Kaufmannsdiasporas
Kaufmannsdiasporas im östlichen Mittelmeerraum (1250-1450)
Forschungsgruppenleiter: Dr. phil. des. Georg Christ
Die Forschungsgruppe ‘Kaufmannsdiasporas‘ untersucht, inwiefern Kaufmannsdiasporas wie etwa die venezianischen, jüdischen, griechischen oder persischen Gemeinschaften die Grenzen zwischen den Kulturen im östlichen Mittelmeerraum des Spätmittelalters veränderten.
Kaufmannsdiasporas bildeten den Schnittpunkt der Gesellschaften des Mittelmeerraums und wurden vom transkulturellen Handel ebenso beeinflusst wie von kulturellen Antagonismen. Sie konnten nicht nur Mittler zwischen den Kulturen sondern auch deren Vorposten werden, indem sie sprachliche, rechtliche oder ökonomische Hürden permanent überwanden.
Die Gruppe widmet sich der Erforschung dieses Spannungfeldes zwischen verschiedenen Kaufmannsdiasporas und ihren Gastgebern. Wie positionierten sich die Kaufmannsgruppen vor dem Hintergrund der Kreuzzüge zwischen ihren Heimatstädten bzw. -ländern und den Gastländern? Wie waren interne und externe Organisation der Kaufmanns-Diasporas einerseits von transkulturellem Austausch, andererseits von kulturellen Antagonismen geprägt? Schotteten sie sich zur Parallelgesellschaft ab oder gingen sie in die Gesellschaft der Gastgeber auf? Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, moderne wie historische Gesellschaften zu analysieren, die trotz Transkulturalität immer wieder von antagonistischen Kulturbegriffen bedroht sind.
“Union in Separation” ist eine dreitägige internationale Konferenz, die vom Programm Transkulturelle Studien an der Universität Heidelberg ausgerichtet wird. Ihr Fokus liegt auf transkulturellen Diasporas im Mittelmeerraum des Mittelalters sowie insbesondere auf deren Rolle im Handel zwischen spürbar unterschiedlichen Kulturzonen.
Der Begriff “Transkulturalität” ist darauf gerichtet, den hybriden Charakter heutiger Gesellschaften zu bezeichnen und um schließlich darzulegen, dass separate kulturelle Einheiten (definiert als die Menge der Elemente, die die vereinigte Identität einer Gesellschaft charakterisieren) nicht existieren. Doch unabhängig davon, ob von separaten „Kulturen“ gesprochen werden kann, existieren sie in den Köpfen der Menschen. Diese Mentalität, ihr Entstehen und ihr Einfluss auf Gesellschaften ist von Historikern näher zu untersuchen. [...] [Fotos]
Diasporas and Transcultural Agency in the Eastern Mediterranean in the Late Middle Ages and the Early Modern Era Vom 7. bis 10. Mai 2009 versammelten sich sechzehn Geisteswissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen aus ganz Europa in den Räumen des Karl-Jaspers-Center for Advanced Transcultural Studies, um sich einen Überblick über Diasporagruppen im östlichen Mittelmeerraum des Spätmittelalters zu verschaffen und ihre unterschiedlichen theoretischen und methodischen Ansätze der Wirtschafts-, Geschichts-, und Literaturwissenschaften zu erproben. [...] |
Ziel der MMDD ist es, eine Plattform für sämtliche Daten, welche vorher in Karteikartensystemen gelagert wurden, zu schaffen, z.B. prosopografische Daten, Orte, Ereignisse, Literatur und Auszüge, Textquellen und -auszüge, Objekte und Bilder. Das Datenbankprojekt verfügt über ein eingebautes Projektmanagement Werkzeug und interagiert mit Metadatenbanken (Bibliothekskataloge), ein rudimentäres GIS System und mehreren Wikis. [...] |
Forschungsprojekte
I. Trade Embargoes in a Changing World: Formulation - Enforcement - Coping Strategies in Northern Europe and the Eastern Mediterranean (1291-1400)
Dr. phil. des. Georg Christ, Forschungsgruppenleiter
Against the backdrop of the climate change and the demographic crisis of the Late Middle Ages, trade embargos of the Hanseatic league are compared with embargos in the Eastern Mediterranean in the Late Middle Ages. The struggle over the control of trade marked by trad embargos, withdrew merchants from legal spheres of trade and fostered strategies of evasion, e.g. smuggling. Economic, fiscal and military policies and the respective coping mechanisms shall not be understoos as "oppressive" regulations and (often) "criminal" reaction but, rather, as a multi-layered struggle over economic resources in times of change. [...]
II. Profit und Verpflichtung: Handelsvertretung und das Vertrauensproblem im Venezianischen Levantehandel 1350-1450
Franz-Julius Morche, M.Sc., Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Die institutionelle Gestalt von Handelsverhältnissen im mittelalterlichen Fernhandel hat sowohl in der Wirtschaftsgeschichte als auch der Institutionenökonomik erhebliche Beachtung gefunden. Mein Forschungsvorhaben fragt nach den transkulturellen Elementen venezianischer Handelsbeziehungen mit der islamischen Levante im Spätmittelalter. Mit Hilfe von Quellenmaterial, das Handelsbeziehungen zwischen venezianischen und arabischen Kaufleuten dokumentiert, soll ein theoretisches Bezugssystem zu den beobachteten Handelsmustern formuliert werden. Dies ergänzt bereits existierende institutionelle Theorien des unpersönlichen Austausches, die auf monokulturelle Umgebungen begrenzt sind. [...]
III. Latin Rhodes and European Malta: Two Fortress-Islands at the Borders of the Western World
Teresa Satore, M.A., Wissenschaftliche Mitarbeiterin
In this research project I will argue that in present times, as in the medieval period, imaginary but also real fortresses were and are created to defend the European territory and the “Western identity” from an alleged “infidel” threat.
Key issues will be: the clash/encounter between social/religious/ethnic groups in transcultural societies, the emergence of diasporic identities and legal pluralism and yesterday’s and today’s perception of an alleged Islamic menace and its consequences. Interesting analogies and differences emerge by the study, on the one hand, of crusades and medieval diplomatic and unofficial relations between Christians and “infidels”, and, on the other hand, contemporary preventive wars and restrictive migration policies, also under the light of the impact of recent North African revolutions. [...]
IV. Bündnisstrategien spätmittelalterlicher Städte im Vergleich: Konstanz und Stralsund
Sylvie Schwarzwälder
Bündnisse waren für spätmittelalterliche Städte ein entscheidendes Mittel um handelspolitische Vorteile durchzusetzen und um ihre politische Autonomie zu wahren. Das Dissertationsprojekt untersucht städtische Bündnisstrategien im 14. Jahrhundert und fragt besonders danach, wie sich diese in Reaktion auf Veränderungen der ökonomischen, demographischen und politischen Umwelt entwickelten. Von besonderem Interesse sind z. B. die Schutzbündnisse der Städte im Gefolge der verschiedenen europaweit auftretenden Handwerkeraufstände. Die Fragestellung wird anhand zweier Handelsstädte vergleichend analysiert: Der Hansestadt Stralsund und der Bodenseestadt Konstanz. [...]
V. Assoziierte Mitglieder und Kooperationen
Cooperation with the CEU Budapest
Kooperationen