Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
„Viele Studierende kennen die verschiedenen Gremien gar nicht“
Von Till Seemann und Jana Freihöfer
Seit November 2011 gibt es an drei Fakultäten der Ruperto Carola ein neues Gremium: den Fachrat. Im Interview geben einige Fachratsmitglieder – Prof. Dr. Barbara Mittler (Sinologie; Foto: Oliver Fink), Dr. Dina Faltings (Ägyptologie), Anna-Lena Schubert (Psychologie), Andrea Leschik (Klassische Archäologie/AG Fachrat der Fachschaftskonferenz) und Ziad-Emanuel Farag (AG Fachrat der Fachschaftskonferenz) – Einblick in die Arbeit des Gremiums und ziehen eine erste Bilanz. Ihr Fazit: Trotz einiger erforderlicher Verbesserungsmaßnahmen konnte die fachinterne Kommunikation und Mitwirkung aller Statusgruppen bei der Planung des Lehrangebots und der Überarbeitung von Studienordnungen verbessert werden.
Wie ist der Stand der Dinge in Ihren Fächern?
Verbrechen und Verlogenheit der NS-Diktatur überliefert
Von Oliver Fink
Mit der Sprache der Opfer des Nationalsozialismus beschäftigt sich Prof. Dr. Jörg Riecke schon seit Jahren. Im Zuge eines Forschungsvorhabens, das als FRONTIER-Projekt durch die Exzellenzinitiative gefördert wurde, gab der Heidelberger Linguist in Kooperation mit der Gießener Arbeitsstelle Holocaustliteratur die mehrbändige Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt heraus. Ebenfalls für großes Aufsehen sorgt jetzt die Edition der wiederentdeckten Tagebücher des hessischen Justizinspektors Friedrich Kellner (Foto: Wikimedia Commons).
Seine Aufzeichnungen hatte der beim Amtsgericht Laubach tätige Justizinspektor (1885 bis 1970) mit Beginn des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 begonnen. Als Quelle zur Dokumentation des politischen Geschehens dienten ihm neben den Erzählungen von Mitmenschen vor allem Zeitungen, bei deren kritischer Lektüre er manchmal geradezu detektivische Schlüsse zog – etwa indem er die große Zahl der Todesanzeigen für gefallene Soldaten hochrechnete, die in krassem Widerspruch stand zum vermeintlich verlustfreien Waffengang der Wehrmacht, wie ihn die NS-Propaganda zeitgleich verkündete.
Deutsche Volks- und Kirchenlieder gelernt
Von Mirjam Mohr
Albert Friggieris (Foto: Chris Korner) Weg nach Heidelberg begann mit einer Brieffreundschaft. Im Alter von zehn Jahren fing der Junge aus Malta an, Briefe mit einem Jungen aus Österreich zu wechseln. Das gestaltete sich schwierig, da beide die Sprache des anderen nicht verstanden. Albert Friggieris Interesse an der fremden Sprache aber war geweckt; und da es das Schulfach Deutsch damals in Malta noch nicht gab, nutzte er jahrelang jede andere Gelegenheit zum Deutschlernen. Seine Hartnäckigkeit und Beständigkeit führten ihn schließlich nicht nur als Studenten an die Ruperto Carola sondern letztlich in das Amt des Botschafters der Republik Malta.
Doch davor stand erst einmal der steinige Weg des Deutschlernens. Um die Briefe seines österreichischen Freundes wenigstens annähernd verstehen zu können, kaufte sich Albert Friggieri ein kleines Wörterbuch. „Manchmal hat mir auch die deutsche Frau eines Kollegen meines Vaters das Geschriebene übersetzt“, erzählt er. „Ich beschloss schließlich, Privatunterricht in Deutsch zu nehmen.“
„Motorik ABC“ holt die Kinder von der Couch
Verstärkter Medienkonsum, zunehmender Straßenverkehr, Schwund an freien Spielflächen – Bewegungsmangel bei Kindern hat viele Gründe und wird zunehmend zum Problem mit weitreichenden Folgen für die Gesamtentwicklung. Denn frühe Defizite bei der Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit beeinträchtigen nicht nur die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, sie können sich auch negativ gerade auf die Sprachentwicklung auswirken.
Sportwissenschaftler der Universität Heidelberg haben deshalb mit Unterstützung der BASF SE und der Manfred Lautenschläger-Stiftung eine breit angelegte Initiative zur Entwicklungsförderung von Klein- und Vorschulkindern im motorischen und sprachlichen Bereich gestartet. Das Großprojekt „Motorik ABC“ (Foto: Institut für Sport und Sportwissenschaft) soll die motorischen Basisfähigkeiten und die sprachlichen Kompetenzen von Kindern frühzeitig, systematisch und nachhaltig fördern. Zielgruppe sind vor allem Kinder aus bildungsfernen Schichten und Migrantenfamilien.
Wenn zellulärer Stress entsteht
Einen bislang unbekannten Weg zum Abbau beschädigter Zellproteine haben Wissenschaftler des Zentrums für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) entschlüsselt. Proteine werden als lange Ketten von Aminosäuren gebildet, die sich korrekt in eine dreidimensionale Struktur falten müssen, damit sie ihre Funktion erfüllen können. Falsch gefaltete Proteine können, insbesondere wenn sie sich anhäufen, Zellen stark beschädigen und sind beispielsweise verantwortlich für die Entstehung von Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson.
Im Mittelpunkt der Forschungen am ZMBH stand eine spezielle Protease, also ein Enzym, das Bindungen innerhalb von Proteinen spaltet. Diese Protease arbeitet an einem besonderen Ort – in der Zellmembran, in der Reaktionen, die Wasser benötigen, eigentlich nicht ablaufen können. Das Team von Dr. Marius Lemberg konnte zeigen, dass diese ungewöhnliche Protease bereits innerhalb der Membran beschädigte Proteine erkennt und abbaut (Abbildung: ZMBH). Die Forschungsergebnisse wurden als Online-Artikel in „Molecular Cell“ veröffentlicht.
Der Hase als Quantenobjekt
Von Oliver Fink
Eine umfassende Bestandsaufnahme von Kunstprojekten, die seit 1945 vor allem im Zuge von Baumaßnahmen an der Ruperto Carola entstanden sind, ist mit „Kunst auf dem Campus“ im Herbst 2011 erschienen. Das Spektrum der beschriebenen Werke reicht von modernen Lichtinstallationen über Bilder bis zu Plastiken sowohl in der Heidelberger Altstadt als auch auf dem Campus Bergheim und im Neuenheimer Feld. Noch im Kapitel „Projekte in Vorbereitung“ zu finden, mittlerweile aber aufgestellt und eingeweiht ist die Skulptur von Sabrina Hohmann. „Dürer trifft Einstein auf Reisen“ lautet ihr Titel (Foto: Universitätsbauamt).
Entstanden ist das aus zwei Teilen bestehende Skulpturenprojekt für den Neubau des Physikalischen Instituts, das Klaus-Tschira-Gebäude Im Neuenheimer Feld 226. Im Mittelpunkt stehen zwei Tier-Plastiken: Entlang der Magistrale des Gebäudes ist eine sitzende Hasenfigur platziert; auf der angrenzenden Grünfläche steht eine große, gebogene und transparente Scheibe, durch die ein zweiter Hase – einen Haken schlagend – hindurchspringt.