zum Kleinkind wird, das können Heidelberger Medizinstudierende seit mittlerweile zehn Jahren im Zuge des Lehrprojekts „Pädiatrisches Patenschaftsprojekt Prävention“ (PäPP) erfahren. Als Paten begleiten sie Kinder und deren Eltern zu den Vorsorgeuntersuchungen und besuchen die Familien mehrmals zu Hause (Symbolbild: Universitätsklinikum Heidelberg). Bisher nahmen 160 Hochschüler und Familien sowie jedes Jahr sechs bis acht niedergelassene Kinderärzte aus dem Rhein-Neckar-Delta an dem Projekt teil. Das zehnjährige Bestehen der erfolgreichen Kooperation begingen jüngst Medizinstudierende, Patenkinder mit ihren Familien, Ärzte und Lehrbeauftragte des Heidelberger Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg mit einem Familienfest.
„Vorrangiges Ziel des Projekts ist es, dass künftige Ärzte an der normalen Entwicklung eines Kindes von Anfang an teilhaben können. Während sie im Alltag immer nur Momentaufnahmen sehen und es meist mit erkrankten Kindern zu tun haben, können die Studenten durch das ‚PäPP‘ erleben, welche motorischen, psychosozialen und sprachlichen Kompetenzen ein Kind in den ersten Lebensjahren erlernt“, erklärt Dr. Astrid Helling-Bakki, eine der Lehrleiterinnen des Patenschaftsprojekts am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin. Die angehenden Mediziner können sich durch die Zusammenarbeit schon während ihres Studiums mit dem Berufsbild eines niedergelassenen Kinderarztes vertraut machen und die sogenannten „U-Untersuchungen“ schrittweise und unter Aufsicht erlernen. Besonders der Präventionsgedanke steht dabei im Mittelpunkt.
Die Höllenglocken von Yukatan
Wissenschaftler haben in den vergangenen Jahren eine kleine Gruppe von Tropfsteinen identifiziert, bei denen die charakteristische Kalkbildung nicht etwa in einer trockenen Höhle sondern unter Wasser abzulaufen scheint. Dazu zählen die sogenannten „Hells Bells“ in der El Zapote-Höhle bei Puerto Morelos auf der mexikanischen Halbinsel Yukatan (Foto: E.A.N./IPA/INAH/MUDE/UNAM/HEIDELBERG). Ein deutsch-mexikanisches Forscherteam unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck vom Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg hat nun analysiert, wie sich diese glockenförmigen, meterlangen Formationen unter Beteiligung von Bakterien und Algen gebildet haben. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse ihrer Arbeit in der Fachzeitschrift „Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology“.
Hängende Tropfsteine, auch als Stalaktiten bezeichnet, entstehen durch physikalisch-chemische Prozesse, bei denen kalkhaltiges Wasser eintrocknet. Sie verjüngen sich normalerweise und bilden an ihrem unteren Ende eine Spitze, von der die Wassertropfen auf den Höhlenboden fallen. Die Formationen in der El Zapote-Höhle, die bis zu zwei Meter lang sind, öffnen sich kegelförmig, sind hohl und weisen runde, elliptische oder auch hufeisenförmige Querschnitte auf. Doch nicht nur ihre Form und Größe sind einzigartig, auch die Bedingungen ihres Wachstums, so Wolfgang Stinnesbeck: Sie entstehen in einer absolut dunklen Umgebung an der Basis einer 30 Meter dicken Süßwassereinheit, die sich unmittelbar über einer sauerstofffreien Zone mit sulfidhaltigem giftigen Salzwasser befindet.
Vielleicht einen Roman schreiben
Von Oliver Fink (Text und Foto)
Bereits als Schüler verfasste er Kurzgeschichten und nahm an Schreibwettbewerben teil. Das literarische Schreiben wiederentdeckt hat Şafak Sarıçiçek dann während seines Jura-Studiums an der Universität Heidelberg. Nun ist sein erster Lyrikband erschienen, der den Titel „Spurensuche“ trägt und von Sven Kalb illustriert wurde; erschienen ist das literarische Debüt im Elif-Verlag. Geboren wurde Şafak Sarıçiçek 1992 in Istanbul, wo er auch an der Deutschen Schule sein Abitur ablegte. Zunächst studierte er anschließend ein Semester Biowissenschaften an der Ruperto Carola, dann wechselte er zu Jura – gerade steckt er in der Examensphase. Sarıçiçek ist Redakteur der Studentischen Zeitschrift für Rechtswissenschaft (StudZR) und Mitbegründer des studentischen Literaturkreises „echolot“. Der Autor über ...
Goebbels’ glückloser Doktorvater
Von Oliver Fink
Als Joseph Goebbels 1943 für seine mehr als 20 Jahre zuvor abgeschlossene Dissertation an der Universität Heidelberg geehrt wurde und eine Erneuerung seiner Promotionsurkunde erhielt, erwähnte der Reichspropagandaminister in der anschließenden Dankesrede seinen Doktorvater mit keinem Wort. Ein Grund hierfür mag darin gelegen haben, dass Max Freiherr von Waldberg (Repro: Universitätsarchiv) Goebbels’ literaturhistorische Arbeit über den Dramatiker Wilhelm von Schütz seinerzeit eher kritisch begutachtet hatte. Hinzu kam: Der Heidelberger Germanistik-Professor war 1933 infolge der Machtergreifung der Nationalsozialisten wegen seiner jüdischen Herkunft in den Ruhestand versetzt worden. Fünf Jahre später, im November 1938, starb er an den Folgen einer Krebsoperation. Seine Ehefrau Violetta, der die Deportation in das KZ Theresienstadt drohte, nahm sich im April 1942 das Leben.
Wie eine neu erschienene Biographie von Olha Flachs zeigt, waren das Leben und die akademische Karriere Max von Waldbergs bereits vor 1933 von vielen Entbehrungen und Enttäuschungen gekennzeichnet. Seine große Bedeutung für die Entwicklung der Heidelberger Germanistik aber, so Flachs, ist kaum zu überschätzen. 1858 in Jassy im damaligen Fürstentum Moldau und heutigen Rumänien geboren, studierte von Waldberg in Wien, Berlin und Czernowitz, der Hauptstadt des Habsburgischen Kronlands Bukowina. Dort wurde er auch promoviert, habilitierte sich und wirkte als außerordentlicher Professor, ehe er auf die gleiche Funktion 1889 an die Universität Heidelberg wechselte. Von 1908 an bekleidete er hier den Rang eines Honorarprofessors.