Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Olympische Übersetzungen
„Sotschi 2014 – wir sind dabei“: 13 Studierende der Ruperto Carola sind in der russischen Stadt am Schwarzen Meer vor Ort, wo Athleten aus aller Welt bei den Olympischen Winterspielen jetzt im Februar und bei den Paralympics im März um Medaillen kämpfen (Foto: privat). Als Zuschauer können die Heidelberger Studentinnen und Studenten, die allesamt über besondere Sprachkenntnisse verfügen, die Wettkämpfe allerdings nicht verfolgen: Sie sind als freiwillige Helfer im Einsatz, um etwa im medizinischen Bereich als Übersetzer zu wirken.
Die Kontaktaufnahme zum Organisationskomitee der Olympischen und der Paralympischen Spiele liegt fast ein Jahr zurück, wie Anastasia Konovalova berichtet. Als Lehrbeauftragte gibt sie Sprachkurse in der Russischen Abteilung des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen (IÜD), zugleich ist sie dort als Praktika-Koordinatorin tätig. Es war ihre Idee, Hochschüler der Ruperto Carola auf dem Weg nach Sotschi zu unterstützen.
„Da mir das irgendwie peinlich war“
Von Till Seemann
„Das meine ich, wenn ich von meinen Problemen spreche“, sagt Lisa, während sie einen gut und gerne vier Kilogramm schweren Wälzer aus einem der oberen Bücherregale in der Fakultätsbibliothek zieht. Man stöbert im Regal, greift ein Buch heraus und trägt es zum Schreibtisch oder zum Kopierer. Für Lisa (Name von der Redaktion geändert) sind schon diese Bewegungen extrem anstrengend. Die Studentin der Universität Heidelberg leidet seit ihrem zweiten Lebensjahr an „juveniler idiopathischer Arthritis“, dem kindlichen Rheuma.
Scheinbar einfache Dinge – wie die Literaturrecherche in der verwinkelten und über mehrere Etagen verteilten Bibliothek oder die kurzen Wege zu Spind und Kopierer – verlangen Lisa viel Energie ab. Ob das Gros ihrer Kommilitonen etwas von der Erkrankung weiß? Unwahrscheinlich, denn die 25-Jährige gehört einer Befragung des Deutschen Studentenwerks (DSW) zufolge zu den 94 Prozent aller durch Behinderung oder chronische Krankheit beeinträchtigten Studierenden, denen man ihre Erkrankung nicht direkt ansieht; wie es etwa bei Rollstuhlfahrern oder sehbehinderten Hochschülern der Fall ist (Symbolbild: Universität). Und fast die Hälfte dieser Studierenden will die Beeinträchtigung unter keinen Umständen preisgeben. Dafür verzichten viele auf Beratungsangebote und mögliche finanzielle Unterstützung.
Primat von Forschung und Lehre
Eine Stellungnahme zur weiteren Entwicklung der Universitätsmedizin Mannheim hat der Wissenschaftsrat jetzt im Januar in Berlin verabschiedet. Darin attestieren die Experten dem Standort mit der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg (Foto: Fakultät) und dem Universitätsklinikum der Quadratestadt eine beachtliche Weiterentwicklung im Bereich der Forschung, die sich besonders in einer eigenständigen thematischen Profilierung der Fakultät zeige. Maßgeblich dazu beigetragen habe die erfolgreiche Kooperation mit den lebenswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen in der Region sowie der Schwesterfakultät in Heidelberg.
Der Wissenschaftsrat empfiehlt, die besondere Situation der Ruperto Carola mit zwei medizinischen Fakultäten künftig noch intensiver für gemeinsame Netzwerkaktivitäten zu nutzen. Mit dem Modellstudiengang MaReCuM sei es gelungen, ein attraktives und erfolgreiches Studienangebot in Mannheim zu etablieren. Der Wissenschaftsrat kritisiert in seiner Stellungnahme aber, dass Forschung und Krankenversorgung in wesentlichen Bereichen nicht die erforderliche institutionalisierte Verbindung aufwiesen. Die Leitungsstrukturen der Mannheimer Universitätsmedizin sind nach Auffassung des Gremiums immer noch geprägt von zwei verschiedenen, rechtlich selbstständigen Trägern ohne klare gemeinsame Zielstellung.
Nicht Cheerleader sondern Defense Back
Von Ute von Figura
„Warum ausgerechnet Football?“ Diese Frage muss Svenja Konowalczyk (Foto: privat) oft beantworten. Als Kind zählten zu ihren Hobbys typische Mädchensportarten: Turnen, Voltigieren, Reiten. Mit Anfang Zwanzig dann landete sie eher zufällig beim Football und nach ersten Hemmungen fand sie Gefallen an dem körperbetonten Sport. Inzwischen hat die studierte Sportwissenschaftlerin bei zwei Weltmeisterschaften mitgespielt und trainiert neuerdings die Mainzer Frauen-Football-Mannschaft „Golden Eagles“. An der Universität Heidelberg arbeitet und promoviert Svenja am Institut für Sport und Sportwissenschaft.
American Football gilt als grober Sport, als typischer Männersport. Dass es eine Frauenliga in Deutschland gibt, wissen nur die wenigsten. Auch wissen viele nicht, wie komplex das Spiel ist, welch ausgeklügelte Taktik hinter jeder Aktion steckt. Genau dieses Spiel „mit Köpfchen“ gefällt Svenja Konowalczyk. Ihr gefällt es aber auch, in den Gegner „reinzugehen“, ihn zu „tackeln“, wie man im Football sagt. Mit 22 Jahren nahm Svenja das erste Mal am Training einer Football-Mannschaft teil. „Damals hat es mich viel Überwindung gekostet, eine andere Spielerin mit voller Wucht anzugreifen“, erinnert sie sich. Nach zwei, drei Ligaspielen sei der Knoten aber geplatzt. „Ich habe meinen Kopf abgeschaltet, bin einfach drauflosgegangen – und plötzlich hat es geklappt.“
Er zog die NS-Verbrecher zur Rechenschaft
Von Mirjam Mohr
Vor 50 Jahren, im Dezember 1963, begann in Frankfurt am Main der erste Auschwitz-Prozess. Die insgesamt sechs Prozesse gegen Mitglieder der Lagermannschaft des Vernichtungslagers spielten eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands und stellten einen Wendepunkt im Umgang mit Straftaten des NS-Regimes dar. Treibende Kraft hinter den Prozessen war der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Foto: CV Films), den Robert Kempner, der Ankläger der Nürnberger Prozesse, als den „größten Botschafter, den die BRD hatte“ bezeichnete. Der wegen seines gesellschaftspolitischen Engagements in der Nachkriegszeit stark angefeindete Jurist studierte in den 1920er-Jahren in Heidelberg Jura.
Geprägt wurde Bauer dabei von den Schriften des großen Heidelberger Rechtswissenschaftlers Gustav Radbruch, dessen Konzept des „Juristen aus Freiheitssinn“ maßgeblich für sein berufliches Handeln wurde. „Fritz Bauer hielt der westdeutschen Wirtschaftswunder-Gesellschaft in der Ära Adenauer den Spiegel vor, in den viele Deutsche nicht gern schauten“, schreibt die Historikerin Irmtrud Wojak in ihrer Biographie. Wie kaum ein anderer trieb der humanistischen Idealen verpflichtete Jurist die Aufarbeitung der NS-Verbrechen voran, die er als unerlässlich für einen demokratischen Neubeginn ansah.
Von einer religiösen Idee getrieben
Am Abend des Ersten Weihnachtstags des Jahres 800 wurde Karl der Große im Petersdom in Rom zum Kaiser gekrönt. Damit stieg er in die Riege der mächtigsten Herrscher der Geschichte auf. Anlässlich seines 1200. Todestags am 28. Januar 2014 wurde vielerorts in Deutschland mit Ausstellungen und Veranstaltungen an den Karolinger erinnert. Prof. Dr. Stefan Weinfurter, Mittelalter-Experte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg und Leiter der „Forschungsstelle Geschichte und kulturelles Erbe“, hat zum Karls-Jubiläum eine umfassende Biographie veröffentlicht.
Heroische Sagengestalt, heiliger Nationalheld und Bildungsmäzen, aber auch grausamer Feldherr, gnadenloser Machtmensch und genusssüchtiger Herrscher – wie um so viele historische Persönlichkeiten ranken sich auch um Karl den Großen zahlreiche, teils widersprüchliche Mythen. Knapp ein halbes Jahrhundert lang, von 768 bis 814, regierte er das Frankenreich. Damit zählt er zu den einflussreichsten Akteuren der europäischen Geschichte. In seiner kürzlich erschienenen Biographie „Karl der Große. Der heilige Barbar“ (Piper; Repro: Universität) nähert sich Weinfurter der vielschichtigen Persönlichkeit des römisch-fränkischen Kaisers.