Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
„… und sowas schmeißen die weg?!“
Von Stephan Lawall
Wann gehört ein Objekt ins Museum? Diese Frage erwarten die meisten, wenn sie an die Kernaufgaben eines Museums denken: Sammeln und Präsentieren. Doch immer mehr Museen stoßen durch zu viel Sammeln an ihre Grenzen und haben sich angesichts überfüllter Magazine dazu entschlossen, Exponate auszusortieren, sie zu „entsammeln“. Mit diesem Umstand hat sich ein knappes Dutzend Studierende der Geschichte und Ur- und Frühgeschichte im Zuge der Lehrveranstaltung „Ausgesammelt? Sammeln und Entsammeln in der museologischen Praxis“ von PD Dr. Stefanie Samida während des vergangenen Wintersemesters an der Heidelberg School of Education gewidmet – und aus entsammelten Objekten eine Ausstellung kreiert. Titel: „… und sowas schmeißen die weg?!“
Zu sehen ist die studentische Schau seit 6. März in zwei Vitrinen im Erdgeschoss der Heidelberger Universitätsbibliothek im Flur, der zur Ausleihe führt. Eine Vitrine ist mit ehemaligen Exponaten aus Museen bestückt, in der anderen werden Objekte aus Privatsammlungen gezeigt. Die Ausstellung verknüpft so museale Sammlungen mit dem privaten Kontext und wirft Fragen auf, die beide Felder betreffen: Was sammeln Privatpersonen und was werfen sie weg? Warum werden Kollektionen entsammelt? Welche Objekte sind bedeutsam genug, um aufbewahrt zu werden, und welche lassen sich entsorgen? Diese Fragen werden in der Ausstellung an das Publikum weitergereicht: Die Besucher sollen entscheiden, welche Objekte aus privatem Bestand (Foto: Stefanie Samida) aussortiert gehören.
Nicht nur Digitalisate kostbarer Handschriften
Von Oliver Fink
Die Zahlen sind bemerkenswert: Während die klassischen Buchausleihen seit Jahren rückläufig sind, steigen die Zugriffe auf elektronische Dienstleistungen der Universitätsbibliothek Heidelberg (Foto: Werschak) in überproportionalem Maße. Großer Nachfrage erfreuen sich hierbei nicht nur Digitalisate – wie jene der kostbaren Handschriften aus den historischen Sammlungen. Die UB bietet seit längerem auch aktuelle wissenschaftliche Publikationen kostenfrei im Internet an. Das Spektrum reicht von Aufsätzen, Tagungsberichten und Dissertationen, die auf dem Dokumentenserver „heiDOK“ abrufbar sind, bis zu Zeitschriften, Monografien und Sammelbänden renommierter Autorinnen und Autoren, die online und optional auch in einer Printversion im Wissenschaftsverlag Heidelberg University Publishing (heiUP) veröffentlicht werden. Verknüpft sind die verschiedenen Portale wiederum mit dem „heiDATA“-Server, auf dem Wissenschaftler ihre Forschungsdaten zitierfähig archivieren können.
„Mittlerweile müssen wir kaum mehr Überzeugungsarbeit leisten; das war vor fünf Jahren noch ganz anders“, betont Dr. Maria Effinger, die Open-Access-Beauftragte der Ruperto Carola. Viele Wissenschaftler hätten mittlerweile erkannt, dass es sinnvoll sei, wissenschaftliche Beiträge uneingeschränkt zugänglich zu machen, um für eine größere Sichtbarkeit zu sorgen. Dafür stehen in Heidelberg verschiedene Publikationsplattformen zur Verfügung (siehe Ende des Artikels). Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UB beraten die Forscher dabei nicht nur in technischen Angelegenheiten sondern auch bei Fragen des Urheberrechts. „Unser Kerngeschäft sind vor allem elektronische Zeitschriften und Bücher“, erklärt Maria Effinger. So seien in den vergangenen drei Jahren mehr als 200 verlegerisch betreute E-Books von der Universitätsbibliothek herausgebracht worden.
Virtuell wiedervereint
Eine der wertvollsten Sammlungen von Handschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit – die Bibliotheca Palatina – ist nach jahrhundertelanger Trennung virtuell wiedervereint. Dazu hat die Universitätsbibliothek Heidelberg nicht nur die deutschsprachigen Handschriften in ihrem eigenen Bestand digitalisiert sondern auch die lateinischen Codices dieser „Mutter aller Bibliotheken“ (Foto: UB Heidelberg), die sich seit fast 400 Jahren hinter den Mauern des Vatikans in der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom befinden. Mit einem Festakt in der Aula der Alten Universität wurde kürzlich der Abschluss der Digitalisierung begangen. Der Dank der Redner galt dabei Dr. h.c. Manfred Lautenschläger – der Ehrensenator der Ruperto Carola ermöglichte die Realisierung dieses für die Forschung bedeutenden Großprojekts, indem er mit seiner Stiftung die langjährige Finanzierung übernommen hatte.
„Heute ist ein Festtag“, sagte der Rektor der Universität, Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel, zum Auftakt der Feier und verwies auf die herausragende Bedeutung der Handschriftensammlung, deren Ursprünge zurückreichen bis zur Gründung der Ruperto Carola 1386. Die Bibliotheca Palatina sei ein Stück europäische Identität und helfe zu verstehen, „wer wir sind“. Ebenso wie der Rektor wandte sich der Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Veit Probst, mit Dankesworten an Förderer Manfred Lautenschläger. In seiner Ansprache gab Probst Einblicke in die Geschichte und historische Bewertung der Palatina, die zu ihrer Blütezeit Anfang des 17. Jahrhunderts als „optimus Germaniae literatae thesaurus“ bezeichnet wurde, als der beste Schatz aller Gebildeten in Deutschland. Selbst heute noch ist sie für eine Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen von Interesse. Der nunmehr digitalisierte Kernbestand von rund 3000 Handschriften mit ungefähr einer Million Seiten ist über das Internet für jedermann zugänglich. Allein im vergangenen Jahr wurde auf die Seiten der digitalen Sammlung etwa 2,2 Millionen Male zugegriffen – und dies aus 172 Ländern.
Forschungsbrücke in den Nanometerbereich
Mit einem universitären Neubau will das baden-württembergische Wissenschaftsministerium eine Forschungsbrücke unterstützen, die Ruperto Carola und Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg schlagen. Eine entsprechende Absichtserklärung, die eine Förderung des Landes von 25 Millionen Euro vorsieht, unterzeichneten jüngst Landes-Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Dr. Martin Stratmann, und der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel. Das neue Gebäude als Teil eines lebenswissenschaftlichen Innovationscampus „Heidelberg 4 Life“ soll in unmittelbarer Nachbarschaft zum Max-Planck-Institut im Neuenheimer Feld errichtet werden und steht im Zusammenhang mit dem geplanten Forschungsnetzwerk „Biologie auf der Nanoskala“ (Foto: Rothe), das auf eine Initiative von Nobelpreisträger Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Stefan Hell zurückgeht.
Damit entwickelt sich neben dem Cyber Valley in der Region Stuttgart-Tübingen der zweite Innovationscampus in Baden-Württemberg zur Gewinnung von hochqualifizierten Nachwuchskräften und zur Stärkung einer wissenschaftsgetriebenen Gründerdynamik, die bahnbrechende Entdeckungen fördern soll. Mit dem Netzwerk wollen die Ruperto Carola, insbesondere das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH), und das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung ihre Zusammenarbeit in der biowissenschaftlichen und biomedizinischen Grundlagenforschung stärker ausbauen. Dazu sollen weitere Partner, vor allem das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die klinische Forschung vor Ort, eingebunden und Kontakte zur Industrie für den Transfer in die biomedizinische Anwendung aufgebaut werden.
Staubdetektor für den Weltraum
Geochemiker der Universität Heidelberg sind maßgeblich an der Mission „Destiny+“ zur Erforschung des Asteroiden „Phaethon“ (Grafik: NASA/JPL-Caltech) beteiligt – einem gemeinsamen Projekt der japanischen Raumfahrtagentur und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Die Wissenschaftler um PD Dr. Frank Postberg und Prof. Dr. Mario Trieloff vom Institut für Geowissenschaften wirken an der Planung und Auswertung der Mission sowie an der Entwicklung des zentralen Messinstruments mit, eines Staubdetektors. In den kommenden zwölf Jahren sollen damit Ursprung und Zusammensetzung interplanetarer und interstellarer Staubpartikel untersucht werden. Die Forscher wollen so neue Erkenntnisse über die Bedingungen während der Entstehung unseres Sonnensystems gewinnen.
Der Kleinplanet „(3200) Phaethon“ kommt auf seiner Umlaufbahn sowohl der Erde als auch der Sonne sehr nahe und verliert dabei Staub. „Der Detektor an Bord der Sonde ‚Destiny+‘ kann die Zusammensetzung kleinster Partikel aus der ‚Phaethon‘-Staubwolke direkt messen“, erklärt Mario Trieloff: „Von den Analysen dieser Partikel erhoffen wir uns Informationen über Eigenschaften und Zusammensetzung der asteroiden- und kometengroßen Körper, die vor 4,5 Milliarden Jahren das Baumaterial für unsere Erde waren.“ Der Staubdetektor wird darüber hinaus interplanetare und interstellare Staubpopulationen einfangen. „Damit können sowohl kleine Partikel aus den Weiten unserer Galaxie als auch Staubströme zahlreicher Körper unseres Sonnensystems untersucht werden“, erläutert Frank Postberg: „Die Staubkörner dienen dabei als Boten ihrer Mutterkörper und die Messung ihrer Zusammensetzung entspricht der Analyse von Bodenproben der Asteroiden oder Kometen.“
„Donald Trump ist Ausdruck der Krise und Brandbeschleuniger zugleich“
Von Oliver Fink (Text) und Tobias Schwerdt (Fotos)
Schritt für Schritt hat Prof. Dr. Dr. h.c. Detlef Junker an der Universität Heidelberg die Amerikaforschung etabliert – nicht zuletzt durch das erfolgreiche Einwerben privater Drittmittel. Jetzt zog sich der Historiker aus der Leitung des von ihm 2003 gegründeten Heidelberg Center for American Studies (HCA) zurück, bleibt dem Institut aber als Seniorprofessor distinctus in beratender Funktion erhalten. Junker, der zunächst als Journalist und Redakteur tätig war, wurde 1967 an der Universität Kiel promoviert, die Habilitation folgte 1974 an der Universität Stuttgart. Im Jahr darauf erhielt er eine Professur am Historischen Seminar der Ruperto Carola. Zwischen 1994 und 1999 leitete Junker als Direktor das Deutsche Historische Institut in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington, anschließend übernahm er bis zu seiner Pensionierung 2004 die Curt-Engelhorn-Stiftungsprofessur für Amerikanische Geschichte und wirkte als Gründungsdirektor des HCA. Zu den Forschungsschwerpunkten Detlef Junkers zählen die amerikanische Geschichte des 20. Jahrhunderts, die Historie der deutsch-amerikanischen Beziehungen sowie die Theorie der Geschichtswissenschaft.
Herr Professor Junker, der erste sichtbare Schritt zum Ausbau der Amerika-Studien am Historischen Seminar wurde Ende der 1980er-Jahre mit dem Aufbau der Schurmann-Bibliothek zur amerikanischen Geschichte gemacht. Benannt ist sie nach jenem US-Botschafter in Deutschland, der mit seiner großangelegten Spendenkampagne in den 1920er-Jahren den Bau der Neuen Universität als zentrales Hörsaalgebäude in Heidelberg ermöglichte. War dessen Einsatz so etwas wie eine Inspiration für Sie?