Georg Gottfried Gervinus

Lebenslauf
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Lebenslauf

  • 20. Mai 1805 geboren in Darmstadt, als Sohn des dortigen Gerbers, Gastwirts und Lederhändlers Georg Gottfried Gervinus (1765-1837) und der Anna Maria Margarete, geb. Schwarz (1772-1837). - 200. Wiederkehr des Geburtstags am 20. Mai 2005; vgl. Nachleben. Rezeption
  • 1814-1819 Gymnasium
  • 1819 kurze Tätigkeit als Buchhändler in Bonn, danach fünf Jahre Angestellter einer Mode- und Schnittwarenhandlung in Darmstadt; seit 1823 Selbststudium zum Abitur,
  • 1825 (Ostern) Aufnahme des Philologiestudiums an der Universität Gießen.
  • 1826 (Ostern) Universität Heidelberg, Wechsel zum Fach Geschichte unter dem Einfluß Friedrich Christoph Schlossers (ADB/NDB).
  • 1827 (Herbst) bis Anfang 1829 Lehrer am Erziehungsinstitut Gutermann in Frankfurt a. M., anschließend ein Jahr Hauslehrer bei der englischen Familie Hunter in Heidelberg.
  • 1830 Habilitation (Hab.-Schrift.: Geschichte der Angelsachsen im Überblick), Privatdozent Universität Heidelberg
  • 1832 Studienreise Italien
  • 1834 Erste Probehefte der anonym herausgebrachten Zeitschrift "Deutsche Jahrbücher"
  • 1835 a.o. Professor Universität Heidelberg. - 29. Dezember Entlassung aus dem badischen Staatsdienst
  • 1835-1842 Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen. Bd 1-5. Leipzig 1835-1842.
  • 1836 Gervinus folgt dem Ruf auf den Lehrstuhl für Geschichte und Literaturgeschichte an der Universität Göttingen. - Im September d. J. in Hamburg Heirat mit Viktoria Schelver (1817-1893), Tochter des Professors der Botanik in Heidelberg, Franz Joseph Schelver, und der Maria Marg. Schwartze.
  • 1837 Am 14. Dezember als einer der Göttinger Sieben nach dem Protest gegen den Verfassungsbruch König Ernst Augusts von Hannover seines Amtes entsetzt und des Landes verwiesen. Vgl. Das Landesdenkmal: "Die Göttinger Sieben", Landtag Niedersachsen
  • Wissenschaftliche Arbeiten in Darmstadt und Heidelberg; neben anderen Veröffentlichungen entstehen die "Grundzüge der Historik" (1837).
  • 1838 Aufenthalt in Italien
  • 1839-1844 Privatgelehrter in Heidelberg
  • 1840 Nach der endgültigen Niederlassung in Heidelberg verzeichnet ihn die zweite Ausgabe des Heidelberger Adreßbuchs als Bewohner in der Friedrichsstrasse a 271, im Hause des Geh. Hofrats Professor Friedrich Tiedemann (vgl. Häuser-Verzeichniß, S. 3). - Bereits vor Aufstellung dieses Jahrgangs (April 1840), am 12. November 1839, hatte er auf der Neuenheimer Seite des Neckars, "über der Brücke", ein eigenes Haus erworben - laut Adreßbuch 1842: Neuenheimer Chaussee, noch ohne Nummer (ebenso 1844, aufgestellt im November 1843). Weitere Informationen über das Anwesen finden Sie in der Sonderseite "Haus Felseck".
  • 1844 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg. Aktive Beteiligung an der politischen Diskussion der vierziger Jahre, auch Abfassung von Flugschriften.
  • 1845 Ruf der Universität Jena abgelehnt.
  • Gervinus' Schrift "Die Mission der Deutschkatholiken" erscheint bei Winter in Heidelberg. (Neuauflage: Gervinus, Georg Gottfried: "Die Mission der Deutschkatholiken". Neuauf. der 1845 erschienenen Schrift, ergänzt durch 2 Bilder, Einleitung und Anmerkungen. Herausgeber: Eckhart Pilick. Mannheim : Freireligiöse Verlagsbuchhandlung, 1982.)
  • Ernennung zum Hofrat
  • Nach dem Verkauf seines Hauses an Karl Theodor Welcker wohnt Gervinus wieder in mehrfach wechselnden Wohnungen zur Miete:
  • 1846 Adresse Über der Brücke im Meeserschen Hause (vgl. Häuser-Verzeichniß, S. 28: Maurermeister Meeser, Neuenheimer Chaussee); ebenso noch 1848.
  • 1847 Gervinus übernimmt die Redaktion der seit dem 1. Juli dieses Jahres im Verlag von F. D. Bassermann und K. Mathy erscheinenden "Deutschen Zeitung"
  • Gervinus, Georg Gottfried: Die preußische Verfassung und das Patent vom 3 Februar 1847. Mannheim, Bassermann, 1847. 127 S. (Antiquariat Karel Marel, Angebot Mai 2005. - "Sehr selten, da sofort nach dem Erscheinen beschlagnahmt")
  • 1848 Vertrauensmann der Hansestädte im 17er-Ausschuß des Bundestages und Abgeordneter der Nationalversammlung* (*vgl. Günter Wollstein: Vorparlament und Nationalversammlung = Informationen zur politischen Bildung, Heft 265) ohne dabei besonders hervorzutreten. - Ende Juli aus der Nationalversammlung ausgeschieden, Niederlegung der Redaktion der "Deutschen Zeitung".
  • 1848-1849 Aufenthalt in Italien
  • 1849 Aufruhr in Heidelberg, beginnend in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai. Die erbitterte Stimmung richtete sich vor allem gegen die liberalen Professoren wie Häusser, Gervinus und Welcker. Ein Biergartengerücht verbreitete die Mär, Gervinus beziehe durch die Vermittlung seines Freundes (und Hauswirts) Fallenstein Geld aus Berlin; jemand behauptete sogar, er habe ein Fäßchen mit preußischen Talern von der preußischen Regierung für ihn über die Brücke rollen sehen. Die Steine, mit denen man Gervinus die Fenster einwerfen wollte, trafen ein Stockwerk tiefer die Betten der Fallensteinschen Kinder - "und der tapfere Geheimrat, ein alter Lützower, trat mit dem Gewehr vor seine Thüre und drohte jeden niederzuschießen, der noch einen Stein werfe". Die von einem Verwandten der Familie alarmierten Turner, die in der Nähe ihre Übungen abhielten, kamen eben noch rechtzeitig, um Schlimmeres zu verhüten. Fallenstein und Gervinus verließen daraufhin die Stadt. [1849 Anm]. - Aufenthalt in Auerbach. - (Zur allgemeinen Geschichte vgl.. Linksammlung zur Revolution 1848/49)
  • Georg Gottfried Gervinus (1805-1871). [...] He published his thoughts on the plays and sonnets of Shakespeare in 1849, in a collection called Shakespeare Commentaries (Amanda Mabillard: shakespeare online): shakesperean Scholars). - Mit einem Auszug aus der Analyse der Sonette
  • 1850 Adresse Über der Brücke bei Fallenstein (vgl. Häuser-Verzeichniß, S. 22: Geh. Finanzrath Fallenstein, Ziegelhäuser Straße). - Ein stimmungsvolles Bild von Georg Saal aus dem Jahre 1851 zeigt Gervinus und das mit ihm befreundete Ehepaar Fallenstein in einer Mondnacht auf der Terrasse des Hauses, mit dem Blick auf Schloß und Stadt am gegenüberliegenden Ufer (Abb. in: Die Heidelberger Universität. Ausstellung zum Gedächtnis des 150. Jahrestages ihrer Neugründung; Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg, 13. Mai - 4. Oktober 1953. Hrsg. Klaus Mugdan. Heidelberg 1953, zwischen Seite 40 und 41. - Vgl. Abb. in: Starke Frau im Hintergrund. Bärbel Meurers Band über Marianne Weber [...]) (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg: Pressemitteilungen, 26. April 2005). - Unter dieser Anschrift Hier verzeichnet ihn noch das Adreßbuch 1860/61, bei der mittlerweile verwitweten Frau Fallenstein. (Weitere Hinweise zum Fallensteinschen Haus)
  • 1850-1871 Privatgelehrter in Heidelberg
  • 1853 Die "Einleitung in die Geschichte des 19. Jahrhunderts", die Gervinus seiner achtbändigen, nur bis zur Julirevolution ausgeführten "Geschichte des 19. Jahrhunderts seit den Wiener Verträgen" vorausschickt, trägt ihm außer einem Hochverratsprozeß die Entziehung der venia legendi (7. Juli) ein. - Literaturhinweis: Walter Böhlich: Der Hochverratsprozeß gegen Gervinus. Frankfurt am Main 1967. - GERVINUS, G. G.: Einleitung in die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Leipzig, W. Engelmann, 1853 (Antiquariatsangebot mit detaillierter Beschreibung und zusätzlichen Informationen über den Autor aus dem Historiker-Lexikon, 1991; Antiquariat Elvira Tasbach, Berlin, unter Kataloge: Geschichte). - Tagebuchnotizen von K. A. Varnhagen von Ense über die Ereignisse in Zusammenhang mit der "Einleitung" geben einen Eindruck von der Wahrnehmung des Falles in der Öffentlichkeit. - Unter den anläßlich des Prozesses erschienenen Schriften findet sich eine von Fr. Fallenstein mitgeteilte Verteidigungsschrift.
  • In demselben Jahr erscheint die deutsche Literaturgeschichte, unter neuem Titel, bereits in der vierten Auflage: Gervinus, Georg Gottfried: Geschichte der deutschen Dichtung. 5 Bde. 4., gänzlich umgearb. Aufl. Leipzig 1853.
  • 7. Juli 1853 Entziehung der venia legendi an der Universität Heidelberg
  • 1854 In den "Erinnerungs-Blättern" für Georg Friedrich Fallenstein setzt Gervinus seinem Freund ein literarisches Denkmal
  • 1863/64 Obwohl Gervinus sein erstes eigenes Haus (Felseck) sehr schnell als Belastung empfunden hatte, erwirbt er nochmals Hausbesitz: Der 13. Jahrgang des Adreßbuches, aufgestellt im November 1862, weist ihn als Eigentümer des Hauses Leopoldstraße 5 nach, in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Kollegen Ludwig Häusser (ADB). Hier wohnte er bis zu seinem Tode.
  • 1866-1867 Aufenthalt in Italien
  • 18.3.1871 Georg Gottfried Gervinus stirbt in Heidelberg, von seiner Witwe Viktoria um 22 Jahre überlebt. - Die Grabrede des Theologen und Philosophen Eduard Gottlob Zeller (Bigraphisch-Bibliographisches Kirchenlexikon) erschien im Druck: Zeller, Eduard: Georg Gottfried Gervinus. Worte an seinem Grabe in Heidelberg den 20. März 1871 gesprochen. Leipzig 1877. In: Zeller: Vorträge und Abhandlungen. 2 (1877), 372-379.
  • 1871-1874 Geschichte der deutschen Dichtung. 5., völlig umgearb. Aufl. Bd 1-5. Leipzig 1871-1874.
  • Über dem Historiker und Literarhistoriker Gervinus darf der große Musikliebhaber und -forscher (vgl. die diesbezüglichen Ausführungen im Nachruf) nicht vergessen werden, der sein Haus zu einem Mittelpunkt der Händel-Verehrung machte. 1854 erscheint unter seiner Mitwirkung: Händel, Georg F.: Frohsinn und Schwermuth. Oratorium ... Text nach Milton's Allegro e Pensieroso in deutscher Übersetzung von Herrn Professor Gervinus. Klavierauszug von F. W. Rühl. Berlin, Simrock [1854]. Deutsche Erstausgabe, mit dem wichtigen Vorwort des Bearbeiters [Musikantiquariat Dr. Michael Raab: Klavierauszüge, Juni 2004]. - 1856 gründete er zusammen mit dem Musikforscher Friedrich Chrysander (Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon) zur Durchführung einer Händel-Gesamtausgabe die bereits vier Jahre später wieder aufgelöste Deutsche Händel-Gesellschaft und unterstützte das Unternehmen mit eigenen Mitteln. Seine letzte Veröffentlichung galt den beiden "Leitsternen" seines breiten Interessenspektrums: Händel und Shakespeare. Zur Ästhetik der Tonkunst. Leipzig: Wilhelm Engelmann 1868, XIV, 496 S. 8°.
  • Literaturempfehlung: Wolfgang Ebling: Georg Gottfried Gervinus (1805-1871) und die Musik. München-Salzburg 1985 (Beiträge zur Musikforschung. Bd. 15). Rez. von Ulrich Konrad in: Die Musikforschung 40 (1987), H. 3, S. 277-279.

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Verwendete Literatur

  • ADB Bd. 9, S. 77-86 (August Thorbecke); NDB Bd. 6, S. 335-338 (Erich Angermann); Heidelberger Adreßbücher (s. Heidelberger Adreßbücher - digital); Drüll, Dagmar: Heidelberger Gelehrtenlexkikon. 1803-1932 Berlin [u. a.] 1986, 83; Gervinus, Georg Gottfried: Leben. Von ihm selbst. 1860. Leipzig 1893. - Einige Literaturhinweise wurden ergänzt.
  • Zu 1849: Hausrath, Adolf: Zur Erinnerung an Julius Jolly. Leipzig 1899. (Alte Bekannte. Gedächtnisblätter von Adolf Hausrath. 1.), 31 f.; vgl. Derwein, Herbert: Heidelberg im Vormärz und in der Revolution 1848/49. Ein Stück badischer Bürgergeschichte. Heidelberg 1958, (Neue Heidelberger Jahrbücher. NF. 1955/56.), 102.

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Biographie, übergreifend Leben und Werk, Einzelfragen Bibliographie, Literatur über Gervinus Bildnis Freunde, Kollegen, Schüler, Bekanntenkreis Nachleben, Rezeption

 

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Letzte Änderung: 01.11.2012