Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Studentische Studie
Von Eva Maria Wellnitz
„Das Projekt ist einzigartig, denn bisher ist in Deutschland noch nie eine Studie komplett selbstständig von Studierenden vorgenommen worden“, sagt Laura Pohl, die im fünften Semester Medizin an der Ruperto Carola studiert, bis zum Ersten Staatsexamen an der Mannheimer Fakultät, jetzt an der Medizinischen Fakultät in Heidelberg. Zusammen mit ihrer Kommilitonin Julia Gsenger ist sie in Mannheim als „Local Lead“ für die sogenannte PATRONUS-Studie (Multizentrische prospektive Kohortenstudie über Patient-reported Outcomes und Komplikationen nach onkologischen abdominellen Eingriffen) zuständig. Seit Anfang Februar schon erhebt ein Team von Studierenden eigenständig Daten im Zuge dieser klinischen Untersuchung (Foto: SIGMA).
PATRONUS ist eine nicht-interventionelle Beobachtungsstudie mit Patienten, die sich aufgrund einer Krebs-Diagnose einem chirurgischen Eingriff des Bauchraums unterziehen mussten. Die Untersuchung soll Aufschluss über mögliche postoperative Komplikationsraten geben. An der multizentrischen Studie sind neben den Medizinstudierenden aus Mannheim Hochschüler von weiteren 16 Universitätsklinika beteiligt. Die Studierenden in Mannheim werden von Privatdozent Dr. Florian Herrle angeleitet, Oberarzt an der Chirurgischen Klinik der Universitätsmedizin.
„Hat mir neues Selbstvertrauen gegeben“
Besonders leistungsstarke und engagierte Hochschüler fördert das sogenannte Deutschlandstipendium unabhängig von Nationalität und Einkommen mit 300 Euro im Monat – zunächst in der Regel für zwei Semester. Studierende der Universität Heidelberg können sich noch bis zum 31. August für ein solches Stipendium zum kommenden Wintersemester bewerben. Die Bewerbungen müssen sowohl online als auch schriftlich an die Ruperto Carola gerichtet werden. Finanziert wird das Deutschlandstipendium je zur Hälfte von privaten Förderern und vom Bund. Neben Unternehmen und Stiftungen gibt es auch immer mehr Privatpersonen, die sich zu einer Unterstützung junger Talente an der Universität Heidelberg entschließen. Dass dies eine bereichernde Erfahrung für beide Seiten sein kann, davon erzählen Förderin Dr. Elke Lang-Becker und die von ihr unterstützte Stipendiatin Melanie Haab, die Europäische Kunstgeschichte studiert, hier im Interview (Foto: privat):
Frau Lang-Becker, Sie haben eine äußerst enge Bindung zur Universität Heidelberg. Wie kamen Sie dazu, sich im Rahmen des Deutschlandstipendiums zu engagieren?
Eismond befeuert die Suche nach außerirdischem Leben
Enceladus gilt als eines der vielversprechendsten Objekte in unserem Sonnensystem, um nach außerirdischem Leben zu suchen. Denn unter seiner mächtigen Eiskruste verbirgt der Saturnmond einen globalen Ozean aus flüssigem Wasser. In Spalten der Eiskruste reicht der Wasserspiegel bis auf wenige hundert Meter an die Oberfläche des Satelliten heran. Eisteilchen schießen von dort ins All in Form von mehreren hundert Kilometer großen Eisfontänen, die vermutlich mit warmen Hydrothermalsystemen im Kern des Mondes in Verbindung stehen. Ein Detektor der Raumsonde Cassini hat von Enceladus ins All geschleuderte Eisteilchen aufgespürt (Grafik: ESA), die organische Substanzen in hohen Konzentrationen enthalten mit typischen Strukturen von sehr komplexen makromolekularen Verbindungen, besagt eine neue Studie.
„Dies ist der erste Nachweis großer organischer Moleküle einer außerirdischen Wasserwelt. Sie können nur durch ebenfalls komplexe chemische Prozesse erzeugt werden“, so der Planetologe PD Dr. Frank Postberg, der Wissenschaftler am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg und Leiter der besagten Studie ist. Veröffentlicht wurden die entsprechenden Forschungsergebnisse in der Fachzeitschrift „Nature“.
Plattensammlung mit 25 000 Exemplaren
Von Oliver Fink
Astronomen nutzen seit dem 19. Jahrhundert die Fotografie zur Himmelsbeobachtung. Zu den Pionieren in diesem Bereich zählt der Heidelberger Max Wolf (1863 bis 1932). Seine Aufnahmen bilden den Grundstock der historischen Fotoplattensammlung der Landessternwarte Königstuhl, die zum Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) gehört. Die rund 25 000 Exemplare umfassende Sammlung enthält auf Glasplatten gebannte Fotografien, die von Heidelberger Wissenschaftlern bei ihren Beobachtungen mit verschiedenen Teleskopen (Foto: Universität Heidelberg) angefertigt wurden. Die erste Platte stammt aus dem Jahr 1887. Die letzten Aufnahmen entstanden rund 100 Jahre später bei Positionsbestimmungen verschiedener Kometen. Der Vorteil der großformatigen, allerdings auch bruchempfindlichen Platten bestand darin, sehr große Himmelsfelder detailreich abbilden zu können. Heutzutage kommen in der Astrofotografie indes – wie in anderen Bereichen auch – digitale Verfahren zum Einsatz.
Apropos digital: Im Oktober 2005 wurde mit Förderung der „Klaus Tschira Stiftung“ und in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Heidelberg eine Digitalisierung der Glasplatten und der Beobachtungsjournale gestartet, die mittlerweile abgeschlossen ist. Die Scans sind seitdem auch online frei verfügbar und werden in einer GAVO-Datenbank (German Astrophysical Virtual Observatory) am Astronomischen Rechen-Institut in Heidelberg bereitgestellt. „Diese Maßnahme war nicht zuletzt deshalb so wichtig, weil Bildinformationen durch die langsame Oxidation der fotografischen Schicht drohten schleichend verloren zu gehen“, betont der Sammlungsbeauftragte Dr. Holger Mandel.
Bauprojekte für 500 Millionen Euro
Von Ute Müller-Detert
Welche Herausforderungen und Besonderheiten sich mit dem „Bauen für die Wissenschaft“ ergeben, weiß Alexander Matt (Foto: Benjamin), der an der Ruperto Carola das Dezernat „Planung, Bau und Sicherheit“ leitet. Das Dezernat koordiniert die mittel- und langfristige Standortentwicklungs- und Bauplanung der Universität und bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen, das auch den Betrieb der universitären Areale, das Energie- und Flächenmanagement sowie die Arbeitssicherheit umfasst. Ein Interview über Zukunftsvisionen und bürokratische Hemmnisse:
Herr Matt, der Rektor hat kritisiert, dass die Verwaltungswege, Genehmigungsverfahren und Strukturen für Bau- und Sanierungsvorhaben in der Wissenschaft im Land Baden-Württemberg „wie in kaum einem anderen Bundesland ohne Not verkompliziert, extrem bürokratisiert und langwierig“ seien. Er bezieht sich dabei auch auf den Bericht einer unabhängigen Expertenkommission. Was genau verbirgt sich hinter dieser Kritik?
Aufgestockt für die Kleinen
Alle Patienten kommen durch eine Tür. Dieses Ziel ist jetzt am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg erreicht: Im Juni wurde feierlich die Einweihung des Erweiterungstrakts der Kinderklinik (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg) begangen. Dank der Finanzierung von Baukosten und Erstausstattung durch die „Dietmar Hopp Stiftung“, die zwölf Millionen Euro gab, ist ein integriertes Zentrum für konservative und operative Kindermedizin in modernen Räumen entstanden. Die Kinderchirurgie, bislang noch in der Chirurgischen Klinik untergebracht, wird bis Ende des Jahres in die Kinderklinik umziehen und die Kinderneurochirurgen können, zusätzlich zur Kopfklinik, spezielle Eingriffe ebenso in den Operations-Sälen der Kinderklinik vornehmen. Auch die Kapazitäten der Kinderkardiologie wurden ausgebaut. Möglich wurde dies durch eine Aufstockung des Funktionsgebäudes und eine Aufrüstung der OP-Säle.
„Ich freue mich sehr, den Schlüssel für die neuen Räume an die Kinderklinik übergeben zu können“, sagte Stifter Dietmar Hopp bei der Einweihung: „Gerade für kleine Patienten und ihre Familien sind kurze Wege in einer Klinik wichtig. Ein modernes Arbeitsumfeld trägt dazu bei, dass kompetente Ärzte und Pfleger verschiedener Fachrichtungen erfolgreich ihre Schützlinge betreuen können. Dies unterstütze ich sehr gerne mit meiner Stiftung.“
Rechtshistorikerin und Frauenrechtlerin
Von Jana Gutendorf
Während die Namen Max und Alfred Weber in Wissenschaft und Gesellschaft allgemein bekannt sind, dürfte der Name Marianne Weber nur wenigen Experten geläufig sein. Dabei stand die Frau des Soziologen Max Weber keinesfalls im Schatten ihres Mannes. Im Gegenteil: Zu ihren Lebzeiten machte sich Marianne Weber (Repro: Universitätsarchiv Heidelberg) einen Namen als Rechtshistorikerin, Frauenrechtlerin und Politikerin. Damit beeinflusste sie nicht nur den Geist der Stadt Heidelberg, in der sie lebte, sondern auch den der Ruperto Carola, deren Ehrendoktorwürde sie trug.
Geboren wird Marianne Weber im Jahr 1870 als Marianne Schnitger in Oerlinghausen bei Bielefeld. Nach dem frühen Tod der Mutter, der wohl auch Ursache für eine psychische Erkrankung des Vaters ist, wächst Marianne bei ihrer Großmutter und Tante in Lemgo auf. 1882 geht sie nach Berlin, um sich zur Zeichnerin ausbilden zu lassen. Hier trifft sie im Hause ihrer Verwandten erstmals auf Max Weber, den sie bereits ein Jahr nach der ersten Begegnung heiratet und fortan an seine akademischen Wirkungsstätten begleitet. So zieht das Paar 1894 nach Freiburg und drei Jahre später nach Heidelberg, wo Max Weber auf Professuren für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft berufen wird.