Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Eine der ganz großen Doktorandenschmieden
Von Ute Müller-Detert und Oliver Fink
Maßnahmen zur Qualitätssicherung im Promotionsverfahren sind ein zentrales Thema des neuen Landeshochschulgesetzes (LHG), das Ende März vom baden-württembergischen Landtag verabschiedet wurde. An der Ruperto Carola haben Qualitätssicherung und -entwicklung in der Doktorandenausbildung schon länger einen hohen Stellenwert (Foto: Roodini/photocase.com). Und im Zuge des universitätsweiten Qualitätsmanagementsystems „heiQUALITY“ wird das Thema Nachwuchsförderung in den kommenden Monaten in den Mittelpunkt rücken und damit nochmals an Bedeutung gewinnen. Für Kritik an der LHG-Novelle sorgen neue Regelungen, mit denen das alleinige Promotionsrecht der Universitäten zugunsten einer Experimentierklausel für die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften aufgehoben wurde.
„An der Universität Heidelberg sind Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung permanente Bestandteile des Wissenschaftsprozesses; sie wurden nicht erst mit ihrer Verankerung im Landeshochschulgesetz oder mit der Bologna-Reform eingeführt“, sagt Prof. Dr. Óscar Loureda, der als Prorektor für diesen Bereich in der Universitätsleitung verantwortlich ist. In „heiQUALITY“, das für alle universitären Leistungsbereiche implementiert wird, stellt das Thema Nachwuchsförderung neben Studium und Lehre, Forschung und Administration ein eigenes Aufgabengebiet dar. Gemeinsam mit dem Council for Graduate Studies sollen im Zusammenwirken mit den Fakultäten und der Graduiertenakademie die hohen Standards der Doktorandenausbildung und die Bedingungen für die Doktoranden weiter verbessert werden.
Ballonflug mit Biomodulen
Von Till Seemann
Im Nirgendwo des skandinavischen Nordens erhob sich Anfang Oktober vergangenen Jahres ein Stratosphären-Ballon in den Himmel. Mit an Bord: „FLASH – Fluid Lab in the Stratosphere“, ein Forschungsprojekt aus Heidelberg, in das eine Gruppe Physikstudierender (Foto: privat) nicht nur menschliche Zellen sondern auch viel Zeit gesteckt hatte. Der Ballonflug zählte zum „REXUS/BEXUS“-Programm, das unter anderem vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR und der Europäischen Weltraumbehörde ESA organisiert wird. Es bietet Studierenden die Möglichkeit, wissenschaftliche und technische Experimente auf Raketen und Ballonen unter speziellen Bedingungen umzusetzen, zum Beispiel unter dem Einfluss von Weltraumstrahlung oder in reduzierter Schwerkraft.
Die Studierenden sollen dabei den Ablauf eines Raumfahrtprojekts kennenlernen, das mit der Idee und Planung beginnt und mit der Veröffentlichung der Ergebnisse endet. Dazwischen entwerfen, bauen und testen sie ihre Experimentausrüstung, begleiten aktiv die Startkampagne im schwedischen Esrange, nehmen Versuche während des Flugs vor und werten die gewonnenen Daten aus. Der Fortschritt des „Balloon Experiment for University Students“ BEXUS wird regelmäßig in Projekt-Reviews überprüft.
„Werbeträger für die Idee der Volluniversität“
Von Oliver Fink
Zum begonnenen Sommersemester wurde die Leitung des Marsilius-Kollegs (Grafik: Designbüro Waldpark) in neue Hände gelegt: Auf die beiden Gründungsdirektoren, den Soziologen Wolfgang Schluchter und den Virologen Hans-Georg Kräusslich, folgen der Biologe Thomas Rausch und der Historiker Bernd Schneidmüller. Prof. Dr. Thomas Rausch (Jahrgang 1953) lehrt und forscht am Centre for Organismal Studies Heidelberg; zwischen 2010 und 2013 wirkte er an der Ruperto Carola als Prorektor für Forschung. Der Mediävist Prof. Dr. Bernd Schneidmüller (Jahrgang 1954) war als Fellow bereits 2009/2010 Teil des Marsilius-Kollegs. Was in den kommenden Monaten zu tun sein wird und wie es nach 2017 mit diesem „Institute of Advanced Study“ weitergehen könnte, erklären die beiden Wissenschaftler hier im Interview:
Worin bestehen die Aufgaben der Direktoren am Marsilius-Kolleg?
Mit dem Paketdienst in der Zelle zum Leibniz-Preis
Von Mirjam Mohr
Sie wuchs mit zwei älteren Brüdern auf einem bayerischen Bauernhof auf, besuchte ein katholisches Mädchengymnasium mit musischem Schwerpunkt, hätte nach dem Abitur auch ein Sinologie-Studium spannend gefunden und entschied sich dann doch für Lebensmittelchemie. Heute gehört Irmgard Sinning (Foto: DFG), Professorin am Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg (BZH), zu den Besten ihres Fachs. Im März erhielt sie in Berlin den Leibniz-Preis 2014 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und damit den wichtigsten Forschungsförderpreis Deutschlands.
„Ich arbeite problemorientiert: Ich habe eine Fragestellung, die mich interessiert – und dann eigne ich mir entweder die Techniken, die ich zur Problemlösung brauche, selbst an, oder ich arbeite mit Leuten zusammen, die das besser oder schneller können.“ So pragmatisch und teamorientiert beschreibt Irmgard Sinning ihre Arbeitsweise, die sie in die erste Liga der deutschen Wissenschaftler geführt hat. In ihrem Büro hängt das bekannte „We Can Do It!“-Poster aus den 1940er-Jahren, das eine entschlossen blickende Frau mit hochgekrempelten Ärmeln unter dem Slogan zeigt – die Forscherin hat es vor Jahren von einem ihrer Postdocs geschenkt bekommen, der fand, dass es sehr gut zu ihr und ihrem Team passe.
50 Billionen Jahre lang aufgetaut
Hat das Universum als heißer Urknall begonnen oder taut es aus einem extrem kalten und fast statischen Zustand langsam auf? Prof. Dr. Christof Wetterich (Foto: privat), Physiker an der Universität Heidelberg, hat einen theoretischen Ansatz entwickelt, der das seit fast 100 Jahren gängige Standardmodell der kosmischen Expansion durch ein alternatives Bild ergänzt. Die Urexplosion hat demnach nicht vor 13,8 Milliarden Jahren stattgefunden – der „Beginn des Universums“ dehnt sich vielmehr über einen unendlich langen Zeitraum in der Vergangenheit aus. Dabei nimmt die Masse aller Teilchen stetig zu. Statt zu expandieren, schrumpft das Universum über ausgedehnte Zeitabschnitte, wie der Heidelberger Wissenschaftler erklärt.
Den „Beginn des Universums“ beschreiben Kosmologen zumeist als Urknall. Je näher man zeitlich an den Urknall heranrückt, desto stärker krümmt sich die Geometrie von Raum und Zeit. Physiker nennen dies eine Singularität – der Begriff bezeichnet Gegebenheiten, deren physikalische Gesetze nicht definiert sind. Im Fall des Urknalls wird die Krümmung der Raumzeit unendlich groß. Kurz nach dem Urknall war das Universum extrem heiß und dicht.
„Blauer Heinrich“ in vielen Farben
Von Tina Schäfer
Umfassende Einblicke in alle Aspekte der Krankheit bietet das Museum des Deutschen Tuberkulose-Archivs. Die dazugehörige Sammlung, die seit 2011 an der Ruperto Carola angesiedelt ist, gehört zur Thoraxklinik des Universitätsklinikums (Foto: Fink). Zurzeit, im April, präsentiert sich die Schau als „Sammlung des Monats“ im Foyer der Universitätsbibliothek. Die „Sammlung des Monats“ ist ein Ausstellungsformat, das seit Januar vergangenen Jahres in zwei Vitrinen im Bibliotheksfoyer die Museen und Sammlungen der Ruperto Carola im monatlichen Wechsel durch ausgewählte Objekte vorstellt – und so auf die Vielfalt der Exponate an der Universität aufmerksam machen und Neugier auf weitere Einblicke wecken will. Organisiert wird die Reihe vom Arbeitskreis der Museen und Sammlungen.
Im Zentrum der Ausstellung des Museums des Deutschen Tuberkulose-Archivs stehen die Entstehung, Verbreitung und Bekämpfung der Erkrankung von früher bis heute. Präparate und Moulagen (Wachsnachbildungen) menschlicher und tierischer Organe verdeutlichen Formen der Tuberkulose, etliche Exponate stellen therapeutische Ansätze auf dem Weg zur modernen Behandlung mit Antibiotika vor, darunter chirurgische Instrumente, Apparate zur künstlichen Herstellung eines Lungenkollaps in der Pneumothoraxtherapie oder Lampen zur Bestrahlung von Hauttuberkulosen.