Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Vielsagende Stummfilme
Von Mirjam Mohr
Es waren drei ungewöhnliche Filme, die unter den Titeln „The Shore“, „The Gift Box“ (Foto: privat) und „Crossroad“ vor rund 250 begeisterten und überwiegend jungen Zuschauern im Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) in Heidelberg gezeigt wurden: Über die Leinwand flimmerten Filmszenen in Schwarz-Weiß, die sich mit Untertitel-Tafeln auf Chinesisch und Deutsch abwechselten. Im Stil entsprachen die Filme chinesischen Stummfilmen der 1920er- und 1930er-Jahre – gedreht wurden sie aber im Jahr 2016 von Heidelberger Studierenden.
Anlässlich der „Golden Chopstick Film Gala“ im DAI wurden diese Filme von einer Jury aus Lehrenden der Ruperto Carola in verschiedenen Kategorien präsentiert und ausgezeichnet. Das Ganze war das Ergebnis eines ungewöhnlichen Lehrangebots am Heidelberg Centre for Transcultural Studies, das der Humboldt-Gastwissenschaftler Prof. Paul Pickowicz von der University of California im US-amerikanischen San Diego ins Leben gerufen hat, der als führender Wissenschaftler auf dem Gebiet der modernen chinesischen Geschichte gilt. Gemeinsam mit Liying Sun, wissenschaftliche Assistentin am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg, veranstaltete er im Sommersemester erstmals an einer deutschen Hochschule das Seminar „Chinese Silent Cinema 1920–1935“, das Pickowicz außer in San Diego bereits zweimal in China und einmal in Großbritannien angeboten hatte.
Action im Hörsaal
Von Oliver Fink
In der Neuen Universität in der Heidelberger Altstadt finden nicht nur Vorlesungen und Vortragsveranstaltungen verschiedener Fächer statt. Regelmäßig werden die Hörsäle 13 (Foto: Universität/Altenkirch) und 15 mittwochs ab 19 Uhr zum Kino umfunktioniert: Jedes Semester präsentiert hier eine Gruppe Heidelberger Studierender ein abwechslungsreiches Programm, dessen Spektrum von Hollywood-Blockbustern über Liebeskomödien bis zu Independent-Filmen reicht. Kult geworden ist dabei die Vorführung der „Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann (1944), die alljährlich in der Weihnachtszeit knapp 400 Zuschauer in den Saal lockt.
„Im Grunde sind wir ein unabhängiges Kino und können frei entscheiden. Zugleich sind wir aber auch Teil des bundesweiten Netzwerks ‚Unifilm‘, das uns in erster Linie bei rechtlichen Fragen unterstützt und sich auch um die Filmlizenzen kümmert“, erläutert die Medizinstudentin Siv-Ann Husmann, die bereits seit rund zwei Jahren als mittlerweile dienstälteste Mitarbeiterin im Heidelberger „UniKino“-Team mitwirkt. Gezeigt werden die Filme per Beamer auf Großleinwand, um – „trotz härterer Sitzplätze“ – für echtes Kino-Gefühl zu sorgen. Welche Filme das Publikum zu sehen bekommt, wird gemeinsam entschieden.
Wikipedia-Beitrag statt Hausarbeit
Von Oliver Fink
Zu den üblichen Leistungsnachweisen an der Universität gehört die Hausarbeit, mit der das wissenschaftliche Schreiben geübt werden soll. In einem Seminar an der Universität Heidelberg wurde nun eine Alternative erprobt: Statt der klassischen Hausarbeit konnten die Studierenden einen Artikel für die Online-Enzyklopädie Wikipedia (Foto: Fink) verfassen.
„(Schreib-)Maschinen und Gesellschaft: Philosophische und soziologische Perspektiven auf ‚Neue Medien‘ und ihre Technik“ lautete das Thema des Seminars, das Philosophiedozent Christian Vater gemeinsam mit Friederike Elias vom Institut für Soziologie im vergangenen Wintersemester angeboten hatte. In einer dazugehörigen AG wurden die Studierenden im Umgang mit der Wikipedia und ihren Spielregeln geschult. Unterstützung erhielten die beiden Dozenten von dem Heidelberger Geschichtsstudenten und erfahrenen Wikipedianer Heiko Fischer: „Die Mitarbeit bei Wikipedia hat mich bereits vor dem Studium mit wissenschaftlichen Schreibtechniken vertraut gemacht. Dass auch an der Uni Heidelberg jetzt eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Online-Enzyklopädie begonnen hat, begrüße ich sehr.“
Empfehlung für den Nobelpreis
Den mit 250 000 Dollar dotierten Lasker~DeBakey-Preis für klinisch-medizinische Forschung hat Prof. Dr. Ralf Bartenschlager (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg) erhalten, Virologe und Krebsforscher an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Ruperto Carola, am Universitätsklinikum und am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Der Lasker-Preis, den die New Yorker Lasker Foundation jährlich in drei Kategorien vergibt, ist die höchste medizinisch-wissenschaftliche Auszeichnung in den USA. Viele Preisträger haben später den Medizin-Nobelpreis erhalten. Bartenschlager war es mit seiner Arbeitsgruppe erstmals gelungen, das Hepatitis C-Virus im Labor zu vermehren. Damit schuf er die wesentliche Voraussetzung dafür, zielgerichtete Medikamente gegen das Virus zu entwickeln. Ralf Bartenschlager ist erst der dritte deutsche Forscher, der den Lasker~DeBakey Award für klinisch-medizinische Forschung erhielt.
„Ich freue mich außerordentlich und bin zutiefst dankbar für die Auszeichnung“, sagte er in seiner ersten Stellungnahme, „vor allem danke ich auch meinen Mitarbeitern und Kollegen, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, diese erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeiten zum Hepatitis C-Virus zu leisten.“ Gleichzeitig gab der Geehrte zu bedenken: „Der Preis spornt uns dazu an, diesen tückischen Krankheitserreger weiter zu erforschen. Wenn man die weltweite Verbreitung des Virus bedenkt, wird klar, dass es noch lange nicht besiegt ist. Es fehlt nach wie vor ein Impfstoff, der vor der Infektion schützt; und viel zu viele Menschen sind ohne es zu wissen mit dem Hepatitis C-Virus infiziert.“ Bartenschlager bekam den Preis gemeinsam mit Charles Rice (Rockefeller University, New York, USA) und Michael Sofia (Arbutus Biopharma, USA).
Astronom lehrt irdische Achtsamkeit
Von Ute von Figura (Text und Foto)
„Schließe deine Augen, nimm eine aufrechte und entspannte Haltung ein und spüre achtsam deinen Atem: das Heben der Bauchdecke beim Einatmen, das sanfte Senken beim Ausatmen.“ Mit ruhiger, besonnener Stimme leitet Reinhard Mundt, pensionierter Professor der Ruperto Carola, den Achtsamkeits-Abend im Buddhistischen Meditationszentrum an. Jeden Donnerstag treffen sich hier im Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim Männer und Frauen aller Altersstufen in der Gruppe „Achtsamkeit und Meditation“. Gemeinsam ist ihnen der Wunsch nach innerer Ruhe und Gelassenheit, nach einem entspannten Umgang mit den eigenen Gefühlen und nach mehr Zufriedenheit.
Bloßes Stillsitzen und das Beobachten des Atems sollen derart wirkmächtig sein? „Ja“, bekräftigt Reinhard Mundt, „die aus dem Buddhismus entlehnten Techniken können uns helfen, ausgeglichener und glücklicher zu werden.“ Der Wissenschaftler spricht aus eigener Erfahrung: 2007, aus einer persönlich belastenden Situation heraus, begann er, sich mit den Lehren der Achtsamkeit zu beschäftigen; seit nunmehr über fünf Jahren leitet er selbst Meditationsabende. Als „klugen Egoismus“ bezeichnet er das: „Wenn man etwas lehrt, lernt man persönlich am meisten.“ Allerdings handle es sich bei den Techniken der Meditation mitnichten um bloßes Stillsitzen, vielmehr gehe es um das absichtsvolle Praktizieren achtsamer Konzentration – und das erfordere eine gehörige Portion Disziplin.
Die Katastrophe blieb bislang aus
Für eine vulkanische Supereruption mit katastrophalen Folgen hätten die Magma-Ansammlungen ausgereicht, die sich in den Anden gebildet hatten – sie sind jedoch nicht zum Ausbruch gekommen. Derartige Ausbrüche, bei denen enorme Mengen an Magma ausgeworfen werden, stellen die größten vulkanischen Ereignisse auf der Erde dar. Forscher des Instituts für Geowissenschaften der Universität Heidelberg fanden gemeinsam mit Kollegen aus den USA heraus, dass sich in der Altiplano-Puna-Region (Bild: Landsat 8, U.S. Geological Survey) seit der letzten Supereruption vor etwa 2,9 Millionen Jahren kontinuierlich ein Magmavolumen von supervulkanischen Dimensionen gebildet hatte.
Diese Magmen gelangten aber nicht in einer katastrophalen Eruption an die Oberfläche sondern erstarrten durch langsame Abkühlung als so genannte plutonische Gesteine in der Tiefe. „In einer supervulkanischen Eruption werden mehr als 1000 Kubikkilometer große Mengen an Magma ausgespien, das sich zuvor in oberflächennahen Reservoiren angesammelt hat“, erläutert Prof. Dr. Axel Schmitt vom Institut für Geowissenschaften: „Diese Speicher werden wiederum aus tieferen Stockwerken in der Erdkruste und dem darunterliegenden Erdmantel gespeist. Während der Eruption brechen die überlagernden Gesteinsschichten in die entleerte Magmakammer ein, wobei sich Kessel, Calderen genannt, mit Durchmessern von bis zu 100 Kilometern bilden können.“