Erdteilallegorien und 'Bananenmädchen':
zu Repräsentationen des ‚Exotischen’ am menschlichen Körper
Die Repräsentation des ‚Exotischen’ manifestiert sich in der Darstellung ‚exotischer Körper’. Allegorien der Weltteile bevölkern die Deckenfresken des Barock, ‚Mohrenpagen’ begleiten die Portraits vornehmer Adliger, der „Sarotti-Mohr“ wird in der Produktwerbung des 19. Jahrhunderts zum Inbegriff für koloniale Luxusgüter – immer erscheint das ‚Fremde’ bildlich umgesetzt in der Darstellung ‚fremder’ Menschen. Als Typen mehr denn als Individuen personifizieren sie ‚das Exotische’. Es wird von der Annahme ausgegangen, dass im Prozess der Kolonialisierung Repräsentationspraktiken keineswegs lediglich zur Illustration von Politiken entstanden. Im Gegenteil: Durch die Wirkmächtigkeit von Bildern haben diese die politischen Aktivitäten erst möglich gemacht und aktiv mitbestimmt. Es stellt sich die Frage, ob, inwiefern und mit welchen Kriterien und Folgen die Darstellung des ‚Exotischen’ auch im Kontext einer möglicherweise vorhandenen Permeabilität und Neudefinition von Gattungsgrenzen an einer Schnittstelle der europäischen Bildkultur zu sehen ist. Wie werden Körper, zumal der ‚fremde Körper’, im Sinne einer Allegorie konstruiert? Welcher Art von Kodierung unterliegt dieser Darstellungsmodus, und welchen Zwecken dient er?
Zur Person
Miriam Oesterreich (assoziiertes Mitglied)
Universität Heidelberg
Transcultural Studies
Marstallstraße 6
69117 Heidelberg
Tel.: 06221 54-7857
Fax: 06221/5478-62
Lebenslauf
Studium der Kunstgeschichte, des Spanischen und der Altamerikanistik an den Universitäten von Heidelberg, Havanna (Kuba) und Valencia (Spanien) und an der Freien Universität Berlin. Viermonatiges Forschungsstipendium des DAAD in Mexiko-Stadt im Frühling 2007 zur Recherche der Magisterarbeit. Magisterabschluss im Oktober 2008 in Berlin mit Magisterarbeit in Kunstgeschichte zu einem Thema der mexikanischen Moderne. Von 11/2008 bis 09/2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Nachwuchsgruppe ‚Prinzip Personifikation’.
Publikationen:
Der Beatus von El Burgo de Osma. Die Apokalypse – Eine Enthüllungsgeschichte? Einige Fragen zu Körperkonzepten in den Miniaturen von 1086. In: Zöhl, Caroline (Hrsg.): Visionen vom Weltende. Apokalypse-Faksimiles aus der Sammlung Detlef M. Noack. Katalog zur Ausstellung. Berlin 2010, S. 45-49.
Integración y Resistencia en la Era Global, Décima Bienal de La Habana 2009, 23. März - 30. April 2009. Besprechung für H-ArtHist:
http://h-net.msu.edu/cgi-bin/logbrowse.pl?trx=vx&list=H-ArtHist&month=0906&week=c&msg=9ggstqXZHBuJ2zcmM%2brLHQ&user=&pw [31.08.2009].
Indigenistische Aspekte im Werk Raúl Anguianos – Die Reise nach Bonampak. In: Ebert, Anne; Lidola, Maria; Bahrs, Karoline; Noack, Karoline (Hrsg.): Differenz und Herrschaft in den Amerikas. Repräsentationen des Anderen in Geschichte und Gegenwart. Berlin 2009, S. 283-294.
Aspekte der Moderne in Wolfgang Webers Barcelona, in: « España a través de la cámara » - Das Spanienbild im Fotobuch, hg. v. Margit Kern, Leipzig 2008, S. 35-42. (zusammen mit Anna Bessler)
Ölskizzen aus Mexiko - Johann Moritz Rugendas, in: Staatliche Museen zu Berlin (Hrsg.): Koloniale Kunst in Lateinamerika. Prozesse gegenseitiger Aneignung. Katalog zur Ständigen Ausstellung im Ethnologischen Museum Berlin. Berlin 2005, S. 54-57.
Vorträge:
- „Der Troubadour und die America – Das Prinzip Personifikation und Geschlechtercodes“ im Rahmen der Tagung „Verflochtene Lebenswelten – 16. Fachtagung des Arbeitskreises Geschlechtergeschichte der Frühen Neuzeit“, Stuttgart Hohenheim 4.-6.November 2010 (zusammen mit Julia Rüthemann).
- „Männer, Frauen, exotische Waren. Zu den Geschlechterbildern früher Reklame“ im Workshop „Geschlechter-Bilder über die ‚einfachen’ Leute“ im Rahmen des 5. Treffens deutschsprachiger Südamerika- und KaribikforscherInnen. Phillips-Universität Marburg 29. September – 1. Oktober 2010.
- „Erdteilallegorien und ‚Bananenmädchen’ – Zu Repräsentationen des ‚Exotischen’ in früher Bildwerbung“ im Colloquium des CePoG (Centrum für Postcolonial und Gender Studies) der Universität Trier, 9. Juli 2010.
- „Erdteilallegorien und ‚Bananenmädchen’ – Zu Repräsentationen des ‚Exotischen’ in früher Bildwerbung“ auf der Tagung „Massen von Bildern. Untersuchung visueller Kultur in populären Medien“, Universität Frankfurt/Main 18.-19. Februar 2010.
- „Indigenistische Aspekte im Werk Raúl Anguianos“ auf der Tagung Ideen – Darstellungen – Wirklichkeiten. Symbolische Repräsentationen in den Amerikas, veranstaltet vom Lateinamerikanischen Institut, FU Berlin und dem Institut für Ethnologie, HU Berlin, 23.-27. April 2008.