Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Spezialistin für den Krisenherd Ukraine
Von Mirjam Mohr (Text) und Oliver Fink (Foto)
Manchmal wird Geschichte überraschend aktuell. Das erlebt gerade Tanja Penter, die im vergangenen Herbst die Professur für Osteuropäische Geschichte am Historischen Seminar der Ruperto Carola übernommen hat. Die Expertin für Russland und die Ukraine fühlt sich durch die schweren Unruhen in dieser Region „an eine Rückkehr der Geschichte erinnert, nämlich an das, was 1917 und in den Jahren des Bürgerkriegs in der Ukraine passierte“. Positiv wertet sie das große Interesse der Heidelberger an dem Thema – vor allem der Studierenden, von denen sie generell begeistert ist.
In ihrer Dissertation beschäftigte sich Tanja Penter mit der Geschichte der sozialen und nationalen Bewegungen im Zuge der Russischen Revolution von 1917, in ihrer Habilitation untersuchte sie die Arbeits- und Alltagserfahrungen der Bevölkerung im ukrainischen Donezbecken während des Stalinismus und der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Diese Donbass-Region, in der die Historikerin Zeitzeugen befragte und der sie sich bis heute verbunden fühlt, ist einer der aktuellen Krisenbrennpunkte; und nicht nur deswegen verfolgt sie „geradezu paralysiert“ das Geschehen.
Friedhof der Fischsaurier
Das Zurückweichen des patagonischen Eisfeldes hatte hier etwas Gutes: Es gab 40 nahezu vollständige Skelette von ausgewachsenen Tieren, Jungtieren und Embryos frei. Bei diesen vor zehn Jahren in Chile zufällig entdeckten Versteinerungen von Fischsauriern (Foto: Stinnesbeck) handelt es sich um eine der weltweit bedeutendsten Fossilienfundstellen für marine Reptilien aus der Kreidezeit, die neben der Vielzahl nahezu vollständig erhaltener Ichthyosaurier-Skelette zahlreiche weitere Fossilien umfasst. Das zeigen die Untersuchungen eines deutsch-chilenischen Forscherteams um den Geowissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck von der Universität Heidelberg und den Paläontologen Prof. Dr. Eberhard Frey vom Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe.
Die Wissenschaftler haben erstmals die Funde komplett erfasst und zugleich die Bedingungen rekonstruiert, die zum hervorragenden Erhalt und der ungewöhnlichen Konzentration der Fischsaurier-Leichen geführt haben. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen wurden in der Fachzeitschrift „Geological Society of America Bulletin“ veröffentlicht.
„Finde heraus, was du wirklich willst“
Thomas Roth (Foto: NDR/neuundsachlich) studierte ab 1971 Anglistik und Germanistik an der Universität Heidelberg. Nach einem Volontariat beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart startete er 1984 seine Karriere als Fernseh- und Hörfunkjournalist. Als Spezialist für politische Berichterstattung moderierte er das Magazin „Weltspiegel“ und berichtete als Korrespondent in Kairo über den Golfkrieg. Zwischen 1988 und 2013 leitete Roth die ARD-Studios in Johannesburg, Moskau und New York sowie das Hauptstadtstudio in Berlin. Von 1995 bis 1998 wirkte er zudem als Hörfunkdirektor beim WDR. Größere Bekanntheit erlangte Roth durch sein „Russisches Tagebuch“, ein filmisches Porträt der russischen Gesellschaft, Kultur und Politik. Für seine journalistische Berichterstattung wurde er unter anderem mit dem „Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis“ für besondere Verdienste um die deutsch-russische Verständigung ausgezeichnet. Seit August 2013 ist Thomas Roth „Erster Moderator“ der ARD-„Tagesthemen“. Uni-Redakteurin Mirjam Mohr interviewte den Journalisten:
Herr Roth, Sie haben in Heidelberg Anglistik und Germanistik studiert – hatten Sie denn zu Studienbeginn schon Ihren jetzigen Beruf vor Augen, oder hatten Sie andere Gründe für die Wahl Ihrer Studienfächer?
HULC – Grün überrascht
Wie verstehen, produzieren und lernen Menschen Sprache – und wie kann man die dabei ablaufenden kognitiven Prozesse erforschen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Sprachwissenschaftler der Ruperto Carola im 2011 gegründeten Heidelberg University Language and Cognition Lab (HULC Lab). Die Einrichtung, in der die Wissenschaftler mit Probanden arbeiten, ist ein Kooperationsprojekt des Instituts für Deutsch als Fremdsprachenphilologie und des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen.
Die Aufgabe klingt zunächst einfach: „Sie sehen Wörter, die in verschiedenen Farben geschrieben sind. Benennen Sie so schnell wie möglich bei jedem Wort die Schriftfarbe!“ Man liest das in grüner Farbe geschriebene Wort „schwarz“ und schon liegt einem „schwarz“ auf der Zunge, erst nach kurzem Stocken folgt die richtige Antwort „grün“. Das Gleiche passiert bei den übrigen Wörtern, denn bei allen handelt es sich um Farbbezeichnungen, die fast immer in einer anderen Farbe geschrieben sind – und jedes Mal muss man sich konzentrieren, um die vermeintlich so simple Aufgabe richtig zu lösen (Bild: HULC Lab).
Vier Zusagen und 40 Millionen Euro
Gleich mit vier Anträgen für die Förderung großer Forschungsverbünde ist die Universität Heidelberg in der aktuellen Bewilligungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich gewesen (Symbolbild: Universität). Danach erhält die Ruperto Carola in der Heidelberger Medizin zwei neue Sonderforschungsbereiche, die sich den Themen „Reaktive Metabolite als Ursache diabetischer Folgeschäden“ (SFB 1118) und „Integrative Analyse der Replikation und Ausbreitung pathogener Erreger“ (SFB 1129) widmen.
In einer zweiten Förderperiode wird der bestehende Sonderforschungsbereich „Selbsterneuerung und Differenzierung von Stammzellen“ (SFB 873) seine Arbeit fortsetzen. Ebenfalls verlängert wird der Sonderforschungsbereich/Transregio „Das Dunkle Universum“ (SFB/TRR 33), in dem Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg, Bonn und München zusammenarbeiten; mit der jetzt bewilligten dritten Förderperiode wird er die Höchstdauer von zwölf Jahren erreichen. Für alle vier Verbünde stellt die DFG Fördermittel von mehr als 40 Millionen Euro zur Verfügung. Darüber hinaus sind Wissenschaftler der Ruperto Carola an zwei weiteren Forschungsverbünden beteiligt – einer wurde neu bewilligt, der andere verlängert.
Von den Nazis enthauptet: Der aufrechte Philipp Schaeffer
Von Till Seemann
Seit mehr als 60 Jahren trägt eine städtische Bibliothek in der Berliner Brunnenstraße den Namen Philipp Schaeffer. Das Leben ihres Namensgebers währte nur 48 Jahre. Von den Nationalsozialisten wegen Hochverrats verurteilt, starb der Heidelberger Alumnus Philipp Schaeffer 1943 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee durch das Fallbeil. Er gilt als der erste Doktorand des Sinologischen Instituts der Ruperto Carola (Repro: Universitätsarchiv/Robert Herbst).
Geboren wird Philipp Schaeffer 1894 in Königsberg. Kurz darauf zieht die deutsche Offiziersfamilie nach St. Petersburg, wo Schaeffer 1913 ein Studium der Orientalistik aufnimmt. Der Kriegsbeginn macht den Studienplänen einen Strich durch die Rechnung: Als „feindliche Ausländer“ werden Vater und Sohn im nordrussischen Archangelsk interniert. Nach dem Krieg schließt sich Philipp Schaeffer den Freikorpskämpfern im Baltikum an. Als die Sache der „Weißen“ verloren ist, geht Schaeffer nach Deutschland, wo er sein Studium ab 1920 in Heidelberg fortsetzt. Promoviert wird er 1923 mit einer Arbeit über den Buddhisten Nagarjunas und dessen „60 Sätze des Negativismus“. Zu seinen Heidelberger Bekanntschaften zählt auch Netty Reiling, die später als Schriftstellerin Anna Seghers Berühmtheit erlangt.