Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Den Fidschis steht das Wasser bis zum Hals
Im Zuge eines interdisziplinären Seminars am Heidelberg Center for the Environment (HCE) der Ruperto Carola haben 17 Studentinnen und Studenten (Foto: privat) gemeinsam mit Experten aus der Klimaphysik wie Dr. Sanam Vardag, Geschäftsführerin des HCE, Prof. Dr. Anja Senz aus der Sinologie und Dr. Jürgen Giegrich vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg an der 23. Weltklimakonferenz (COP 23) in Bonn teilgenommen, um selbst gewählte Forschungsfragen zu untersuchen. Der Besuch der internationalen Großveranstaltung Ende vergangenen Jahres war nach eigenem Bekunden für die Studierenden das „Highlight“ des Wintersemesters. Hier ihr Bericht:
„Während in der sogenannten Bula-Zone Delegierte aus 195 Staaten über die Erarbeitung eines Regelwerks zur Einhaltung des Paris Agreements rangen, konnten wir erleben, wie in der Bonn-Zone Regierungsvertreter, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftler etwa darüber debattierten, auf welchen Wegen das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden könnte. Aus unterschiedlichen Perspektiven wurden dort an Thementagen und in Diskussionsforen, Vorträgen und Workshops zahlreiche Problemfragen und Lösungsansätze erörtert. So haben wir uns damit beschäftigt, welche Rolle der angekündigte Austritt der USA aus dem Paris Agreement auf die weltweiten Klimaschutz-Ambitionen haben wird.
Gender-Controlling über die gesamte Breite
Von Jana Gutendorf
Positionswechsel: Zum laufenden Wintersemester hat Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern (Foto: Tobias Schwerdt) das Amt der Gleichstellungsbeauftragten an der Universität Heidelberg von Prof. Dr. Jadranka Gvozdanovic übernommen; zuvor war sie bereits sechs Jahre lang als Gleichstellungsbeauftragte an der Philosophischen Fakultät tätig. Katja Patzel-Mattern studierte Neuere und Neueste Geschichte, Publizistik und Politikwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Universität Barcelona. 1998 wurde sie mit einer Studie zur Theorie der Erinnerung und Erinnerungskultur in Münster promoviert. Die Habilitation folgte 2007 an der Universität Konstanz zur industriellen Psychotechnik in der Weimarer Republik. Seit Mai 2009 lehrt und forscht Katja Patzel-Mattern als Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Ruperto Carola. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Unternehmens-, der Wissenschafts- sowie der Geschlechter- und Körpergeschichte, in der Krisen- und Kommunikationsforschung und in der Geschichte von Gedächtnis und Erinnerung. Im Interview gibt sie Auskunft über Aufgaben, Erfolge und Perspektiven ihres neuen Amtes:
Frau Patzel-Mattern, vor 30 Jahren wurde das Gleichstellungsbüro an der Universität Heidelberg eingerichtet. Was hat sich seitdem verändert?
Weiße Wundheiler im Teebeutel
Dieser große „Teebeutel“ hat es in sich und dürfte manchem einen kleinen Ekelschauer über den Rücken jagen (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg), denn er enthält 50 bis 300 Larven der Goldfliege (Lucilia sericata), einer Fliegenart, die ausschließlich abgestorbenes Gewebe frisst. Auf eine chronische, offene Wunde gelegt, geben die Larven durch ein feines Netz ein Sekret ab, das totes Gewebe verflüssigt. Dieses wird anschließend von den Tieren aufgesaugt. Dr. Mona Bidier, Fachärztin an der Hautklinik des Heidelberger Universitätsklinikums, sieht mehrere Vorteile in dieser Methode: „Das Verfahren ist weniger schmerzhaft als chirurgische Eingriffe – und es ist besonders geeignet bei Wunden, die von multiresistenten Keimen besiedelt sind, denn das Verdauungssekret der Larven reduziert die Keimbelastung.“ Einziger Nachteil der Therapie: „Man muss etwas mehr Geduld haben; es dauert circa vier bis zwölf Tage, bis deutliche Erfolge zu sehen sind.“
Für Patienten ist die Larventherapie zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Und sie haben vor allem zwei Befürchtungen: Tut das weh? Und können sich die Larven in der Wunde vermehren? „Es kann etwas kribbeln“, beruhigt Mona Bidier, weswegen Patienten auf Wunsch zusätzlich ein Schmerzmittel bekommen. Eine Vermehrung der Tiere ist ausgeschlossen, denn dazu müssten sich die Larven verpuppen und zu ausgewachsenen Fliegen entwickeln. Nach maximal vier Tagen sind die Larven bis zu zwölf Millimeter groß – ein Behandlungszyklus gilt als abgeschlossen und die kleinen Helfer werden bei Bedarf durch einen Beutel mit neuen, hungrigen Nachfolgern ersetzt. Keinesfalls reicht die Zeit zur Verpuppung oder gar zur Fortpflanzung.
Kohlenstoff-Überdosis verdampft
Das Element Kohlenstoff und seine Verbindungen bilden die Grundlage des irdischen Lebens. Dass die Erde eine für das Leben und die Evolution offensichtlich optimale Zufuhr an Kohlenstoff erhielt, gründet in kurzzeitigen Aufheizprozessen im solaren Urnebel vor der Entstehung der Planeten unseres Sonnensystems (Grafik: NASA/JPL-Caltech), so ein von Wissenschaftlern der Universität Heidelberg entwickeltes Modell zur Kohlenstoffchemie. Die Forschungen von Prof. Dr. Hans-Peter Gail vom Zentrum für Astronomie und Prof. Dr. Mario Trieloff vom Klaus-Tschira-Labor für Kosmochemie am Institut für Geowissenschaften wurden jüngst in der Fachzeitschrift „Astronomy & Astrophysics“ veröffentlicht.
„Kohlenstoff ist auf der Erde ein eher selten vorkommendes Element. Zwar ist der Stoff nahe der Erdoberfläche in angereicherter Form vorhanden, bezogen auf den gesamten Stoffbestand der Erde beträgt sein Anteil allerdings nur etwa ein halbes Promille. In primitiven Kometen dagegen kann der Kohlenstoff-Anteil zehn Prozent und mehr ausmachen“, erklärt Mario Trieloff. Wie der Geochemiker weiter ausführt, stammen Kometen aus den kühlen Bereichen des äußeren Sonnensystems, wo flüchtiges Wasser und Kohlenstoff-Verbindungen zu Eis kondensierten. Forscher gehen mittlerweile davon aus, dass die junge Erde diese flüchtigen Elemente durch Einschläge von Asteroiden und Kometen gewonnen hat. Dennoch ist es ein Rätsel, warum die Kohlenstoff-Menge auf der Erde so gering ist.
Gravitationswellen ließen Forscher erbeben
Forscher auf der ganzen Welt sprechen von einem „historischen Ereignis“ und dem „Beginn einer neuen Ära“ in der Astronomie: Als Folge einer Kollision zweier Neutronensterne in der 130 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernten Galaxie NGC 4993 konnten Gravitationswellen gemessen werden. Gravitationswellen sind Schwingungen in der Raumzeit, die durch eine beschleunigte Masse ausgelöst werden. Vorhergesagt wurden sie bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Albert Einstein im Zuge seiner Allgemeinen Relativitätstheorie. Der erste direkte Nachweis gelang indes erst vor zwei Jahren. Dafür erhielten vergangenen Herbst die US-amerikanischen Wissenschaftler Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne den Physik-Nobelpreis, die 1992 an der Gründung des Laser-Interferometer-Gravitationswellen-Observatoriums (LIGO) beteiligt waren, mit dem die jüngst entdeckten Gravitationswellen infolge der Neutronenstern-Kollision (Grafik: NSF/LIGO/Sonoma State University/A. Simonnet) nachgewiesen wurden. Oliver Fink hat Prof. Dr. Stefan Wagner von der Landessternwarte Königstuhl des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) um eine Einschätzung gebeten:
Herr Wagner, warum haben die jüngst gemessenen Gravitationswellen ein solches Aufsehen erregt?
Jetzt schiebt der „Handball-Boss“ eine ruhigere Kugel
Von Oliver Fink (Text) und Tobias Schwerdt (Foto)
Mit so manchen Eigenheiten der „Beamtenmentalität“ kommt er, wie er sagt, gar nicht gut zurecht. So störte ihn schon während seiner Ausbildung, dass im Finanzamt selbst dann pünktlich Schluss oder Pause gemacht wurde, wenn noch jemand mit der Steuererklärung vor der Türe saß. Dienst nur nach Vorschrift kommt und kam für Jürgen Brachmann nie infrage. Nach vier Jahrzehnten an der Ruperto Carola, zuletzt im Amt des Geschäftsleitenden Beamten, geht er dieses Frühjahr in den Ruhestand.
Seinen Dienst an der Universität Heidelberg trat er 1977 an – nach einer Ausbildung im gehobenen nicht-technischen Verwaltungsdienst sowie beruflichen Stationen in Karlsruhe beim Liegenschaftsamt und der Landesoberkasse und in Stuttgart beim Landesamt für Besoldung und Versorgung. Der Weg führte ihn an der Ruperto Carola anfangs in die Personalabteilung als Sachbearbeiter. Ein „absolutes Highlight“, wie er betont, waren für ihn als Mitglied des Organisationsteams die Jubiläumsfeierlichkeiten 1986 zum 600-jährigen Bestehen der Universität: „Ein sehr anstrengendes aber zugleich auch ein tolles Jahr, in dem ich viele interessante Menschen innerhalb und außerhalb der Uni kennengelernt habe. Das hat mir auch für meine Mitarbeit beim nächsten Jubiläum, der 625-Jahr-Feier, sehr geholfen.“