Donnerstag, 28.11.2024
17:15 | Prof. Dr. Kim Ryholt (University of Copenhagen) |
Neuer Forschungsbau für die Asienwissenschaften
Hier bildet die Universität Heidelberg künftig eine neue Generation von Asienspezialisten aus, welche die wachsenden globalen Herausforderungen umfassend verstehen und erforschen sollen: Auf dem Campus Bergheim entsteht derzeit das Centre for Asian and Transcultural Studies (CATS), ein Areal für Forschung und Lehre, das als „Kollaboratorium“ konzipiert ist und einen Bibliotheks-Neubau umfassen wird, der sich vier Stockwerke tief in den Boden erstreckt (Foto: Rothe).
Zur traditionellen Grundsteinlegung für den Forschungsbau, der in dreijähriger Bauzeit errichtet werden und Gesamtkosten von 27,2 Millionen Euro beanspruchen soll, hatte der „Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg Amt Mannheim und Heidelberg“ Mitte Februar geladen. Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer wohnte dem Festakt genauso bei wie Dr. Gisela Splett, Staatssekretärin im Finanzministerium des Landes, und lobte das Brücken bildende Projekt der Ruperto Carola. Mit dem Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien schaffe die Universität, so Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel, Raum für zwei innovative Arbeitsfelder, die sich im Zuge der Exzellenzinitiative durch das „Zukunftskonzept“ und das Cluster „Asien und Europa“ ausgeprägt haben und nun nachhaltig an der Ruperto Carola verankert würden.
„Psychische Störungen bei Studierenden nehmen nicht zu“
Von Jana Gutendorf
30 Jahre lang leitete der Mediziner und Psychotherapeut Prof. Dr. Rainer M. Holm-Hadulla (Foto: Philipp Rothe) die Psychosoziale Beratungsstelle für Studierende (PBS) und hat in dieser Zeit maßgeblich die konzeptuelle Weiterentwicklung des Beratungsangebots geprägt und sich dabei insbesondere für dessen wissenschaftliche Evaluation eingesetzt. Nun verabschiedet er sich aus dieser Position. Holm-Hadulla (Jahrgang 1951) studierte Medizin und Philosophie an den Universitäten Marburg, Heidelberg und Rom; es folgte die Promotion an der Universität Heidelberg, an der er sich 1996 auch habilitierte. Nach der Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie zum Psychoanalytiker übernahm er 1986 die ärztliche Leitung der Psychosozialen Beratungsstelle. Seit 2002 lehrt Rainer M. Holm-Hadulla zudem als außerplanmäßiger Professor an der Ruperto Carola. Er nahm darüber hinaus Gastprofessuren in Südamerika und China wahr sowie an der Popakademie Mannheim. Wissenschaftlich beschäftigt er sich mit dem Phänomen „Kreativität“ in seinen verschiedenen Erscheinungsformen und hat hierzu bereits zahlreiche Publikationen verfasst.
Professor Holm-Hadulla, wie war die Situation in der Psychosozialen Beratungsstelle, als Sie die Leitung übernahmen?
Einsteins relativ vergessene Ehefrau
Von Jana Gutendorf
Mileva Marić (Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv) war eine der ersten Frauen, die ein Mathematik- und Physikstudium an einer deutschsprachigen Hochschule aufnahmen – und die erste Ehefrau Albert Einsteins. Um ihre Person und ihren Beitrag zu den frühen Schriften ihres Mannes rankt sich bis heute eine Vielzahl von Mythen. Welchen Anteil hatte sie etwa an der Ausarbeitung der Relativitätstheorie? Diese Frage wird seit Beginn der 1990er-Jahre von Wissenschaftlern verschiedener Fachdisziplinen kontrovers diskutiert und eröffnet einen neuen Blick auf das wissenschaftliche Wirken und bewegte Leben der Mileva Marić, die zu ihrer Studienzeit auch in Heidelberg Vorlesungen hörte.
1875 geboren in Titel, einer Kleinstadt im damaligen Österreich-Ungarn, bewies sich Marić früh als eifrige Schülerin und zeigte eine besondere Begabung für naturwissenschaftliche Fächer. Ihr Vater, ein ehemaliger Militär und Grundbesitzer, förderte das Talent seiner Tochter und ermöglichte ihr Zugang zu exzellenten Ausbildungseinrichtungen. So besuchte Mileva Marić auch das Königliche Gymnasium für Jungen in Zagreb, wo sie dank einer Sondergenehmigung als einziges Mädchen am Physikunterricht teilnehmen durfte. Um sich nach ihrer Matura an einer Hochschule weiterbilden zu können, zog sie im Alter von 21 Jahren in die Schweiz, da Frauen in ihrer Heimat nicht zum Studium zugelassen waren.
Stumme Zeugen heftiger Eruptionen
Von Ute von Figura
„Steine haben eine Geschichte, die sie uns erzählen wollen.“ Axel Schmitt (Foto: Oliver Fink), Professor für Isotopengeologie und Petrologie an der Heidelberger Fakultät für Chemie und Geowissenschaften, ist fasziniert von den leblosen Gebilden. Zahlreiche Exemplare finden sich in seinem Büro – auf den Fensterbänken, auf dem Sideboard, auf dem Fußboden. Im Innern der stummen Chronisten verborgen sind Informationen über ihr Alter, ihre Abstammung und über die Umweltbedingungen zum Zeitpunkt ihrer Entstehung und Entwicklung. Mit hochmodernen Methoden versucht Axel Schmitt, diese verschlossenen Botschaften zu entziffern. Im Fokus seiner Forschung: magmatisches Gestein.
Riesige Massen glühend heißer Lava, Lawinen aus Schlamm und Geröll, gewaltige Staub- und Aschewolken, die ganze Landstriche verschlucken – in Vulkanausbrüchen zeigt sich die Urgewalt der Natur. Bei genauer wissenschaftlicher Beobachtung lassen sich diese Ereignisse recht gut vorhersagen mit einer zeitlichen Präzision von wenigen Wochen bis Monaten. Jedoch: Die entsprechenden Messungen sind teuer und aufwändig, wie Axel Schmitt erklärt. Nicht alle der weltweit über 1500 als potenziell aktiv geltenden Vulkane an Land können derart überwacht werden. Woher weiß man also, welcher Vulkan ein ausbruchgefährdeter Kandidat ist und welcher vorerst harmlos? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, rekonstruiert der Geochemiker die Geschichten tief unter der Erde gebildeter magmatischer Minerale.
Germanistik studieren wo schon Goethe gastierte
Um die Geschichte der Germanistik an der Ruperto Carola geht es in einem neuen Buch von Prof. Dr. Jörg Riecke. Ausgehend von den prägenden Persönlichkeiten – vor allem den Hochschullehrern der vergangenen 150 Jahre – zeichnet der Heidelberger Sprachwissenschaftler in dem Band die historische Entwicklung der germanistischen Forschung nach (Repro: Universität Heidelberg). Das zeitliche Spektrum reicht dabei von der „Frühgeschichte“ über die Einrichtung erster Lehrstühle für deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft bis in die 1970er-Jahre.
Die Anfänge der wissenschaftlichen Beschäftigung mit modernen Sprachen und deren Literatur liegen im 19. Jahrhundert. Als erster Neuphilologe an der Universität Heidelberg erhielt der Theologe Anton Sar 1804 eine Professur für französische Sprache. Wie Jörg Riecke betont, waren in dieser Zeit jedoch auch Themen aus der deutschen Sprachgeschichte und Literatur bereits Gegenstand von Lehre und Forschung, nicht zuletzt beeinflusst von den Autoren der Heidelberger Romantik und ihrer Begeisterung für das deutsche Mittelalter. Zu einem akademischen Fach wurde die Germanistik allerdings erst später.
Japan in Schwarzweiß
Während seines mehr als zehnjährigen Aufenthalts als Deutschlektor in Japan hat der spätere Heidelberger Kunsthistoriker Dietrich Seckel (1910 bis 2007) seine damaligen Studenten und Kollegen, aber auch Alltagsszenen, Landschaften und Architektur fotografiert (Bild der Matsumoto-Burg). Nun hat das von ihm an der Ruperto Carola gegründete Institut für Kunstgeschichte Ostasiens zu seinem zehnten Todesjahr fast eintausend Fotografien aus den Jahren 1936 bis 1942 als Online-Archiv frei zugänglich gemacht.
Die Schwarzweiß-Bilder Dietrich Seckels sind zunächst einmal als historische Dokumente äußerst wertvoll: Unter ihnen befinden sich etwa Aufnahmen aus Hiroshima vor der Bombardierung durch die USA im August 1945; auch viele der fotografierten Tempel-, Schrein- und Wohngebäude existieren heute nicht mehr. Darüber hinaus bilden die Fotos als Ganzes zugleich den visuellen Bericht eines Deutschen im Japan der Vor- und Kriegszeit – und der Betrachter erhält damit einen ganz besonderen Einblick in den persönlichen Werdegang des Wissenschaftlers. In ihrer im vergangenen Jahr vorgelegten Master-Arbeit hat die Studentin Anne-Laure Bodin diesen fotografischen Nachlass erstmals ausführlich analysiert und einzelne Aufnahmen in Beziehung zu überlieferten Briefen Seckels aus jener Zeit gesetzt. Die Studie mit dem Titel „Japan durch die Augen eines deutschen Kunsthistorikers gesehen“ ist ebenfalls online frei abrufbar.