Dämonen, Trickster und orixás: Koloniale und post-koloniale Mythopoiesis im brasilianischen Theater
Afrobrasilianische und indigene mythische Personifikationen und Allegorien
Dämonen, Zwitterwesen indigener und christlicher Imagination, bevölkern das koloniale Jesuitentheater Brasiliens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Trickster-Figuren wie der unberechenbare Exu sind wegweisend für ein politisches, post-koloniales schwarzes Theater - die orixás, Gottheiten des Candomblé, sind als mythische Personifikationen von Ambivalenz und Identität Bedeutungsträger auch des zeitgenössischen Theaters. Anhand der eingehenden Analyse dieser Figuren in ihren Bedeutungen und allegorischen Konstellationen sollen folgende Fragen beantwortet werden: Wie ist der Rückgriff auf indigene und afrikanische Mytheme und mythische Figuren im brasilianischen Theater zu begreifen? Wie werden die Personifikationen und Allegorien konstruiert? Wie unterscheiden und wie ähneln sich die Formen und die Rezeption in den Epochen? Die koloniale und post-koloniale Theaterkunst soll anhand ausgewählten Materials miteinander in Bezug gesetzt werden und den transkulturellen Dialog zwischen der christlichen, westlichen Kultur und der indigenen und afrikanischen Einflüsse als epochenübergreifend herausstellen. Überdies soll an der Gegenüberstellung ein rezeptionsästhetischer Ansatz verfolgt werden: Wie wird rezipiert? Warum so? Und wer rezipiert und weist damit der Form der Personifikation und der Allegorie ihre Lesart zu?
Zur Person
Dania Schüürmann M.A.
Vita
Publikationen
- (2009) «Ästhetik eines Widerstandes. Szenarien des Candomblé im mythopoetischen Archiv des ‚schwarzen’ Theaters in Brasilien», in: Anne Ebert, Maria Lidola, Karoline Bahrs und Karoline Noack (Hrgs.) Differenz und Herrschaft in den Amerikas: Repräsentationen des Anderen in der Geschichte und Gegenwart, Bielefeld: Transcript Verlag, S. 105-116.
- (2010) «Repräsentation oder Performanz des Heiligen?», in: Kult_online, Nr. 22, http://kult-online.uni-giessen.de/wps/pgn/home/KULT_online/22-19/
- (2011, im Druck) «Morte Caetana, Fortuna und Frau Welt. Ariano Suassunas „Romance d’a Pedra do Reino“», in: Graphos, Vol. 13, Nr. 1.
- (2012, im Druck) Katalogbeiträge, in: Maria Effinger, Cornelia Logemann & Ulrich Pfisterer (Hrgs.) Götterbilder und Götzendiener. Europas Blick auf fremde Religionen, Heidelberg, Katalog zur Ausstellung.
- (2012, zur Publikation angenommen) «Tupi or not Tupi? Die Dämonen des Anchieta als Personifikationen des Bösen», in: Alexandre Martins und Lara Pamplona (Hrgs.) Studien zur Portugiesischsprachigen Welt. Schriftenreihe des Portugiesisch-Brasilianischen Instituts und des Zentrums Portugiesischsprachige Welt der Universität zur Köln.
- (2012, zur Publikation angenommen) «Betwixt and Between: Dämonen-Trickster im brasilianischen Theater. Zwischen Personifikation und Subjekt», in: Friedemann Kreuder (Hg.) Theater und Subjektkonstitution, Bielefeld: Transcript Verlag.
- (2012, zur Publikation angenommen) «Schwester Tod. Weiblichkeit und Körper in den Poetiken Hilda Hilsts und Clarice Lispectors», in: Cornelia Logemann, Miriam Oesterreich, Julia Rüthemann (Hrgs.) Körper-Ästhetiken. Allegorische Verkörperungen als ästhetisches Prinzip, Bielefeld: Transcript Verlag.
Vorträge
- „Tupi or not Tupi? Die Dämonen des Anchieta als Personifikationen des Bösen“ auf der Lusitanistentagung 2009, München 2.-6.9.2009
- „Das Prinzip Personifikation“ im Forschungskolloquium von Prof. Ligia Chiappini an der FU Berlin, 9.2.2010
- „Betwixt and Between: Dämonen-Trickster im brasilianischen Theater. Zwischen Personifikation und Subjekt“ auf dem 10. Kongress der Gesellschaft für Theaterwissenschaft, Sektion Ästhetische Praxis, Mainz 28.-31.Oktober 2010
- "Novas Vozes da Literatura Brasileira". Literaturwissenschaftlicher Workshop, Lateinamerika-Institut FU Berlin, 9.12.2011